Marsberg – Der städtische Nothaushalt und verschiedene Sparpakete bestimmen aktuell den Alltag und die Schlagzeilen in Marsberg. Kurz gesagt: „Alles kommt auf den finanziellen Prüfstand!“. Einsparungen und Schließungen von städtischen Einrichtungen stehen auf der Tagesordnung.
Die „Marsberger Geschichten – Schlüssel zur Vergangenheit e.V.“ erinnern sich an anno dazumal. Vor 100 Jahren, im Jahr 1914, brach der I. Weltkrieg aus. Es fehlte schon während der Kriegsjahre an allen Ecken und Enden. Die Not der Bevölkerung war auch nach dem Krieg spürbar. Inflation machte die Runde und endete vorerst in der Weltwirtschaftskrise in den 1920er Jahren. In dieser Zeit wurde in Marsberg Notgeld gedruckt. Man wollte den Bürgern eine gewisse Sicherheit bieten.
Die „Marsberger Geschichten“ haben innerhalb ihrer Vereinssammlung verschiedenste Marsberger Notgeldscheine, die auch alle im Umlauf waren, wiederentdeckt. Sie stammen aus dem Jahr 1921 und zeigen unter anderem den Bilsteinturm, die Josephskapelle, den Hl. Sturmius, Heinrich von Marsberg oder auch Gastwirtschaften in Nieder- und Obermarsberg in Stückelungen von 50 Pfennig, 75 Pfennig und einer Mark. Hergestellt wurden diese in der Marsberger Druckerei Boxberger. Den künstlerischen Entwurf für die Geldscheine fertigten die Marsberger Bildhauer Larenz, speziell Bernard Larenz.
Im Sommer 2013 übergaben die Eheleute Elisabeth und Franz-Josef Larenz das große Bildhauervermächtnis an den Marsberger Geschichts- und Heimatverein. Darunter befanden sich auch die damaligen Original-Geldschein-Entwürfe des Marsberger Notgelds aus 1921, die dazugehörigen Farbmuster, -auszüge und Matrizen. Sogar unveröffentlichte, bis dato unbekannte Entwürfe von Geldscheinen lagen der umfangreichen Larenz-Sammlung bei. Vielleicht war in 1921 die Inflation schon soweit fortgeschritten, dass der 25-Pfennig-Schein nicht mehr auf den Markt und somit nicht mehr in den Umlauf kam. Dieser Entwurf eines Scheins zeigt den Marsberger Bergmann mit Grubenlampe, das alte Niedermarsberger Wappen: den Löwen sowie das Bergmannswappen. Verziert wird er mit einem plattdeutschen Spruch zur damaligen Marsberger Notzeit. Dieses Unikat steht nun zum offiziellen, 75-jährigen Tätigkeitsende der Bildhauer-Gebrüder Larenz zur Veröffentlichung durch die „Marsberger Geschichten – Schlüssel zur Vergangenheit e.V.“ an.
Der Marsberger Geschichts- und Heimatverein bringt hiermit seine eigene Währung in den Umlauf. Diese Devisen sind krisensicher und trotzen jeder Inflation. Die neuen Marsberger Notgeldscheine weisen natürlich verschiedene Sicherheitsmerkmale auf und sind nummeriert. So wurde das Marsberger Wappen, das „A“, in einem speziellen Goldprägedruck-Verfahren auf die Scheine aufgebracht. Für die Erstherausgabe entstanden in Zusammenarbeit mit der Druckerei Boxberger vier Marsberger Notgeldscheine mit unterschiedlichen, historischen Motiven zu Niedermarsberg und Obermarsberg, die sich auf der Vorderseite des Geldscheins befinden. Die Rückseite zeigt den zuvor beschriebenen Originalentwurf des „Bergmannscheins“ aus 1921. Die unterschiedlich großen Scheine weisen Eurowerte von 2,50 Euro bis 4,00 Euro auf. Der komplette 4er-Satz ist somit für 13,00 Euro zu haben.
Die Rückseite eines aktuellen Marsberger Notgeldscheins – Quelle: Marsberger Geschichten – Schlüssel zur Vergangenheit e.V.Als Sammlerstücke werden die Geldscheine nicht nur Marsberger Geschichtsfreunde und Bergbaufans begeistern. Sie können auch als Gutschein für die zahlreichen Publikationen der „Marsberger Geschichten – Schlüssel zur Vergangenheit e.V.“ eingelöst werden. Dieses ist dann zur „Oster-Neuerscheinung“ des Vereins möglich. Die Scheine müssen bei Einlösung vom Besitzer handschriftlich unterschrieben und somit entwertet werden. Das Marsberger Notgeld ist ab sofort in den Buchhandlungen Podszun und Schreiber, bei der Druckerei Boxberger, Tankstelle Bunse, Marktkauf Marsberg, Regalo in Marsberg und unter www.Marsberger-Geschichten.de erhältlich. Auch Original-Scheine aus 1921 können noch erworben werden.
Und: Um auf die sich im Nothaushalt befindliche Stadt Marsberg zurückzukommen, bieten die „Marsberger Geschichten – Schlüssel zur Vergangenheit e.V.“ an, dass die Bürger Marsbergs in der Karnevalszeit – also bis Aschermittwoch – Zeit haben, ihre Notgeldscheine der Stadt zur Verfügung zu stellen. Die „Marsberger Geschichten – Schlüssel zur Vergangenheit e.V.“ würden dann, sofern die Stadt Marsberg der Meinung ist, dass sie Geld benötigt und sich beim Geschichts- und Heimatverein meldet, den Gegenwert gegen Vorlage der Scheine an die Stadt Marsberg auszahlen. Vielleicht wird hierdurch der städtische Haushalt saniert?!