Meschede/Olsberg – Eine Selbstverständlichkeit – eigentlich: Man dreht den Wasserhahn auf, und heraus fließt Trinkwasser – in bester Qualität, so viel man will, stets verfügbar. Doch hinter dieser „Selbstverständlichkeit“ steht ein ebenso ausgeklügeltes wie aufwändiges System der Aufbereitung, jede Menge Technik- und vor allem „Know how“ der Menschen, die jeden Tag aufs Neue dafür sorgen, dass im heimischen Raum niemand „auf dem Trockenen sitzen“ muss. Wie spannend Trinkwasser sein kann, erlebten die Mitglieder des Lions-Clubs Olsberg-Bestwig im Wasserwerk Stockhausen westlich von Meschede.
Robert Dietrich und Christoph Rosenau, Technischer sowie Kaufmännischer Geschäftsführer des heimischen Trinkwasserversorgers Hochsauerlandwasser GmbH (HSW), stellten den interessierten Besucherinnen und Besuchern direkt vor Ort die Funktionsweise des Wasserwerks sowie die Arbeit der HSW insgesamt vor. Seit Anfang der 80-er Jahre liefert die Anlage in Stockhausen jährlich bis maximal 1.000.000 Kubikmeter Trinkwasser. Von 2008 bis 2010 hat die HSW das Wasserwerk im Ruhrtal umfangreich erweitert und ertüchtigt. Insgesamt drei Millionen Euro hat das gekostet – neben der neuen Technik wurden dabei knapp 600 Meter Rohrleitungen, gut ein Kilometer Schlauchleitungen, 270 Armaturen sowie 13,5 Kilometer Kabel „verbaut“.
Dementsprechend ist es auch „High-Tech“, was im Wasserwerk Stockhausen zu sehen ist. Zum Beispiel die so genannte Ultramembranfiltration: „Sie macht es möglich, kleinste Partikel wie zum Beispiel Keime, Bakterien, Viren und Parasiten aus dem Rohwasser zu entfernen“, erläutert Robert Dietrich. Das Wasser in Stockhausen durchläuft dabei 66 Module, die insgesamt 3.300 Quadratmeter aktive Membranfläche enthalten: „Das ist eine unüberwindbare Barriere für alle Mikroorganismen.“
Sollten so genannte Stoffspuren wie etwa Pflanzenschutzmittelreste, Arzneimittelrückstände oder aber auch das mittlerweile kaum noch nachweisbare PFT in das Rohwasser gelangen, entzieht eine Aktivkohlestufe diese dem Wasser. Der Einbau eines zweiten rund sieben Meter hohen und mehrere Meter im Durchmesser umfassenden Filterkessels war äußerst aufwändig: Um den Stahlkoloss per Autokran ins Gebäude hieven zu können, musste eigens das Dach geöffnet werden. Diese Bauarbeiten hat die HSW direkt für eine ohnehin anstehende Dachsanierung genutzt.
Als „Sahnehäubchen“ der Anlage bezeichnet der Technik-Geschäftsführer aber die neben der Chlordioxiddesinfektion mögliche Entkeimung mittels einer UV-Anlage. Das Trinkwasser fließt dabei durch zwei Metallzylinder, in dem sich je neun Röhren befinden, aus denen ultraviolettes Licht strömt: „Dieses Licht hat eine ganz bestimmte Wellenlänge, die – noch einmal zur Sicherheit – die Substanz von im Ausnahmefall „durchgeschlüpften“ Mikroorganismen so schädigt, dass diese unschädlich gemacht werden.“ Für den Nutzer „am anderen Ende der Leitung“ hat diese Art der Entkeimung den Vorteil, dass sie für ihn quasi unmerklich geschieht.
Zum Schluss gelangt das „Lebensmittel Nr. 1“ im Wasserwerk Stockhausen in zwei je 150 Kubikmeter große Trinkwasser-Kammern. „Über entsprechend leistungsfähige Pumpen nimmt das Trinkwasser seinen Weg in den Hochbehälter Langenberg und weiter ins Rohrnetz zu den Verbrauchern in den Bereichen Calle, Wallen, Berge, Visbeck, Grevenstein, Stockhausen, Remblinghausen sowie in Teile des Mescheder Nordens“, so Robert Dietrich. Außerdem steht das Trinkwasser bei Bedarf – per Transportleitung des Wasserverbandes Hochsauerland – den Kunden in Bestwig und Olsberg sowie in der Gemeinde Eslohe zur Verfügung.
Die Informationen und Einblicke beeindruckten die Besucher sichtlich. Ulrich Vorderwülbecke, Präsident des Lions-Clubs Olsberg-Bestwig, brachte es auf den Punkt: „Wenn man sieht, was alles hinter einer vermeintlichen ,Selbstverständlichkeit‘ wie Trinkwasser steckt, wird man schon ein bisschen demütig.“