Meschede – Wer langfristig Ziele erreichen will, muss Kurs halten können – das gilt auch für das Handeln von Politik und Verwaltung. Erstmals im Jahr 2012 hatten Vertreter der Ratsfraktionen sowie der Stadtverwaltung gemeinsam die Broschüre „Stadtstrategie – Vision Meschede 2022“ erarbeitet. Nun erscheint der Jahresbericht 2015. Der Arbeitskreis Stadtstrategie hat darin Leitziele und Strategien den aktuellen Entwicklungen angepasst.
Denn auch die Herausforderungen, denen die Stadt Meschede begegnen muss, ändern sich – zum Beispiel im Bereich Integration. „Dieses Thema hat an Umfang und Bedeutung gewonnen“, so Ulrich Schürmann, Leiter des Fachbereiches Soziales. Deshalb ist in der Stadtstrategie nun festgeschrieben, dass alle der Kreis- und Hochschulstadt Meschede zugewiesenen Asylbewerber angemessen untergebracht und betreut werden. Ebenso soll ein Integrationskonzept erarbeitet werden. „Wir müssen dranbleiben, um die Integration hinzukriegen“, betont Mechthild Thoridt (Grüne). Manche Entwicklungen seien dabei im Fluss, ergänzt Maria Gödde-Rötzmeier (UWG): „Viele Aufgaben kann man erst beim Machen entdecken.“
Beim Zukunftsthema „Ausbildung“ ist es nun das Ziel, Fachkräfte an die Region zu binden – nicht mehr ausschließlich an die Stadt Meschede. Man müsse hier den Blick ausweiten, so Kornelius Kuhlmann (SPD): „Die Menschen entscheiden sich nicht nur für eine Stadt – sie entscheiden sich für eine Region.“ Und es gehe darum, ein Abwandern zu verhindern.
Ein deutliches Zeichen setzen die Arbeitskreis-Mitglieder zudem beim Tourismus: Hier ist das Ziel, „positive Entwicklungen in Qualität und Quantität“ zu erreichen – und nicht nur ein Halten der Übernachtungszahlen. Mit dem Hennesee und der Himmelstreppe sei Meschede insbesondere bei Tagestouristen beliebt, so die Begründung – für Mechthild Thoridt ist dies bereits ein Ergebnis der heimischen Regionale-Projekte.
Beim Zukunftsthema „Kultur“ fällt die Forderung, bei Veranstaltungen einen Kostendeckungsgrad von 60 Prozent zu erreichen, weg. Kulturelle Bildung soll für alle Bevölkerungsgruppen zugänglich sein – insbesondere im Kinder- und Jugendbereich. Denn Kultur sei ein „weicher Standortfaktor“, argumentiert Josef Sommer (CDU). Meschede brauche eine „kulturelle Grundversorgung“, betont Maria Gödde-Rötzmeier – idealerweise in Abstimmung mit den Nachbarkommunen.
Eine Steigerung des rechnerischen Anteils der erneuerbaren Energien auf mindestens 20 Prozent und den Anteil der Windenergie auf mindestens 20 Prozent – bezogen auf den Stromverbrauch im Jahr 2020 – ist nun das Ziel beim Zukunftsthema „Energieerzeugung, -versorgung und -einsparung“. Damit sind keine Konzentrationszonen und Flächen mehr in der Stadtstrategie festgeschrieben. Das neue Ziel sei – unabhängig von den komplexen Abwägungsfragen – leichter zu kontrollieren, argumentiert der Arbeitskreis. Das Mindestziel orientiert sich dabei an den Vorgaben der Landesplanung – nicht mehr, aber auch nicht weniger. Letztlich spiegele das Ziel die unterschiedlichen Auffassungen im Stadtrat, so Hans-Werner Kleffner (FDP): „Es ist eine Kompromissformel.“ Gleichzeitig mache man aber auch deutlich, dass die Stadtstrategie so von einer breiten Mehrheit des Stadtrates getragen werden kann.
Das 44-seitige Papier zur Stadtstrategie, das federführend vom Fachbereich Generationen, Bildung, Freizeit erarbeitet worden ist, sei zu einer wichtigen Orientierungshilfe geworden, so Heinz Hiegemann, Leiter des Fachbereichs Infrastruktur: „Jeder Bürger und jede Bürgerin kann sich innerhalb von einer halben Stunde die Dinge aneignen, mit denen wir diese Stadt nach vorn bringen wollen.“ Kornelius Kuhlmann sieht fraktionsübergreifend einen „gewissen Grundkonsens“ bei den wichtigsten Zukunftsfragen. Und dies sei keine Einschränkung der politischen Entscheidungsfreiheit der gewählten Ratsmitglieder, betont Maria Gödde-Rötzmeier: „Die Ziele sind gleich – die Wege und Prioritäten aber durchaus unterschiedlich.“
Die überarbeitete und vom Stadtrat beschlossene „Stadtstrategie – Vision Meschede 2022“ kann auf der Homepage der Stadt Meschede unter www.meschede.de heruntergeladen werden; zudem liegt sie ab dem 6. April in gedruckter Form im Bürgerbüro zur Mitnahme bereit.