Zwölf Tage vor der Landtagswahl hatte der Caritasverband Olpe die Kandidaten zu einer Praxis Aktion geladen. Ihnen sollte ein Einblick in die unterschiedlichen Einrichtungen und Aufgabenfelder des Verbandes ermöglicht werden. Mit Jochen Ritter (CDU), Wolfgang Langenohl (SPD), Dr. Gregor Kaiser (Die Grünen), Ralf Knocke (Die Linke) und Joachim Hoffmann (FDP) nahmen fünf Kandidaten diese Einladung an.
Zunächst hatten alle fünf Kandidaten die Möglichkeit, das „wahre Leben“ bei der Caritas kennen zu lernen. So begleitete Jochen Ritter den Leiter des Caritas- Zentrums Lennestadt und Kirchhundem, Jürgen Voß durch das St. Franziskus Seniorenhaus in Elspe und besuchte hier die Wohngruppe „Hormecke“. Außerdem durfte er in fünf Haushalten bei der ambulanten Betreuung durch die Caritas mit dabei sein. Jochen Ritter erlebte hautnah die Wohnsituation älterer Menschen und den unermüdlichen Einsatz der Pflegekräfte, trotz wachsenden Zeitdrucks.
Wolfgang Langenohl war zu Gast bei focus-Centro in Olpe. Zusammen mit Andreas Mönig, Leiter der Werthmann-Werkstätten und Johannes Koch, Leiter des Netzwerkes focus-Leben und Wohnen, bekam er einen Einblick in den Alltag von Menschen mit einer psychischen Erkrankung und ihrem Wunsch auf Arbeit im ersten Arbeitsmarkt mit einer angemessenen Bezahlung. Dabei ließ es sich Wolfgang Langenohl nicht nehmen, selber beim Korbflechten auch Hand anzulegen.
Dr. Gregor Kaiser begleitete Dorothea Clemens als Leiterin von Caritas-AufWind in den integrativen Kindergarten in Saßmicke und in eine Familie im Rahmen der aufsuchenden Familienarbeit durch die Caritas. Fasziniert zeigte sich der Grünen Politiker durch die langfristige Betreuung, die der Familie Struktur und besonders den Kindern Perspektiven und Möglichkeiten gibt.
Ralf Knocke bekam durch Vinzenz Hohleweg, Zentrumsleiter in Wenden, einen Einblick in den Alltag im St. Josefsheim. Das Haus ist auf die Bedürfnisse von Menschen mit Demenzerkrankungen ausgerichtet. Der notwendige Investitionsbedarf in soziale Strukturen war ein weiteres Thema für den Kandidaten der Linken.
Joachim Hoffmann durfte Attendorns Zentrumleiter Uli Mertens begleiten. Joachim Hoffmann erlebte im Haus Mutter Anna, der Hausgemeinschaft für Menschen mit Demenz, mit welch einer Hingabe die Pflegekräfte hier im Einsatz sind. Außerdem begleitete er Mitarbeiter der Caritas-Station bei ihrem Einsatz in vier Haushalten.
Nach der Praxis waren alle Kandidaten zusammen mit ihren Begleitern zu einem Frühstück geladen. Nach einem regen Austausch über die Handlungsziele der einzelnen Kandidaten im sozialen Bereich, nutzte Geschäftsführer Christoph Becker die Gelegenheit, den Landtagskandidaten auch die Forderungen des Caritasverbandes zu überreichen.
So appellierte der Caritasverband an die Politik, bei Weiterentwicklungen diese zu Ende zu denken, denn „bevor man Bewährtes voreilig zerstört, sollte man das Bestehende erst einmal prüfen“, so Becker. Daraufhin entbrannte eine lebhafte Debatte über die Möglichkeiten und Grenzen der Inklusion.
Nicht aus dem Auge verlieren dürfe man die soziale Infrastruktur, dazu gehört neben Fachkräften und deren Ausbildung auch die Betreuung der ehrenamtlichen Helfer.
Einen Vorrang für die Wohlfahrtspflege und damit die Wertschätzung der Caritas als Wohlfahrtsverband und Partner ist eine weitere Forderung des Verbandes.
Mit dem Punkt „Vielfalt statt Radikalisierung“ wollten die Verantwortlichen auf die vielen Möglichkeiten hinweisen, die es schon heute gibt. „Der Slogan ambulante vor stationär zeigt nur die Extreme auf“, so Jürgen Voß, „Es gibt aber noch viele Facetten dazwischen und manchmal muss man den Mut haben, neue Modelle zu probieren und zu fördern.“ Die Forderung für die Kurzzeitpflege: „Sollte die Finanzierung nicht auf anderen Beinen gestellte werden als zurzeit, wird dieses Angebot trotz des hohen Bedarfes aussterben.“
Als letztes gab es ein klares „Ja“ zur Menschenwürde als „Aushängeschild“ für NRW und Deutschland. „Viele Flüchtlinge haben sich in den Orten und in Berufen integriert. Die derzeitige Abschiebepraxis stößt die Flüchtlinge sowie viele ehrenamtliche Helfer vor den Kopf, die sich zuvor gerade für diese Integration eingesetzt haben“, machte Christoph Becker deutlich.
Zum Abschluss bedankten sich die Kandidaten für die ungewöhnlichen Einblicke und der Caritasverband betonte nochmals weitere Gesprächsbereitschaft über die Landtagswahl hinaus. „Nutzen Sie uns als Experten“, bot Becker an.