Olsberg. Ein Friedhof: Für viele Menschen ist das ein Ort der Trauer, aber auch der Erinnerung – an Familienmitglieder, Verwandte und Freunde. Die Formen des Gedenkens sind aber ebenso im Wandel wie die Bestattungskultur. Die Stadt Olsberg will sich darauf einstellen: Der Betriebsausschuss hat jetzt beschlossen, dass auf dem Friedhof der Kernstadt künftig auch Urnen- und Sargbestattungen in Rasenflächen möglich sein sollen.
In ihrer letzten Sitzung vor den Sommerferien haben die Ausschussmitglieder die Verwaltung beauftragt, eine neue Friedhofssatzung zu erarbeiten, die diese neuen Bestattungsformen zulässt. Ebenso müssen die Gebühren neu kalkuliert und die Gebührensatzung angepasst werden. Sollte der Stadtrat – voraussichtlich im Herbst – zustimmen, könnten ab dem 1. Januar 2014 auf dem Olsberger Friedhof Bestattungen in Rasenflächen möglich werden.
Hintergrund: „In den vergangenen Jahren hat sich die Bestattungskultur dahingehend verändert, dass immer mehr Urnenbestattungen gewünscht werden, gleichzeitig aber auch die Nachfrage nach pflegefreien Grabstätten größer wird“, erläutert Hubertus Schulte, Leiter des zuständigen Fachbereichs Bauen und Stadtentwicklung. Die Stadtverwaltung hat deshalb mit den Ortsvorstehern von Bigge, Olsberg und Helmeringhausen das Gespräch gesucht, um die Möglichkeiten von Rasenbestattungen zu prüfen – als Alternative zur vollanonymen Beisetzung.
Konkret sollen die künftigen Urnen-Reihengräber in zentraler Lage des Friedhofes entstehen. Auf die Grabstelle kann eine Namensplatte in einer maximalen Größe von 50 x 50 Zentimetern aufgelegt werden. Der Vorteil: Die Fläche dieses Grabfeldes kann dann problemlos mit einem Rasenmäher gepflegt werden – „Menschen, die hier bestattet werden möchten, oder auch Angehörige müssen sich dann keine Sorgen darum machen, wer ein solches Grab einmal pflegen wird.“ In der Gestaltung der Namensplatte gibt es keine Vorgaben – bis auf Größe und Stärke der Platte sowie die Tatsache, dass die Schrift innenliegend sein muss.
Das gilt auch für die pflegefreien Sarg-Reihengräber. Für sie soll ein bislang freies Rasenfeld im südöstlichen Bereich des Friedhofes genutzt werden. Die Größe der Gräber soll 2,40 x 1,20 Meter betragen – auch hier kann eine maximal 50 x 50 Zentimeter große Namensplatte aufgelegt werden. Sowohl im Feld für die pflegefreien Urnen- sowie für die Sarg-Bestattungen soll es an einer zentralen Stelle eine Fläche geben, an der Blumenschmuck abgelegt oder Kerzen aufgestellt werden können.
Zudem haben die Ausschussmitglieder beschlossen, dass auf dem Friedhof der Kernstadt Sarg-Wahlgräber mit nur einer Stelle nicht mehr angeboten werden sollen. Hintergrund: Die Nachfrage ist deutlich rückläufig, zudem kann alternativ eine Beisetzung in einem Reihengrab erfolgen. Hubertus Schulte: „Dadurch können langfristig einheitliche Grabfelder entstehen – das eröffnet Kostenvorteile bei der Pflege der Friedhofsflächen.“
Was die neuen Bestattungsformen kosten werden, ist noch offen – zunächst sollen die Gebühren neu kalkuliert werden, bevor die neue Gebührensatzung voraussichtlich bis Ende des Jahres im Stadtrat beschlossen werden kann. Auch die neue Friedhofssatzung, die die Verwaltung nach dem Votum des Betriebsausschusses nun erarbeiten soll, braucht noch das „grüne Licht“ durch die Bürgervertreter. Ziel müsse es aber sein, auch mit den Formen der Beisetzung dem gesellschaftlichen Wandel Rechnung zu tragen, so Bürgermeister Wolfgang Fischer: „Man muss sich der Bedürfnisse der Menschen annehmen.“