Padberg – Genau 100 Jahre ist es her, dass der I. Weltkrieg ausbrach. Nachdem Österreich am 28.07.1914 gegen Serbien vorrückte und daraufhin das Deutsche Reich als Verbündete Österreichs Russland am 01.08.1914 und am 03.08.1914 Frankreich den Krieg erklärte, entbrannte der I. Weltkrieg. Der Marsberger Geschichts- und Heimatverein „Marsberger Geschichten – Schlüssel zur Vergangenheit e. V.“ durchforstete jetzt zusammen mit dem Ortsheimatpfleger Norbert Becker die Ortschronik von Padberg. Zusätzlich hatte Norbert Becker schon vor Jahrzehnten mit damals noch lebenden Padbergern Zeitzeugengespräche zum I. Weltkrieg geführt und diese Inhalte für die Nachwelt festgehalten. In den handschriftlichen Aufzeichnungen aus Padberg steht geschrieben, dass der Krieg sich schon lange zuvor angedeutet hatte. Das Attentat von Sarajevo auf den österreichischen Thronfolger brachte allerdings das „Pulverfass Europa“ zum Kochen.
In Padberg vermerkte man: „Es war am 29.06.1914, am Feste „Peter und Paul“. In Padberg wurde in althergebrachter Weise das Schützenfest auf dem „Stiege“ gefeiert.“ Da verbreitete sich während des Festes die Nachricht, dass Österreichs Thronfolger Franz Ferdinand und seine Gemahlin in Bosnien tags zuvor von einem Serben ermordet wurden. „Bis zum 25.07.1914 abends 6 Uhr“, so das Ultimatum in der Folgezeit, „soll Serbien den Mörder ausliefern und eine befriedigende Erklärung an Österreich-Ungarn abliefern“. „Das Ultimatum verstrich! Der Krieg ist unausweichlich.“ Es folgten „Tage banger Erwartung. Mit förmlicher Spannung erwartet man täglich die Zeitungen.“ Ganze Extrablätter über alle politischen Vorgänge wurden gedruckt.
Es trafen Nachrichten ein, dass „feindliche Spione ertappt und gefangen genommen worden“ sind. Es wurden einige Landwehrleute einberufen, um die Eisenbahnen, Strecken und Brücken zu schützen. „Die Behörde lässt durch die Ortsschelle gesetzliche Bestimmungen für den Fall eines ausbrechenden Krieges bekanntgeben. Das Telephon wurde für den privaten Verkehr gesperrt.“ … „Endlich, heute am Samstagabend ertönte von Neuem die Ortsschelle auf der Straße mit den Worten: „Seine Majestät, der Kaiser, haben die Mobilmachung des Heeres befohlen!“.
Ein letztes Foto wurde von den ausrückenden Padberger Männern vor der Gastwirtschaft Kleffner angefertigt. „Am heutigen Sonntag, dem ersten Mobilmachungstag, entstand im Dorfe ein reges Leben. Junge wehrfähige Leute durchzogen, patriotische Lieder singend den Ort. Täglich stellen Reservisten, Landwehrleute und Ersatzreservisten sich unter die Waffen“. Veteranen aus dem Deutsch-Französischen Krieg begleiteten sie meistens bis zum Bredelarer Bahnhof. Auch die Schulkinder, die „durch Verfügung der Kgl. Regierung“ während der ersten Zeit vom Unterricht befreit waren, schauten sich das Spektakel am Bredelarer Bahnhof an. Staunend betrachteten sie „die mit grünen Zweigen und schwarz-weiß-roten Fähnchen geschmückten Transportzüge“.
Mit Begeisterung lasen sie alle die Mut und Siegeszuversicht verratenden Sprüche, mit denen die Züge beschrieben waren. „Auf nach Paris!“, „Franzosen, Russen, Serben, die müssen alle sterben – Deutschland wird alles erben!“, „Jeder Stoss ein Franzos! – Jeder Schuss ein Russ!“, „Jeder Tritt ein Britt! – Jeder Klapps ein Japs!“ und „Jede Schuld rächt sich auf Erden und Russland muss westfälisch werden!“. Jubelnd stimmten die Kinder mit ein, in die „nicht enden wollenden Hurra-Rufe der durchfahrenden Krieger“… Tiefen Eindruck hinterließ „eine mit Eichenlaub geschmückte Lokomotive und einem großen Bild von Kaiser Wilhelm II.“. „Auch Lehrer Franz Kruse hierselbst wird am heutigen, dritten Mobilmachungstage zur Fahne einberufen.“. Er kehrte aber krankheitshalber nach 3 Wochen zurück. Bis Ende 1914 wurden 48 wehrfähige Männer aus der Gemeinde zum großen Heere einberufen.
Mit Freude vernahm man „die ersten Siege: Lüttich, Brüssel, Antwerpen, Namur, Montmédy, Maubeuge – Wer kann uns noch stoppen?“. Feierliches Glockengeläut kündeten die Schlachtsiege der ganzen Gemeinde an. Doch der Krieg forderte schon bis Ende 1914 in Padberg erste Opfer. Bernhard Linke, Anton Misselke und Johann Pack fielen in den ersten Monaten des Krieges. Franz Mörs geriet 1914 schwer verwundet in französische Gefangenschaft. Die Anfangseuphorie, die bis dahin auch in Padberg herrschte, war zu diesem Zeitpunkt bereits verflogen. Viele weitere Opfer forderte der I. Weltkrieg bis zum Kriegsende am 11.11.1918. Die gesamte, weltweite Schreckensbilanz lautet 17 Millionen tote Soldaten und Zivilisten. Weitere 20 Millionen verwundete Soldaten und Kriegsinvalide findet man in den Listen wieder. Zur Stadt Marsberg und den umliegenden Ortschaften ist herzu die große Weltkriegsausstellung noch bis zum 11.08.2014 während den Öffnungszeiten in der Volksbank Marsberg zu sehen.