Märkischer Kreis. (pmk). “Wenn es uns nicht gelingt, Assistenzärzte an unsere Krankenhäuser zu holen und ihnen durch einen attraktiven Weiterbildungsverbund auf Dauer Berufperspektiven in der Region zu eröffnen, werden wir bald zu wenig Fachärzte haben”, machte Volker Koch vom Verein Doktor Job im Lüdenscheider Kreishaus deutlich.
Auf Einladung von Volker Schmidt, Fachbereichsleiter Gesundheitsdienste und Ver- braucherschutz, stellte Koch die Arbeit seines Vereins den Mitgliedern des Ärztlichen Weiterbildungsverbunds Märkischer Kreis vor, der ebenfalls einem Ärztemangel im ländlichen Raum entgegen wirken will. Eine Vernetzung der Aktivitäten auf regionaler Ebene wird diskutiert.
Im Rahmen eines Projekts “Branchenkompetenz” der Regionale Südwestfalen über- nimmt der Verein Doktor Job e.V. mit Sitz in Arnsberg die Aufgabe, Fachkräfte im Gesundheitswesen für die gesamte Region Südwestfalen zu gewinnen. Der Verein ist aus dem Weiterbildungsverbund des Hochsauerlandkreises entstanden und besteht seit dem Jahr 2010. Zu seinen bisherigen Aktivitäten gehören:
- Organisation strukturierter Weiterbildungen
- Zusammenarbeit mit Universitätskliniken bzw. Universitätslehrstühlen
- Ausbildung von Tutoren für die Betreuung von Assistenzärzten
- Erarbeitung von Frauenförderprogrammen und Wiedereingliederungsmaßnahmen für Berufsrückkehrer
- Professionelle Werbeauftritte bei medizinischen Fachmessen (z.B. auch in Österreich)
- Zusammenarbeit mit den Wirtschaftsförderungsgesellschaften der einzelnen Landkreise
- Erstellung eines Internetauftrittes (www.doktorjob.de)
- Durchführung von „Study-Tours“ (Busreisen interessierter Studenten durch die Region mit Besuch einzelner Krankenhäuser und Arztpraxen)
- Vermittlung von Stipendien und Darlehen
- Einrichtung eines Job-Portals im Internet (kostenlos für Mitglieder)
- Hilfen bei der Gestaltung von Arbeitsbedingungen (Arbeitszeiten, Karriereförderung)
- Hilfen bei Gestaltung des sozialen Umfeldes (Kinderbetreuung, Arbeitsplatz für Partner)
- Hilfen bei der Infrastruktur (Existenzgründung, Grundstück, Wohnung, Praxiserwerb durch Kooperationen mit der Wirtschaftsförderung)
- Beteiligung an Projekten mit finanzieller Förderung von Bund und Land
Mitglieder sind Krankenhäuser, Arztpraxen aber auch juristische Personen wie Land- kreise. Fünf Krankenhäuser aus dem Märkischen Kreis sind bereits Mitglied. Ebenso der Hochsauerlandkreis. Derzeit laufen Gespräche mit dem Kreis Soest über eine Mitgliedschaft. Die Kreise Olpe und Siegen-Wittgenstein zeigen ihrerseits großes Interesse an einem Vereinsbeitritt. Auf diese Weise könnte eine Gesamtinitiative der Region Südwestfalen entstehen. Doktor Job bietet die Möglichkeit, Kräfte zu bündeln, Vernetzungen zu schaffen und Konkurrenzen zwischen lokalen Einzelinitiativen zu vermeiden.
Entstehende Kosten werden über Mitgliedsbeiträge und über Umlagen, der an einer konkreten Aktion Beteiligten, getragen. Der Mitgliedbeitrag bemisst sich auf 100 Euro/Jahr für eine Arztpraxis oder eine Fachabteilung eines Krankenhauses. Die Land- kreise zahlen je 1.000 Euro/Jahr als juristische Person. Die Aufgaben werden ehrenamtlich durch den Vorstand durchgeführt. Die Geschäftsführung obliegt dem Personalleiter eines Krankenhauses. Im Vorstand sind ein Geschäftsführer sowie ärztlicher Direktor eines Krankenhauses, niedergelassene Ärzte und ein Arzt des Gesundheitsamtes des Hochsauerlandkreises tätig.
Die Mitglieder des Ärztlichen Weiterbildungsverbunds Märkischer Kreis nahmen die Ideen des Vereins Doktor Job positiv auf. Eine mögliche Beteilung bzw. Mitarbeit der einzelnen Teilnehmer wird noch diskutiert.
Hintergrund zum Ärztlichen Weiterbildungsverbund Märkischer Kreis:
Seit dem 01. Mai 2011 besteht eine Kooperationsvereinbarung zwischen Kranken-häusern und niedergelassenen Praxen. Im Mittelpunkt steht die Organisation der fünfjährigen Weiterbildung für den Facharzt für Allgemeinmedizin. Diese erfolgt sowohl im Krankenhaus als auch in einer Arztpraxis. Durch Absprachen der Beteiligten unter-einander soll den interessierten Assistenzärzten die umfangreiche Organisation der Weiterbildung abgenommen werden.
Die demografische Entwicklung wird in vielen Berufsfeldern zu einem Mangel von Fachkräften führen. Dies betrifft auch die Gesundheitswirtschaft. Auf Bundes- und Landesebene finden derzeit vielschichtige Diskussionen zur Verbesserung der Rahmenbedingungen im Bereich der ärztlichen und pflegerischen Versorgung statt. Der Märkische Kreis hat nur sehr begrenzte Möglichkeiten steuernd darauf einzuwirken. Als großes Problem wird die Niederlassung von Hausärzten gesehen. Ein Lösungsansatz auf lokaler Ebene besteht in der Gründung eines Weiterbildungsverbundes.
Assistenzärzten soll bei der fünfjährigen Facharztausbildung für die verschiedenen Ausbildungsabschnitte in Krankenhäusern und Arztpraxen ein strukturierter und abgestimmter Rotationsplan zur Verfügung stehen. Die Assistenten müssen ihre Ausbildung nicht mehr selbst organisieren. In der Vergangenheit war dies oft nur mit erheblichem Aufwand zu leisten. Die Arztpraxen erhalten hierfür eine finanzielle Unterstützung von der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL). Dadurch soll ein attraktives Angebot für den ärztlichen Nachwuchs im Märkischen Kreis zur Verfügung stehen. Langfristig kann die Qualität der Weiterbildung verbessert werden.
Teilnehmer des Weiterbildungsverbunds sind folgende Einrichtungen bzw. Institutionen:
- Ärztenetz Herdecke AG,
- Ärztenetz MK-Süd e.V.,
- Ärzteverbund Südwestfalen,
- Hausarztzirkel MK-Nord e.V.,
- KVWL Bezirksstelle Lüdenscheid,
- Lennetz GmbH,
- Verwaltungsbezirk der Ärztekammer Lüdenscheid,
- Evangelisches Krankenhaus Bethanien Iserlohn,
- Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke,
- Hans-Prinzhorn-Klinik Hemer,
- Katholische Kliniken im Märkischen Kreis gem. GmbH,
- Krankenhaus Plettenberg,
- Lungenklinik Hemer,
- Märkische Kliniken GmbH,
- Paracelsus Klinik Hemer,
- Sankt Vinzenz Krankenhaus Altena
Ein Beitritt der Krankenhäuser aus dem Kreis Olpe und der dortigen Ärzteverbünde ist im Gespräch. Die Kooperationsvereinbarung stellt einen Rahmen für alle Beteiligten dar. Auf dieser Grundlage können im Einzelfall konkrete Verträge abgeschlossen werden.
Quelle: Pressestelle Märkischer Kreis