Siegen / Olpe. „25 Prozent der Ausbildungsunternehmen in Siegen-Wittgenstein und Olpe wollen in diesem Jahr mehr Lehrstellen anbieten als 2010. Rund 57 Prozent planen, ihr Ausbildungsangebot konstant zu halten. Nur 18 Prozent wollen ihr Angebot reduzieren. Wir werten dies als weiteres Indiz, dass 2011 in Industrie und Handel leichte Zuwächse bei den betrieblichen Lehrverträgen möglich sind.“ Mit diesen Worten kommentierte der bei der Industrie- und Handelskammer Siegen (IHK) für Aus- und Weiterbildung verantwortliche Geschäftsführer Klaus Gräbener die Ergebnisse einer Blitzumfrage der Siegener Kammer zur aktuellen betrieblichen Ausbildungsbereitschaft. Entscheidenden Einfluss auf das anhaltend rege Einstellungsverhalten haben für die Ausbildungsbetriebe die Sicherung des Fachkräftenachwuchses (53 Prozent) sowie die positiven aktuellen und mittelfristigen Geschäftserwartungen (29 Prozent).
44 Prozent der Unternehmen spüren derzeit noch keine rückläufigen Bewerberzahlen als Folge der demografischen Entwicklung. Allerdings bauen schon zahlreiche Firmen vor: Rund ein Drittel reagiert bereits heute durch engere Kooperationen mit allgemein bildenden Schulen auf sinkende Bewerberzahlen, die sich spätestens in der Mitte des Jahrzehnts flächendeckend bemerkbar machen dürften. 28 Prozent der Unternehmen bieten schon heute mehr Praktikaplätze für Schülerinnen und Schüler als in früheren Jahren. Nach wie vor nutzen die Firmen einen vielfältigen Instrumentenkasten zur Gewinnung von Azubis. 46 Prozent schalten grundsätzlich die Agentur für Arbeit ein. Allerdings gaben auch 23 Prozent der befragten Firmen an, die Dienstleistungen der Agentur grundsätzlich nicht zu nutzen. 52 Prozent schalten Anzeigen in regionalen Printmedien, 35 Prozent versuchen in den Schulen direkt für die Unternehmen zu werben und über 40 Prozent setzen auch auf die Möglichkeiten des Internets.
Bei der Frage, aus welchen Gesichtspunkten heraus die Unternehmen ihre Lehrlinge nach abgeschlossener betrieblicher Erstausbildung übernehmen, zeigte sich ein ebenso eindeutiges Bild. Knapp 81 Prozent der befragten Firmen gaben auch hier die Fachkräftesicherung als zentrales Motiv an. Immerhin 36 Prozent sehen in ihrem Ausbildungsengagement zugleich eine Chance, sich als attraktives Unternehmen zu positionieren. Klaus Gräbener: „Mittel- und langfristig werden wir noch größere Probleme bei der regionalen Fachkräfteversorgung bekommen als bisher schon. Das ist in den Köpfen der betrieblichen Entscheider angekommen. Immer mehr Unternehmen realisieren, dass Ausbildungsverzicht heute der Verzicht auf das Wachstum von morgen bedeuten kann.“
Dabei sehen sich die Betriebe nach wie vor erheblichen Problemen bei der Besetzung von Lehrstellen ausgesetzt. Immerhin 81 Prozent testieren vielen Schulabgängern mangelnde Ausbildungsreife. 35 Prozent bemängeln die oftmals unklaren Berufsvorstellungen junger Leute. Die zentralen Mängel bei der Ausbildungsreife sehen die Unternehmen bei den elementaren Rechenfertigkeiten (63 Prozent), in der Disziplin der jungen Leute (53 Prozent) sowie in fehlender Leistungsbereitschaft und Motivation (58 Prozent). 51 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, hierauf bereits durch eigene Nachhilfeangebote zu reagieren.