Olpe – Die Diagnose und Behandlung von Sepsis stellt einen medizinischen Notfall dar. Die Krankheit tötet weltweit mehr Menschen als AIDS-, Prostata-und Brustkrebs zusammen. Sepsis ist eine der häufigsten, tödlichen Krankheiten, aber es ist auch eine der am wenigsten bekannten. Jede Stunde sterben rund 1.000 Menschen weltweit an einer Sepsis. Wenn die Sepsis in der ersten Stunde nach dem Auftreten diagnostiziert und behandelt wird, hat der Patient eine mehr als 80%-ige Überlebenschance. In den darauf folgenden fünf Stunden verringert sich diese Chance bereits auf 30%. Es ist daher von entscheidender Bedeutung, dass die frühen Symptome der Sepsis in der Öffentlichkeit bekannter werden. Das St. Martinus-Hospital veranstaltet den Welt-Sepsis-Tag.
Landläufig als „Blutvergiftung“ missverstanden, zählt Sepsis heute zu den häufigsten Todesursachen überhaupt. Die Sepsis ist aber vielmehr eine komplexe systemische Entzündungsreaktion, die den gesamten Organismus befällt und Gewebe, Organe und damit alle Vitalfunktionen beeinträchtigt. Wird eine Sepsis nicht rechtzeitig erkannt und behandelt, führt dieses unweigerlich zum septischen Schock, zu multiplem Organversagen und zum Tod. Ein Drittel bis die Hälfte aller Patienten überlebt die Sepsis nicht. Ungeachtet aller medizinischen Fortschritte nehmen die Fallzahlen in besorgniserregendem Ausmaß zu. Die im Krankenhaus behandelten Sepsisfälle haben sich im Laufe der letzten 10 Jahre verdoppelt. Internationale Studien zeigen, dass 20 bis 40 Prozent aller intensivmedizinisch behandelten Sepsis-Patienten die Sepsis außerhalb des Krankenhauses erworben haben. In den Vereinigten Staaten hat sich das Aufkommen einer postoperativen Sepsis von 1997 bis 2006 sogar verdreifacht.
Die Diagnose kommt oft zu spät
Oft erfolgt die Diagnose zu spät, weil die klinischen Symptome und Laborwerte (Körpertemperatur, Herzfrequenz, Atemfrequenz und Anzahl der weißen Blutkörperchen) nicht spezifisch genug sind. Diese Symptome treten auch bei einer Vielzahl von anderen Erkrankungen auf. Insbesondere bei Kindern sind diese Symptome noch weniger aussagekräftig. Die hohe Rate an fehlerhaften oder zu spät gestellten Diagnosen ist auf bestehende Defizite in der Definition der Erkrankung, unzureichende Diagnosekriterien und vielfach einer unzureichenden Einhaltung klinischer Leitlinien zurückzuführen. Im Gegensatz zu anderen Akuterkrankungen steckt die Diagnose mittels diagnostischer Blutuntersuchungen („Biomarker“) noch in den Kinderschuhen.
Ein Fall fürs Krankenhaus
„Patienten mit Verdacht auf eine Sepsis müssen zwingend in stationäre Behandlung. Im Krankenhaus werden analog der Empfehlungen der Deutschen Sepsis Gesellschaft drei Schritte durchgeführt. Zunächst wird die Infektion mikrobiologisch nachgewiesen, dann werden Fieber, Herzfrequenz, Atmung und Leukozyten gemessen und der Patient abschließend auf akute Organdysfunktion untersucht“, erläutert Dr. Matthias Danz, Oberarzt des Instituts für Anästhesie, Intensivmedizin und Schmerztherapie am Olper St. Martinus-Hospital und Leiter des Rettungsdienstes des Kreises Olpe.
„Die Symptome einer Sepsis zuzuordnen ist extrem schwierig. Fieber, Schüttelfrost oder Schwäche sind auch typische Symptome bspw. einer grippalen Infektion. Gibt es allerdings Anzeichen sich drastisch verschlechternder Organfunktionen wie Herzrasen, niedriger Blutdruck oder niedrige Urinabgabe, sollte man eine Sepsis in Betracht ziehen und das Krankenhaus aufsuchen. Sepsis ist eine Diagnose, bei der Zeit kritisch ist. Beim Herzinfarkt ist die Zeit bis zur Wiedereröffnung des verschlossenen Herzkranzgefäßes entscheidend für die Überlebenschancen des Betroffenen. Bei der Sepsis ist es die Zeit bis zur Gabe eines wirksamen Antibiotikums.“
Im Rahmen des World Sepsis Day am Freitag, den 09.09.2014, der weltweit von medizinischen Fachgesellschaften und Krankenhäusern durchgeführt wird, informiert der Oberarzt über dieses Erkrankungsbild und die Abgrenzung von Symptomen in Form eines Informationsnachmittags im Olper Krankenhaus. Start der Veranstaltung ist um 17.00 Uhr im Verwaltungsgebäude (2. OG, gegenüber Haupteingang) in der Kardinal-von-Galen-Str. 20-24.