Iserlohn – Im städtischen Familienzentrum „Die Kleinen vom Erbenberg“ standen am letzten Samstag im September ganz besondere kulinarische Genüsse auf der Speisekarte: Zusammen mit Diplom-Biologe Tim Graumann bereiteten Väter mit ihren Kindern zuvor selbst gesammelte Wildfrüchte in der Küche zu.
Bevor jedoch die Töpfe erhitzt wurden, ging es bei schönstem Spätsommer-Wetter vor die Tür, wo Tim Graumann den Teilnehmern in unmittelbarer Nähe zeigte, mit welchen Naturfrüchten sich die heimische Speisekarte erweitern lässt. Die Hagebutten und der Holunder – der zur Verwunderung aller statt der typischen schwarzen Früchte duftende Blüten präsentierte – waren noch allgemein bekannt, während die Essbarkeit von Weißdorn-Beeren schon mit großem Erstaunen zur Kenntnis genommen wurde: „Ich dachte immer die wären giftig, so rot, wie die sind!“
Über die Verwendung von Schlehen dagegen herrschte wieder Klarheit, wobei die Früchte bis dato unbekannt waren. Diese blieben allerdings am Strauch, da sie zur Verarbeitung zwei, drei Tage Frost benötigen – was an einem einzigen Nachmittag natürlich nicht möglich ist. Aber die Schlehen halfen dem Biologen bei einer ganz einfachen Demonstration. „Probiert mal“, reichte er die an Pflaumen erinnernden Früchte den Kindern an, die auch dankend annahmen, diese Entscheidung aber sofort bereuten. „Pfui, die sind ja total bitter“, spuckte Nele das Wildobst umgehend wieder aus. „Und das würden ihre Kinder mit den meisten Beeren etc. machen, denn auch die essbaren sind im Rohzustand häufig nicht sehr schmackhaft“, erklärte der Fachmann den Vätern, dass sich ihre Kinder so schnell nicht vergiften werden, sollten sie einmal einer Verlockung der Natur erliegen. Zumal es an bzw. in Deutschlands Wäldern nur drei, vier heimische Gehölze gibt, deren Früchte eine ernsthafte Gefahr darstellen. „Dabei schließe ich aber ausdrücklich Ziergewächse aus aller Herren Länder aus!“, warnte er aber auch ausdrücklich, dass dies in Gärten durchaus anders sein kann. „Süß und giftig ist dabei selten, gibt es aber natürlich auch: die Eibe.“ Die allseits so verteufelte Vogelbeere, eigentlich Eberesche genannt, ist dagegen ein altes Wildobst, dessen Ungefährlichkeit schon alleine dadurch dokumentiert wird, dass dieser Baum häufig zur Begrünung von Schulhöfen genutzt wird.
Nach der aufschlussreichen Sammlung, bei der zirca ein Kilo Hagebutten und 1,5 Kilo Weißdornbeeren zusammen gekommen waren, hieß es nun: Ärmel hochkrempeln und erst einmal auslesen. Ging das Entstielen der Weißdornfrüchte noch recht rasch, sodass sie bald im Topf landeten, um zu einem wohlschmeckenden Gelee eingekocht zu werden, war das Entkernen der Hagebutten schon eine wahre Plackerei: Sieben Erwachsene mühten sich gut neunzig Minuten, um am Ende ein knappes halbes Kilo Fruchtfleisch zur Verfügung zu haben. Doch die Arbeit hatte sich gelohnt, denn das fruchtig frische Mark überzeugte auf Anhieb.
Und für den „süßen Zahn“ war am Ende des Tages auch etwas dabei, wobei hier vom Fachmann ein wenig in die Trickkiste gegriffen worden war: „Draußen waren die Eichhörnchen schneller, deshalb habe ich die Haselnüsse gekauft – und zwar gleich fertig gemahlen!“ Geröstet und zusammen mit reichlich Zucker entstand daraus dann eine selbst gemachte Nuss-Nougat-Creme, die zwar nicht das gewohnte Braun bekannter Markenartikel hatte, aber in puncto Geschmack voll ins Schwarze traf.