Meschede – Früher, da war der Fuchs gewitzt und „rot und schnell und immer hungrig“. Dann wird er älter – erst verwechselt er die Wochentage und geht am Mittwoch in die Kirche. Dann vergisst er auf der Jagd das Jagen und erkennt sein eigenes Spiegelbild im Fluss nicht mehr. „Die Geschichte vom Fuchs, der den Verstand verlor“ ist ein Buch, das Kindern im ersten Lese-Alter ebenso eindrücklich wie verständlich das Thema Demenz nahebringt.
Das Bilderbuch ist ein Bestandteil des neuen Medienangebots zum Themenkomplex „Demenz“, das die Stadtbücherei Meschede ab sofort ihren Nutzerinnen und Nutzern anbietet. Immer wieder sei man mit Fragen von Interessierten konfrontiert worden, erinnert sich Büchereileiterin Gisela Fildhaut: „Schließlich ist es auch ein Bereich, der gesellschaftlich immer relevanter wird.“ Die Stadtbücherei hat deshalb – unterstützt von der Jubiläumsstiftung der Sparkasse Meschede-Eslohe und vom Förderverein – zahlreiche Bücher, Spiele und andere Medien rund um die Demenz angeschafft.
Und sie liefert dabei zahlreiche Ansätze. Ratgeber für Betroffene und Angehörige sind ebenso im Angebot wie ein Kochbuch für Demenzkranke, Erfahrungsberichte, Hörbücher und Musik-CDs mit Volksmusik, Schlagern, z.B. den „Hits der 20-er und 30-er Jahre“ oder auch ein Gebetbuch. Besonders wichtig, so Gisela Fildhaut: Medien, die demente Menschen aktivieren. So zum Beispiel „Fünf-Minuten-Vorlesegeschichten“, Märchen mit Anregungen zum Gespräch, Fragen und Rätseln oder die „Singliesel“. In diesem Buch finden sich Texte zum Mitsingen und Mitmachen, die auf Knopfdruck auch vorgesungen werden. Die Seiten sind extra dick und fest, um das Greifen zu erleichtern – ebenso wie bei Großpuzzles oder dem „Erinner Dich“-Memory.
Eine Besonderheit: Zwei „Erinnerungskoffer“, die Bücher und Materialien zu bestimmten Themenkomplexen enthalten. Die Mescheder Stadtbücherei hat zunächst zwei dieser Koffer angeschafft – zu den Themen „Musik und Tanz“ sowie „Natur und draußen sein“. Neben Büchern finden sich hier Materialien wie ein Tannenzapfen, ein Stück Rinde oder ein Huhn als Stofftier. „Die Koffer sollen alle Sinne ansprechen“, erläutert Gisela Fildhaut. Eben das sei im Umgang mit Demenzkranken besonders wichtig, betont auch Uli Hess. Für Außenstehende mögen es nur Kleinigkeiten sein, „aber für betroffene Menschen ist es vielleicht ein Lichtblick.“ Demenz dürfe keinesfalls tabuisiert werden, sondern die Diskussion sei wichtig. Gerade das Buch „Wie ausgewechselt“ des an Alzheimer erkrankten früheren Fußball-Managers Rudi Assauer habe geholfen, das Thema Demenz in die Öffentlichkeit zu rücken: „Und je eher wir so etwas in der Gesellschaft diskutieren, umso besser.“
Uli Hess und Gisela Fildhaut dankten dem Förderverein und der Jubiläumsstiftung der Sparkasse Meschede-Eslohe für ihre Unterstützung bei der Anschaffung des neuen Medienkomplexes. Es sei ein Anfangsbestand, so Gisela Fildhaut: „Wir wollen sehen, was die Leute besonders interessiert – und diese Bereiche werden wir dann ausweiten.“ Man stelle sich dem Thema Demenz – und das sei auch für Betroffene wie Angehörige das Allerwichtigste, weiß Bürgermeister Uli Hess. „Setzen sie sich mit dem Thema auseinander – frühzeitig“, appelliert er.