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Arnsberg – Meisterjubiläum: Werner Hirschfeld legte vor 75 Jahren in Arnsberg die Meisterprüfung ab

Es gibt Jubiläen, von denen man meint, es könne sie gar nicht geben. Ein 75-jähriges Meisterjubiläum gehört sicher auch dazu. In den vergangenen 25 Jahren ist es im Bezirk der Handwerkskammer Südwestfalen erst einmal vorgekommen, doch der Jubilar damals wohnte in Niedersachsen und nun war es sogar ein Bäckermeister aus Plettenberg, der sich bei der Handwerkskammer meldete.

„Ich habe die Kartoffeln schon fertig geschält“, erzählt der rüstige Rentner Werner Hirschfeld den Gratulanten Präsident Willy Hesse und Hauptgeschäftsführer Meinolf Niemand an diesem Morgen, „auch die für oben.“ Oben im Haus wohnt seine Tochter, zu der er mittags zum Essen geht. Ein Sohn von ihm, auch Bäckermeister wie er, wohnt in Kanada. „Der ist auch schon ein paar Jahre in Rente, arbeitet aber noch zwölf Stunden pro Woche“, schmunzelt der Jubilar. Die Geschwister des Jubilars wohnen in Plettenberg, sind auch bereits über 90 Jahre alt: „Gute Gene!“ Kinder, Enkel und Urenkel trifft er ebenfalls regelmäßig und „Am Telefon kann ich alle an ihrer Aussprache erkennen. Jeder betont etwas anders.“

Werner Hirschfeld erzählt von früher, als sein jetziges Wohnzimmer noch das Ladenlokal an der Herscheider Straße war, hinter dem Haus lag die Backstube. Bevor er sich einen Monat nach Kriegsanfang auf den Weg zur Meisterprüfung nach Arnsberg machte, musste er sich erst noch fünf Liter Benzin für den Opel P4 leihen. Das reichte bis dort. Für die Rückfahrt hatte er Glück. Sein Prüfer musste nach Altena und für den Umweg rückte der „Anhalter“ einen Bezugsschein für weitere fünf Liter heraus. Die letzten zwei Kriegsjahre musste Werner Hirschfeld dann doch noch einrücken und den Betrieb in Plettenberg schließen. Brotbacken blieb dennoch seine Aufgabe und Kopfrechnen noch heute seine Sache: Anzahl Backöfen mal Anzahl Einschübe mal Anzahl Laibe mal Anzahl Backvorgänge – das machte rund 4800 Brote am Tag, den Teig von Hand geknetet.

Unbeschadet nach dem Krieg heimgekehrt wurde der Betrieb an der Herscheider Straße wieder in Schwung gebracht und nach und nach das Sortiment auch erweitert. Ein fester Kunde war das Krankenhaus, das bei jedem Wetter pünktlich beliefert werden musste. Doch als unweit seiner Backstube ein großer Supermarkt eröffnete, rechnete sich der Betrieb der kleinen Handwerksbäckerei, die er von seinem Vater übernommen hatte, nicht mehr und wurde vor 37 Jahren geschlossen. „Inzwischen bekomme ich schon länger Rente als ich eingezahlt habe.“ Aber so wirklich ganz im Ruhestand ist er dann doch nicht: „Mein Brot backe ich mir noch immer selbst!“

Am 11. Januar stand wieder einmal ein Geburtstag an: Bäckermeister Hirschfeld wurde 2015 99 Jahre alt. Es ist somit der 100. Geburtstag im Leben des noch außerordentlich rüstigen Rentners. Den Streuselkuchen backt er natürlich auch wieder selbst – Ehrensache! „2016 muss ich wohl eine Halle anmieten, so viele Gäste bekomme ich in meiner Wohnung nicht unter“, sieht Werner Hirschfeld ungebrochen optimistisch und fit in die Zukunft. Zum nächsten Jahreswechsel wird auch sein Sohn aus Kanada anreisen, wenn Papa 100 wird. Bis dahin hält man Kontakt über das Internet. Man muss eben mit der Zeit gehen und die hat Werner Hirschfeld schon ganz schön viele Veränderungen und Fortschritte in seinem Leben beschert.

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