Olsberg – Die Resonanz war überwältigend: „Ich bin positiv überrascht“, sagte Bürgermeister Wolfgang Fischer beim Blick in die Runde. Bei der Gesprächsrunde zur ehrenamtlichen Flüchtlingsarbeit in Olsberg blieb kaum ein Stuhl leer. Knapp 100 Frauen und Männer waren gekommen, um sich über Möglichkeiten und Bedarf zu informieren. Wolfgang Fischer unterstrich die Bedeutung der Helfer: „Wenn wir die Ehrenamtlichen nicht hätten, könnten wir die Flüchtlingsarbeit so nicht leisten.“ Im Mittelpunkt stand im Ratssaal der Stadt am Dienstagabend, Interessierten aufzuzeigen, „wo man sich vielleicht einbringen kann“. Flüchtlinge aus 25 Ländern leben derzeit in der Stadt Olsberg. 44 Prozent davon sind alleinstehende Männer, 28 Prozent Kinder.
Elf Prozent der Asylbewerber stammen aus Syrien. 35 Prozent kommen vom Westbalkan (Kosovo, Bosnien-Herzegowina, Albanien, Serbien, Mazedonien) – und haben nur eine geringe Aussicht auf Anerkennung. Im ersten Halbjahr 2015 kamen 64 neue Flüchtlinge nach Olsberg. Im zweiten Halbjahr ist ein ähnlich großer Zuwachs prognostiziert. „Wir setzen auf die dezentrale Unterbringung“, erläuterte Bürgermeister Fischer. 14 Wohnungen sind in Bigge angemietet, elf in Olsberg, sieben in Elleringhausen, vier in Wulmeringhausen, je drei in Wiemeringhausen und Elpe, je eine in Bruchhausen und Antfeld. Vorteil dieses Konzepts: „Das entzerrt gegebenenfalls Konfliktpotenzial.“
Außerdem könne so Integration vor Ort leichter gelingen. Drei Schwerpunkte sieht Wolfgang Fischer für ehrenamtliche Arbeit: die Sprachförderung, um Grundkenntnisse für den Alltag zu vermitteln; eine Art Lotsenfunktion (Schulen, Ärzte, Behörden, Ausländerbehörde etc.); Informationen über den Alltag und das Leben in Deutschland.
Ehrenamtlich aktiv in der Flüchtlingsarbeit sind zum Beispiel der Studienkreis Olsberg, die Caritas, katholische und evangelische Kirchengemeinde, der internationale Frauentreff in Bigge sowie zahlreiche einzelne Bürger.
Veronika Heiselmeier, Leiterin der Tafel Olsberg, kennt aus ihrer Arbeit viele Flüchtlinge: „Wir sind oft die erste Anlaufstelle. Das ist zwar schwierig mit der Sprache, aber man hat ja Hände und Füße.“ Sie bringt den Wunsch des Studienkreises auf den Punkt: „Wir stellen uns vor, eine Art Paten zu finden, die Asylbewerber an die Hand nehmen und ihnen das Leben hier erklären.“
Der Lohn dafür: „Diese Dankbarkeit dieser Menschen, das Lächeln, die strahlenden Augen, wenn man mit ihnen spricht – das ist das schönste Dankeschön, das man bekommen kann.“ Winfried Meyer, der sich mit fünf weiteren Ehrenamtlichen im Studienkreis engagiert, stellte erfreut fest, die Resonanz zeige, dass großes Interesse an Mitarbeit bestehe. Die derzeit im Studienkreis aktiven Personen seien überfordert damit, über 50 Asylbewerber zu betreuen.
Meyer: „Das ist in Zukunft nicht mehr leistbar für uns. Wir benötigen weitere Helfer, die uns bei der Arbeit unterstützen.“ Gudrun Straberg vom Studienkreis Olsberg stieß ins selbe Horn: „Aus dem anfänglichen Sprachkurs hat sich ein Lebensbegleitungskurs entwickelt.
Es ist ein großes Vertrauensverhältnis entstanden.“ Mit vier Stunden Sprachkurs donnerstags sei es längst nicht mehr getan: „Daraus sind sieben Tage in der Woche geworden. Wir schaffen das nicht mehr, wir brauchen Hilfe.“ Auch Dieter Werder vom Studienkreis appellierte an die Anwesenden, Flüchtlinge im Alltag zu begleiten: „Das liegt uns sehr am Herzen.“ Winfried Meyer: „Die Arbeit muss auf mehr Schultern verteilt werden.“
Dazu sind viele Olsberger bereit: 24 Personen trugen sich bereits am Donnerstag in Listen ein, um sich als Ehrenamtliche in unterschiedlicher Weise und Zeit einzubringen. Sie werden zum nächsten Treffen am Dienstag, 1. September, um 18 Uhr im Ratssaal eingeladen. Dabei wird es dann ganz konkret um die Verteilung von Aufgaben gehen.
Auch weitere Interessierte sind zu diesem Termin herzlich eingeladen. Wie sehr das ehrenamtliche Engagement in der Flüchtlingshilfe auch auf NRW-Ebene geschätzt wird, zeigt eine ganz besondere Einladung: NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft bittet zum Ehrenamtsempfang ins Gerry-Weber-Stadion in Halle/Westfalen. Eingeladen sind Bürgerinnen und Bürger, die sich bei der Unterbringung und Betreuung von Flüchtlingen und Asylbewerbern ehrenamtlich engagieren.
Mit dabei: Annemarie Lein und Winfried Meyer vom Studienkreis Olsberg.
Quelle: Hochsauerlandwasser GmbH