Arnsberg – Unter dem Motto „Voll engagiert!” würdigt die Bezirksregierung Arnsberg ab sofort Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die in ihrer Freizeit – oft mit hohem Aufwand – ehrenamtlich tätig sind. Andreas Pletziger, der 2008 die Studenteninitiative „Weitblick“ gegründet hat, ist hierfür ein besonders gutes Beispiel. Die Auszeichnung des 35- jährigen Dezernenten durch Regierungspräsident Dr. Gerd Bollermann ist Teil einer Kampagne, mit der das bürgerschaftliche Engagement in der Region nachhaltig gestärkt werden soll.
Wobei: Weitblick, das Projekt von Andreas Pletziger, hat die regionale Ebene längst verlassen, ist heute weit über Westfalen hinaus ein Begriff. Die Idee dazu kam Pletziger 2007, als er nach einer Afrikareise (Tansania und Südafrika) nach einer Studenteninitiative suchte, die sich im Bereich Entwicklungspolitik, Bildung und Integration engagiert. Doch weder in seinem Studienort Münster noch deutschlandweit gab es eine solche Initiative. Sein Schluss daraus: „Dann gründe ich eben selbst eine!“ Gesagt, getan: Pletziger entwarf Konzept und Satzung für den Verein. „Das war der Startschuss für eine Erfolgsgeschichte – für eine Studenteninitiative, in der sich heute, sechs Jahre nach der Gründung von ‚weitblick‘ 2008, bereits 2.000 Menschen in 15 Städten für einen weltweit gerechten Zugang zur Bildung engagieren“, würdigte Regierungspräsident Bollermann das Projekt jetzt im Rahmen einer Feierstunde in Arnsberg.
15 lokale Weitblick-Initiativen und ein Bundesverband zur städteübergreifenden Koordinierung der Tätigkeiten sind derzeit aktiv. Insgesamt ca. 700.000 Euro wurden von ihnen in den ersten sechs Jahren für Bildungsprojekte im In- und Ausland gesammelt und eingesetzt – komplett auf ehrenamtlicher Basis. Um für die Projekte zu trommeln, konnten bekannte Unterstützer gewonnen werden: Die Schirmherrschaft der größten Weitblick-Ortsgruppe (Studenteninitiative Weitblick e.V. in Münster) hat zum Beispiel Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Heribert Meffert übernommen. In Hannover fungiert Universitätspräsident Erich Barke als Schirmherr. Und auch die Hochschullehrer Manfred Krafft, Jürgen Götze und Jörg Baetge, der Fußballer Mario Götze, das Topmodel Toni Garrn, der Schriftsteller Fridolin Schley sowie der Comedian und Moderator Oliver Welke gehören zu den Unterstützern von Weitblick.
Neue Schulgebäude in Entwicklungsländern
Weitblick fördert die Schul- und Berufsausbildung von Kindern und Jugendlichen in über 20 Staaten, vor allem in Entwicklungsländern in Afrika, Asien und Lateinamerika – durch den Neubau von Schulgebäuden oder Bibliotheken sowie die finanzielle und personelle Förderung bereits bestehender Bildungseinrichtungen und Projekte. 2009 war in der beninischen Gemeinde Dogbo in Kooperation mit dem Verein ProDogbo das erste Weitblick-Schulgebäude errichtet worden, inzwischen sind fünf weitere in Benin sowie eins in Kambodscha und fünf in Kenia dazugekommen. Auch in Ghana hat Weitblick ein Schulbauprojekt abgeschlossen. Mittlerweile gehen jeden Morgen weltweit rund 1.800 Kinder in Weitblick-Schulen. Und als neustes Projekt startete die Initiative im Juni 2014 den Bau einer Universität im westafrikanischen Benin.
In Deutschland übernehmen Weitblick-Mitglieder Bildungspatenschaften für Schulkinder und unterstützen weitere Lernprojekte für Grundschüler. Für Studierende und andere junge Erwachsene organisiert Weitblick Bildungsfahrten, Podiumsdiskussionen, Workshops und Zeitzeugengespräche mit KZ-Überlebenden. Zudem veranstaltet die Initiative u.a. Spendenläufe, Ausstellungen, Partys, Konzerte und Theaterstücke. Die Einnahmen fließen in die jeweiligen Projekte.
Urkundenübergabe am Donnerstag, 25.09.2014: Regierungspräsident Dr. Gerd Bollermann (Mitte) und Weitblick-Gründer Andreas Pletziger (2. v.l.) – gemeinsam mit (v.l.) Dr. Till Immich, Peter Krämer und Klaudia Wiechers (alle Bezirksregierung Arnsberg) – Foto: Bezirksregierung Arnsberg.Weitblick-Projekt ragt heraus
Andreas Pletziger legt sich – als Vorsitzender von Weitblick Münster (2008-2014), Bundesvorsitzender (2011-2013) und Gründungsinitiator des geplanten Weitblick-Alumni-Vereins – pro Woche rund 20 Stunden für die erfolgreiche Entwicklung der Initiative ins Zeug. „Unser Ziel ist, Studierenden aller Fachrichtungen die Möglichkeit zu bieten, sich neben dem Studium zu engagieren und ihr Wissen und ihre Fähigkeiten für soziale Projekte in den Bereichen Bildung und Entwicklungspolitik einzusetzen. Wir versuchen, durch die Vereinsarbeit das Bewusstsein der Studierenden für eine soziale Verantwortung zu schärfen.“
Dieses Engagement – bereits vielfach ausgezeichnet, u.a. „NRW denkt nach(haltig)“, Bundessieger „startsocial“ – würdigt die Bezirksregierung nun im Zuge der Kampagne „Voll engagiert!“. Unter den Projekten, die Mitarbeiter/innen nach einem internen Aufruf vorstellten, hat Pletzigers Initiative eine Ausnahmestellung – wegen ihres Wirkungsgrades. Allerdings: Der Jury waren weitere tolle ehrenamtliche Projekte von Behördenmitarbeitern präsentiert worden, die in ihre Initiative ähnlich viel Zeit und Herzblut stecken. „Diese Projekte werden wir ebenfalls vorstellen, um die Bedeutung des bürgerschaftlichen Engagements herauszustellen und nachhaltig zu stärken“, sagt Peter Krämer, bei der Bezirksregierung seit Oktober 2013 Beauftragter für Bürgerschaftliches Engagement.
Bezirksregierung installierte Beauftragten
Neben der Kampagne „Voll engagiert!“ koordiniert der 43-Jährige weitere Maßnahmen der Bezirksregierung, die das Ehrenamt in der Region fördern und dabei das Engagement der eigenen Mitarbeiter stärken sollen. 10 Prozent seiner Arbeitszeit kann Krämer, Büroleiter im Dezernat 22 (Gefahrenabwehr), hierfür aufwenden – in Anlehnung an das Vorbild im NRW-Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport (wo Beschäftigte auf 2 1/2 Stellen das bürgerschaftliche Engagement stärken).
Krämer soll ein Lotse sein, der Behörde(n) und Bürgerschaft miteinander in Kontakt bringt sowie Projekte koordiniert und ideell unterstützt. Seine Rufnummer: 02931 82 2129. „Ich möchte ein Ansprechpartner für die vielen ehrenamtlich Tätigen im Regierungsbezirk sein und dabei auch die Behördenmitarbeiter/innen vertreten, die sich neben ihrem Beruf freiwillig engagieren. Vor allem will ich dazu beitragen, eine Anerkennungskultur für das Ehrenamt zu etablieren und auszubauen“, betont Krämer.