Meschede/Olsberg/Bestwig – Mehr als fünf Millionen Menschen beziehen ihr „Lebensmittel Nr. 1“ aus dem Einzugsbereich des Ruhrtals. Um die Gewässerqualität der Ruhr dauerhaft zu sichern und noch weiter zu verbessern, hat das NRW-Umweltministerium gemeinsam mit weiteren Beteiligten im Jahr 2008 das Programm „Reine Ruhr“ ins Leben gerufen. In einer Broschüre, die das Ministerium aufgelegt hat, haben die Experten für den heimischen Trinkwasserversorger Hochsauerlandwasser GmbH (HSW) viel Lob übrig.
Die technischen Standards, mit denen die HSW in ihren Wasserwerken Trinkwasser aufbereite, könnten auch wichtige Erfahrungswerte für andere Versorgungsunternehmen im Ruhrtal liefern, so das Fazit der Experten. Hintergrund: In ihrem Programm „Reine Ruhr“ beschreibt die Landesregierung die so genannte „Elimination von Spurenstoffen“ als zentrale Herausforderung, die künftig noch stärker als bislang auf die Trinkwasserversorger zukommen werde.
„Hinter der Bezeichnung Spurenstoffe verbergen sich organische Substanzen wie zum Beispiel Rückstände von Arzneimitteln, Industriechemikalien, Körperpflegemitteln, Inhaltsstoffe von Waschmitteln, aber auch Pflanzenbehandlungs- und Schädlingsbekämpfungsmittel“, erläutert Robert Dietrich, Technischer Geschäftsführer der Hochsauerlandwasser GmbH. Damit solche Stoffe -wenn sie überhaupt ins Rohwasser gelangen sollten- erst gar nicht ins Trinkwasser kommen, gibt es die so genannte Aktivkohlefiltration. „Sie zieht während der Aufbereitung mögliche Stoffspuren aus dem Wasser und bindet sie“, erklärt Robert Dietrich das Prinzip. Die HSW hat ihre beiden Wasserwerke Mengesohl und Stockhausen seit 2010 mit einer Aktivkohlefiltration nachgerüstet. Auch im Wasserwerk Hennesee, das sich zurzeit im Bau befindet, wird eine solche Aufbereitungsstufe eingerichtet.
Die Aktivkohlefiltration ist Bestandteil des so genannten „Multibarrierenprinzips“. Für alle Stoffe, die nicht ins „Lebensmittel Nr. 1“ gehören, werden durch die Aufbereitungstechnik mehrere Hürden gesetzt. Das biete für das „Endprodukt Trinkwasser“ optimale Sicherheit, betont Robert Dietrich. Neben der Aktivkohlefiltration ist dabei die Ultramembranfiltration die wichtigste „Barriere“, die die HSW in ihren Wasserwerken Mengesohl und Stockhausen einsetzt. „Sie macht es möglich, kleinste Partikel wie zum Beispiel Keime, Bakterien, Viren und Parasiten aus dem Rohwasser zu entfernen“, erläutert der HSW-Geschäftsführer. Auch im künftigen Wasserwerk Hennesee wird es eine Ultramembranfiltration geben.
Fazit der Experten des Programms „Reine Ruhr“: Mit Blick auf eine auf gleichen technischen Standards aufgebauten Trinkwasserversorgung entlang der Ruhr sollten alle Bürgerinnen und Bürger denjenigen gleichgestellt werden, die bereits heute von der HSW, der Rheinisch-Westfälischen Wasserwerksgesellschaft Mülheim (RWW) und der Wassergewinnung Essen (WEG) versorgt werden. Andere Unternehmen könnten von Erfahrungen und „know-how“ profitieren, die die drei Versorger bereits jetzt gewonnen hätten „und haben das teilweise bereits auch schon getan“ so Robert Dietrich.
Allerdings: Das Multibarrierenprinzip erstrecke sich nicht nur auf die Aufbereitungstechnik. Es beginnt im Einzugsgebiet von Wasservorkommen mit einem konsequenten Schutz der für die Trinkwassergewinnung vorgesehenen Ressourcen: „Substanzen, die erst gar nicht in die Gewässer und über diese ins Rohwasser gelangen, müssen später auch nicht bei der Trinkwasseraufbereitung wieder entfernt werden.“ Vorbeugender Gewässerschutz sei deshalb der erste Schritt zu reinem und einwandfreiem Trinkwasser – Robert Dietrich: „Und dafür kann jeder etwas tun.“
Den Bericht zum Programm „Reine Ruhr“ können Interessierte auf der Homepage des NRW-Umweltministeriums unter www.umwelt.nrw.de herunterladen.