Meschede. Am Ende konnten die Verantwortlichen von Stadt Meschede und Hochsauerlandwasser GmbH (HSW) ein eindeutiges Meinungsbild mitnehmen: Befürworter des „Frackings“ gab es unter den Besuchern der Bürger-Information im kleinen Saal der Mescheder Stadthalle nicht. Im Gegenteil: Die rund 50 Besucherinnen und Besucher machten deutlich, dass sie Risiken, die mit der umstrittenen Erdgas-Fördertechnik verbunden sind, für nicht verantwortbar halten.
Gemeinsam hatten die Stadt Meschede und der heimische Trinkwasserversorger HSW zu der Info-Veranstaltung eingeladen. Hintergrund: Der Konzern BNK Deutschland hat beim Land NRW beantragt, den heimischen Raum auf Erdgasvorkommen in so genannten „unkonventionellen Lagerstätten“ zu erkunden. Dabei ist das Erdgas in bis zu 5.000 Meter tiefen Gesteinsformationen gebunden. Um es fördern zu können, wird das Gestein durch Einpressen von Flüssigkeit unter hohem Druck regelrecht „geknackt“, erläuterte Robert Dietrich, Technischer Geschäftsführer der Hochsauerlandwasser GmbH – diese Technik wird „hydraulic fracturing“ – kurz „Fracking“ – genannt.
Das Problem: Die so genannte „Frack-Flüssigkeit“ enthält neben Wasser und Sand auch giftige Substanzen. Robert Dietrich: „Pro Bohrung sind das bis zu 50 Tonnen teils toxischer Chemikalien.“ „Fracking“ berge deshalb immer auch das Risiko, dass diese Stoffe dann in Grund- und Oberflächenwasser eindringen können. Zudem sieht der HSW-Geschäftsführer noch eine ganze Reihe weiterer Probleme beim „Fracking“ – unter anderem unkontrollierte Gasaustritte ins Grundwasser und an der Erdoberfläche, das Zerstören von Deckschichten, die das Grundwasser schützen, hohen Wasserverbrauch und sogar die Gefahr, dass – kleinere – Erdbeben ausgelöst werden können.
Gemeinsam mit anderen Trinkwasserversorgungsunternehmen, die sich in der „Arbeitsgemeinschaft der Wasserwerke an der Ruhr“ (AWWR) zusammengeschlossen haben, sehe die HSW das „Fracking“ daher äußerst kritisch, so Robert Dietrich. In Gegenden wie zum Beispiel den USA, wo bereits „gefrackt“ werde, habe es immer wieder Pannen und Probleme gegeben. Die AWWR hat deshalb eine ganze Reihe von Forderungen für das Ruhreinzugsgebiet aufgestellt: Vom Vorrang der Trinkwasser- vor der Rohstoffgewinnung über eine zwingende Umweltverträglichkeitsprüfung für Bergbau-Vorhaben bis hin zur Einrichtung von Ausschlussgebieten und einer intensiven Überwachung.
Allerdings: Für mögliche „Fracking“-Pläne gelte das Bundesbergrecht, erläuterte Martin Dörtelmann, Leiter des Fachbereichs Planung und Bauordnung der Stadt Meschede, „und dieses Bergrecht hat sein Eigenleben.“ So gebe es – im Unterschied zu anderen Genehmigungsverfahren – weder eine Umweltverträglichkeitsprüfung mit Bürgerbeteiligung oder maßgebliche Einflussmöglichkeiten für Kommunen. Ein Vorstoß des Landes NRW, das bundesweite Bergrecht an dieser Stelle zu ändern, sei bislang von anderen Ländern abgeschmettert worden.
Dennoch: Sowohl Robert Dietrich wie auch Martin Dörtelmann traten der Einschätzung entgegen, dass „Fracking“ in der Region nicht mehr zu verhindern sei. „Bei den beteiligten Behörden hat ein Umdenken stattgefunden“, so der HSW-Geschäftsführer. Mit der Möglichkeit zur Stellungnahme würden Kommunen und Landkreise in Entscheidungsprozesse eingebunden; zudem werde Wert auf „größtmögliche Transparenz“ gelegt. Auch Martin Dörtelmann sieht nach wie vor eine „breite Front“, um das Bergrecht zu novellieren – mit einer Beteiligung der Bürgerschaft.
Die Stadt Meschede hat bereits eine ablehnende Stellungnahme zu den Plänen der BNK Deutschland abgegeben. Robert Dietrich empfahl den Bürgerinnen und Bürgern zudem, sich bei den heimischen Landtags- und Bundestagskandidaten für eine klare Haltung zum „Fracking“ einzusetzen: „Zum Schutz unserer Umwelt, unserer Natur, unserer Landschaft und unseres Trinkwassers sollten wir Windrädern den Vorzug vor Bohrtürmen geben.“ Eine Besucherin der Bürgerinformationsveranstaltung brachte es auf den Punkt: „Sauberes Trinkwasser ist mehr wert als alles Geld, dass man mit diesem Gas verdienen kann.“ Weitere Informationen zum Thema „Fracking“ finden Interessierte auch unter www.hochsauerlandwasser.de auf der Internet-Seite der HSW.