Iserlohn. Unter dem Titel „Empört Euch. Engagiert Euch. (Be)Lebt die Demokratie!“ steht eine Projektreihe für Jugendliche zu den Themen Rechtsextremismus und Demokratieförderung, die der Rat der Stadt Iserlohn durch einen Beschluss im Dezember 2011 auf den Weg gebracht hat.
Das Thema Rechtsradikalismus ist immer wieder in der öffentlichen Diskussion und erzeugt nicht zuletzt durch die Mordserie der NSU bei vielen Angst und Betroffenheit. Rat und Verwaltung haben auf diesen Umstand reagiert: in einer Reihe von Veranstaltungen soll verstärkt mit Jugendlichen zum Thema Rechtsextremismus gearbeitet werden. Dabei liegt der Schwerpunkt auf Vernetzung von Institutionen, Prävention, Aufklärungsveranstaltungen und Projektarbeit.
Zentrales Medium dieser Veranstaltungsreihe ist die Ausstellung der Friedrich Ebert Stiftung „Demokratie fördern – Rechtsextremismus bekämpfen“, die vom 7. bis 19. November Rathaus am Schillerplatz (Erdgeschoss, Sitzungsraum 028) gezeigt wird. Sie setzt sich in Fotos und Texten mit Formen rechtsextremen Verhaltens auseinander, lenkt den Fokus aber auch immer wieder auf die Fragen „In welcher Demokratie leben wir“, „Wie können wir sie mitgestalten“ und „Welchen Gefahren ist sie ausgesetzt“?
Die Ausstellung kann tagsüber ausschließlich von Schulklassen und anderen Gruppen besucht werden. Dabei werden jeweils zwei Schüler der Stufe 10 verschiedener weiterführender Schulen die Schüler der Stufen 8, 9 und 10 ihrer eigenen Schule durch die Ausstellung begleiten und mit ihnen zum Thema diskutieren. Die Friedrich Ebert Stiftungbietet dazu Schulungen an, die die älteren Schüler auf die Ausstellungsführungen und die Gespräche vorbereiten. In Iserlohn finden drei Schulungen mit insgesamt 44 Jugendlichen von Förderschulen, Hauptschulen, Realschulen, Gymnasien, der Gesamtschule, Berufskollegs und der Caritas statt.
Jeweils nachmittags ab 16.30 Uhr ist die Ausstellung ohne Führung allen Besuchern zugänglich.
Parallel zur Ausstellung der Friedrich Ebert Stiftung und auch danach finden zahlreiche Begleitveranstaltungen in Zusammenarbeit mit verschiedenen städtischen Stellen und anderen Institutionen statt.
Das städtische Kinder- und Jugendbüro präsentiert vom 7. bis 19. November im Rathausfoyer drei Aktionen, die auf Initiative bzw. in Zusammenarbeit mit dem Kinder- und Jugendrat (KiJuRat) entstanden sind:
Dokumentation einer Gedenkstättenfahrt nach Prag
27 Jugendliche und junge Erwachsene besuchten im Oktober 2012 die Gedenkstätte Theresienstadt, den jüdischen Friedhof und das jüdische Viertel in Prag, setzten sich mit dem Thema „Gewalt und Ausgrenzung in der deutschen Geschichte und heute“ auseinander und formulierten ihre Eindrücke und Gefühle. Zwei Drittel der Teilnehmer haben einen Migrationshintergrund. Bezeichnend ist, dass sie das Unrecht, die Trauer, die Ungerechtigkeit und das Unglück der deutschen Vergangenheit genauso empfinden, wie die Teilnehmer ohne Migrationshintergrund. Die Reisedokumentation veranschaulicht die Intensität der Eindrücke.
„Gemeinsam Flagge zeigen“
Durch die „Kinderstadt“ und das Filmprojekt „Heimat und Fremde“, die 2011 und 2012 im Rahmen des „Projektes Soziale Stadt Iserlohn“ stattfanden, wurde allen Mitgliedern des KiJuRats erneut die Vielfalt der Kulturen, Religionen und Sprachen in der Gesellschaft deutlich und dass in Iserlohn Kinder und Jugendliche mit deutschen und eingewanderten Vorfahren sowie Familien ohne Zuwanderungsgeschichte leben. Um ein Zeichen des gemeinsamen Miteinanders zu setzen, entwickelten die Kinder und Jugendlichen die Idee, eine Flagge zum Thema „Miteinander“ zu gestalten. Das Gemeinschaftswerk entstand in kreativer Auseinandersetzung mit den Begriffen Nationalität und Demokratie und wird im Rathausfoyer der Öffentlichkeit präsentiert.
Plakataktion des Kinder- und Jugendrates für Toleranz und Demokratie
Um ein Zeichen für Toleranz und Demokratie zu setzen, bat der KiJuRat bei zwei Fotoaktionen in der Iserlohner Innenstadt viele Iserlohnerinnen und Iserlohner darum, sich der Aussage „Ich will, dass alle Menschen in Deutschland in Frieden leben können und niemand wegen seiner Herkunft, Religion, Hautfarbe, Kultur, Kleidung, Nationalität, Muttersprache, Augenfarbe … Angst haben muss“ anzuschließen und sich fotografieren zu lassen und damit öffentlich ihre Solidarität mit dem Wunsch zu bekunden. Die vielen dabei entstandenen Fotoporträts verwendeten die Jugendlichen anschließend zusammen mit dem Slogan für die Gestaltung von Plakaten, die im Rathausfoyer gezeigt werden.
In Zusammenarbeit von städtischem Jugendzentrum Karnacksweg (JuZ), dem Team „Jugend stärken“ und der für Kinder- und Jugendschutz zuständigen Stelle findet im November ein Projekt zum Thema „Rechte Ideologien im Internet“ statt. Zielgruppe sind Besucher des JuZ und Teilnehmer des Programms „Jugend stärken – Aktiv in der Region“. Ein Mitarbeiter des Verfassungsschutzes und ein Aussteiger aus der Szene werden die Teilnehmer am ersten Projekttag (Dienstag, 6. November, 15.30 bis 17.30 Uhr) in das Thema einführen. Am zweiten Tag (Donnerstag, 8. November, ab 15.30 Uhr) beginnen die Teilnehmer mit der Internetrecherche und tauschen sich über ihre Erfahrungen in einem chatroom aus. Im Mittelpunkt des dritten Tages (Freitag, 9. November, ab 15.30 Uhr) steht eine Schreibwerkstatt auf dem Programm, in der die Ergebnisse in Texten zusammen gefasst und präsentiert werden.
Unter dem Titel „Extrem rechte Strukturen und Ideologien“ bietet der Jugendschutz der Stadt Iserlohn gemeinsam mit dem DGB Projekttage für weiterführende Schulen an.
Im Rahmen eines solchen Projekttages werden die Jugendlichen über rechte Strukturen und die dahinter stehenden menschenverachtenden Einstellungen aufgeklärt. Neben der Vermittlung der Symbole und Codes, hinter denen Nazis sich heute gerne verstecken, werden in NRW existierende, extrem rechte Gruppierungen vorgestellt. Die dahinter stehende Ideologie wird erläutert und mit demokratischen Werten kontrastiert. Ziel ist es, die Aufmerksamkeit und Wahrnehmung der Schüler und Schülerinnen zu schärfen, um extrem rechte Zeichen erkennen zu können und Stellung dagegen zu beziehen.
Zur Projektreihe gehört auch eine Gedenkstättenfahrt des Kinder- und Jugendtreffs Heide-Hombruch nach Berlin mit Besuch der Gedenkstätte Sachsenhausen und Besuch des Bundestages.
Weitere Angebote zur Projektreihe:
Frau Ilenia Conforti vom Caritasverband Iserlohn begleitet den Jugendhilfeausschuss am Dienstag, 6. November, um 17.15 Uhr durch die Ausstellung „Demokratie stärken – Rechtsextremismus bekämpfen“ und im weiteren Verlauf der Ausstellung auch Teilnehmer ihrer Integrationskurse.
Die DGB-Jugend Region Ruhr-Mark bietet Projekttage an, bei denen es um Information und Aufklärung gegen Rechts geht und zugleich um Ansprache zugunsten demokratischer Werte und Einstellungen.
Das Jugendreferat des Evangelischen Kirchenkreises Iserlohn plant eine Veranstaltung unter dem Titel „Wer schützt den Staat und seine Bürger vor Rechts?“. Diese Veranstaltung soll möglicherweise in Kooperation mit dem Altenheim der Diakonie stattfinden und somit eine Generationen übergreifende Initiative werden.
Der Stadtjugendring Iserlohn plant eigene Beiträge zum Rahmenprogramm der Ausstellung. Die Inhalte stehen noch nicht fest.
Der BDKJ/Bund der Deutschen Katholischen Jugend berät zurzeit über seine Beteiligung am Demokratieförderprojekt. Eine Kooperation mit der Evangelischen Jugend ist dabei nicht ausgeschlossen.
CDU und SPD planen Veranstaltungen zu dem Thema während der Ausstellungsdauer.
Im Rahmen des auf Kreisebene angesiedelten Projektes „Bunt ist kult“ entsteht unter Anleitung von Michael Wirth vom Diakonischen Werk Lüdenscheid eine „Bik-Band“. Das Bandprojekt soll eine Plattform für interkulturelle Musikerinnen und Musiker schaffen, auf der sie unter Anleitung von erfahrenen Musikern neue Formen des Zusammenspiels entwickeln können. Wenn alles wie geplant läuft, soll die „Bik-Band“ zu Beginn des kommenden Jahres die Reihe des Demokratieförderprojektes klangvoll beenden!
Zentraler Ansprechpartner für die Projektreihe „Empört Euch. Engagiert Euch. (Be)Lebt die Demokratie!“ ist im Iserlohner Rathaus Jürgen Lensing, zuständig für Kinder- und Jugendschutz in der Abteilung Sonderdienste des städtischen Jugendamtes, Telefon 02371 / 217-2232, E-Mail: juergen.lensing@iserlohn.de
Quelle: STADT ISERLOHN