Faktor Zeit
Unterschiedliche Menschen bringen unterschiedliche Talente und Lebenseinstellungen mit. Während dem einen alles Organisatorische ad hoc lockerleicht von der Hand geht, kämpft der andere damit, Struktur in seine Planungen zu bekommen. Manch einer sagt: „Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen!“ und schreitet direkt zur Tat, anderen Menschen ist es lieber, wichtige Dinge zeitnah abzuwickeln.
So kommt es, dass Brautpaar A zwei Jahre vor der Vermählung mit dem Planen beginnt, während Brautpaar B erst drei oder vier Monate vor der Hochzeit zur Tat schreitet.
Beides hat Vor- und Nachteile. Welche Art der Planung vorzuziehen ist, muss jeder für sich selbst entscheiden – es ist eine Typfrage.
Zwei Jahre beispielsweise sind ein enormer Zeitraum, in dem die Planungen immer wieder und wieder zu den Akten gelegt werden müssen. Vieles ist in der Anfangsphase noch gar nicht planbar – Leerlaufphasen sind daher garantiert.
Auch in psychologischer Hinsicht ist es nicht einfach: Das Glücksgefühl durch den Heiratsantrag trägt durch eine kurzfristigere Planung, nicht jedoch durch einen so langen Zeitabschnitt. Der Alltag im Leben eines Paares wird desöfteren seine ganz eigenen Themen – eher unromantischer Natur – auf die Tagesordnung bringen. So muss ein ums andere Mal ein neuer Ansatzpunkt für den Planungselan gefunden werden.
Relativ kurz vor der Trauung mit den Vorbereitungen zu beginnen, hat ebenfalls seine Schattenseiten. Wer solch einer Planung einwilligt, der muss Zugeständnisse machen. Potentielle Gäste zum Beispiel könnten zum kurzfristig geplanten Hochzeitstermin im Urlaub sein oder ihre Zeit auf andere Art und Weise fest verplant haben. Die Wunsch-Lokalität könnte bereits vergeben sein und das Brautkleid kann nicht mehr wunschgemäß bestellt, sondern lediglich noch „fertig“ aus dem Inventar des Brautmodengeschäfts heraus gekauft werden.
Nicht zu früh und nicht zu spät – optimal dem Stress entgehen
Der goldene Mittelweg liegt in etwa bei einem Jahr Planungszeit. Hier sollte begonnen werden – zielgerichtet und ohne Grund zu aufkommendem Stress.
Nach dem Festlegen eines Budgets und der Entscheidung zwischen selbst planen und professionell planen lassen gilt es zunächst, den gewünschten Ort für die Trauung und die anschließende Hochzeitsfeier anhand der festgelegten Gästeanzahl und des anberaumten Hochzeitstages „dingfest“ zu machen. Die infrage kommende Lokalität (Kirche, Burg, Schloss, Villa, Landgut, Hotel, Restaurant, Schiff etc.) ist mitunter schnell ausgebucht. Weicht man nun auf die Zweitwahl aus oder ändert man doch noch einmal den Hochzeitstermin?
Ganz egal, auf welchen Ort die Wahl des Herzens nun fällt, ob kirchliche oder freie Trauung, entsprechende Gespräche sollten in diesem nächsten Step stattfinden. Manch ein Standesamt bietet im Übrigen die Vormerkung von außergewöhnlichen Trauorten an, selbst wenn die endgültige Bestätigung erst mit der Anmeldung zur Vermählung frühestens sechs Monate vor der Heirat erfolgt.
Pfarrer, Priester, freie Redner und auch freie Theologen planen ebenfalls gerne langfristig, da die Zahl der möglichen Termine an einem einzelnen Tag begrenzt ist.
Brautpaare sollten darüber hinaus schon zum aktuellen Zeitpunkt bei potentiellen Trauzeugen anfragen.
Ein erster Meilenstein
So weit, so gut. Kann man die genannten Punkte abhaken, steht das Fundament der Hochzeit. Erst mal durchatmen und dann geht es weiter: An dem Punkt, wo die Gästeliste komplett ist, sollten „Save-the-date-Karten“ auf die Reise gehen. Hierdurch können sich die Hochzeitsgäste besser organisieren (Termine verlegen und eventuell auch die Urlaubsreise demnach planen).
Wer auf Nummer Sicher gehen möchte, setzt sich bereits 10 Monate vorher mit Fotografen, Musikern oder DJs in Verbindung. Auch hier gilt: Gutes ist schnell ausgebucht! Und Gutes ist zu bevorzugen, da der Hochzeitstag nur einmal stattfindet und daher auch nur einmal Fotos und dergleichen davon gemacht werden können. Greifen Sie also auf Fachleute zurück! Vor allem Fotografen, aber auch Musiker, arbeiten oft alleine und können nicht mehrere Events an einem Tag bewältigen. Wer zuerst kommt, mahlt daher auch zuerst. Und Vorsicht! Bei solch kleinen Unternehmen sollte immer nachgefragt werden, was genau im Falle einer Erkrankung passiert. Wie kann dann umdisponiert werden? Um nicht plötzlich mit leeren Händen dazustehen, sollte dieser Punkt unbedingt angesprochen werden. Experten arbeiten mit sogenannten Netzwerken, über die eine Vertretung bei einem kurzfristigen Ausfall organisiert werden kann.
Wenn der Vermählung eine Hochzeitsreise folgen soll, muss der Urlaub (ein bis drei Tage Sonderurlaub gibt es) frühzeitig beim Arbeitgeber beantragt und somit in trockene Tücher gepackt werden. Ist dies geschehen, kann in aller Seelenruhe die gewünschte Traumreise aufgespürt (und geplant) werden. Natürlich einer der aufregendsten Planungsschritte: Denn was macht schon mehr Spaß, als die Hochzeitsreise beim Durchstöbern von Reisekatalogen vor dem geistigen Auge zu erleben?! Zudem gibt es Reiseunternehmen, die spezielle Erfahrungen und Angebote in Sachen Hochzeitsreise in ihrem Repertoire haben oder auch das Heiraten im Ausland anbieten.
9 Monate noch bis zum „Tag der Tage“
Zunächst steht „lästiger Papierkram“ ins Haus. Beim Standesamt erfährt man, welche Dokumente für die Hochzeitsanmeldung vonnöten sind. Je nach Lage der Dinge kann das länger dauern: Beispielsweise dann, wenn es sich um zu beschaffende Dokumente aus dem Ausland handelt.
Doch es wird nicht nur lästig, sondern auch romantisch zu diesem Zeitpunkt der Vorbereitungen: Das Kleid, die Frisur und das Make-up der Braut sowie kleine Accessoires stehen nun im Mittelpunkt.
Sicherlich hat die Braut bereits im Vorfeld den einen oder anderen Brautkatalog gedankenverloren und in Träumereien versunken durchgeblättert. Vielleicht war sie auch auf einer einschlägigen Messe und hat sich inspirieren lassen.
Was bleiben sollte, sind drei Geschäfte, auf die sich die Suche nach dem perfekten Outfit voll und ganz konzentriert.
Nach einer entsprechenden Terminvereinbarung sollte die Braut von einer Person ihres Vertrauens (Mutter, Schwester oder beste Freundin) dorthin begleitet werden. Man sollte nicht zu viele Meinungen einholen, da jeder einen anderen Geschmack hat. Da wird die Entscheidungsfindung schwer. Zusammen mit einer einzelnen Person, die auf der selben Wellenlänge funkt und auch mal ehrlich ein Veto einlegt, sollte es deutlich leichter fallen. Bei der Anprobe von verschiedenen Modellen kann vieles gefallen, aber auch stören. Daher ist es immer ein guter Rat, auf das erste Gefühl beim Anblick im Spiegel einzugehen. Stellt sich das „Aha-Erlebnis“ sowie eine hundertprozentige Zufriedenheit ein, so sollte das der Moment sein, in dem das passende Kleid gefunden ist. Sich störende Kleinigkeiten schönzureden, nutzt nichts. Es muss schon wirklich alles gefallen, sonst bleiben Restzweifel.
Nun fehlen noch die dazugehörigen Accessoires wie Schuhe, Dessous oder Kopfschmuck. Im günstigsten Fall findet man diese im selben Geschäft, denn nur so kann man sie direkt mit dem Kleid, auf das grundsätzlich alles abgestimmt werden muss, anprobieren.
Zumeist muss das Hochzeitskleid bestellt (und nach Anlieferung noch geändert) werden. Die Lieferzeiten liegen mit etwas Glück bei wenigen Wochen und in anderen Fällen bei bis zu 6 Monaten – je nach Zeitpunkt und Hersteller.
Zu einer rundum zauberhaften Optik am Vermählungstag gehören neben dem Kleid auch die Frisur und das Make-up. Ein Friseurtermin mit Beratung und Probefrisur steht nun ebenso an, wie das Festlegen auf ein Make-up.
Auch sind zu dieser Zeit Überlegungen bezüglich des gewünschten Brautstraußes und der Dekoration angebracht. Der Partner sollte hierbei durchaus seine Gedanken mit einbringen, das letzte Wort sollte in dieser Sache jedoch sie haben.
Was ist mit dem Bräutigam?
Ist die Braut mit einem Kleid „versorgt“, ist der Bräutigam an der Reihe. Oftmals soll das Brautkleid für ihn bis zum Hochzeitstag ein Geheimnis bleiben, weshalb er nicht einfach losziehen und sich das „passende Gegenstück“ aussuchen kann.
Auf der Suche nach dem richtigen Anzug kann er nun mit einer „eingeweihten“ Person ans Werk gehen oder er sucht den selben Laden auf, in dem seine Liebste ihr Kleid gefunden hat. Viele Fachgeschäfte für Brautmode bieten parallel auch Anzüge für den Bräutigam an. Oder aber es besteht eine Zusammenarbeit zwischen Brautmodengeschäft und Herrenausstatter, so dass zwischen den Läden ein verbaler Austausch bezüglich des Brautkleids erfolgen kann.
Der Bräutigam kann sich im Bekleidungsgeschäft für den Herren vom Scheitel bis zur Sohle einkleiden lassen, also auch über den Anzug hinaus. Er kann z.B. ebenso die passende Unterwäsche und stilvolle, elegante Schuhe dort erstehen.
Die Hälfte ist geschafft – das Ziel rückt näher
Sollte das Brautpaar für sich und/oder seine Gäste Übernachtungsmöglichkeiten benötigen, so ist 6 Monate vor der Trauung der Moment, in dem eine rechtzeitige Reservierung stattzufinden hat. Eventuelle Stornokosten gilt es hierbei in Erfahrung zu bringen.
Ist eine Kinderbetreuung oder ein Unterhaltungsprogramm für die Kleinen am Hochzeitstag angedacht, gilt es auch hier, Entsprechendes in die Wege zu leiten.
Die Einladungskarten müssen im Übrigen spätestens drei Monate vor dem Hochzeitstermin versendet werden. Das ist völlig ausreichend, sofern die „Save-the-date-Karten“ zum oben genannten Zeitpunkt auf die Reise gegangen sind.
Sollte eine Geschenkeliste erstellt werden, empfiehlt es sich, diese an eine bestimmte Person weiterzugeben, auf die dann in der Einladung verwiesen wird. So weiß jeder, bei wem er sich bezüglich Präsenten informieren kann.
Auf den Zielgeraden – noch einiges zu tun, aber ganz entspannt alles im Griff
Ganz relaxt, jedoch zielgerichtet und mit einer gehörigen Portion Freude kann es nun auf die Zielgerade gehen. Die Auswahl der Dekoration und des Blumenschmucks beim Floristen, das Probeessen im Restaurant oder beim Caterer, nicht zuletzt die Wahl der obligatorischen Trauringe – all das sind Dinge, die man gerne und mit Spaß erledigt.
In Bezug auf die Eheringe wird empfohlen, diese beim Fachmann zu beziehen. Nicht nur eine fundierte und umfassende Beratung sollte dem zugrunde liegen, auch eine reichhaltige Auswahl sollte bereitstehen. Entsprechende Unternehmen unterbreiten Beratungstermine und verfügen über einen speziellen (ruhigen) Bereich, in dem das künftige Ehepaar ohne Druck und entspannt Ausschau nach den richtigen Ringen halten kann.
Das Aufsuchen eines Goldschmieds kommt für Paare in Frage, die hohen Wert auf die individuelle Note legen. Hier können Vorstellung und Endergebnis perfekt aufeinander angepasst werden. Mancherorts können Trauringe sogar selbst angefertigt werden – hierbei entstehen unter der Aufsicht von Goldschmieden Ringe, die tatsächlich aus eigener Hand stammen.
Die persönliche Note kann mit der Hochzeitstorte, die 6 bis 8 Wochen vorher geordert werden sollte, kleinen Gastgeschenken oder einem Gästebuch sowie mit vielem mehr noch deutlicher unterstrichen werden. Auch hier sind Planungen und Umsetzung ein Heidenspaß.
Sollte der Wunsch bestehen, am Hochzeitstag ein besonderes Gefährt zu zweit zu besteigen, so entscheiden sich Braut und Bräutigam hierbei unter anderem zwischen der immer wieder gerne genommenen Kutsche, dem Oldtimer oder auch der Limousine.
Ungeübte Tänzer oder Tänzerinnen können einen Tanzkurs in Betracht ziehen, damit man gemeinsam auch in dieser Hinsicht eine gute Figur am „Tag der Tage“ machen kann. Wahrscheinlich will das Brautpaar gemeinsam den Tanz auf seiner Hochzeitsfeier eröffnen – ein Grund- oder Brautpaarkurs gibt für den entsprechenden Tag die nötige Sicherheit. Auch können in diesem Zusammenhang die Brautschuhe eingelaufen werden.
Ebenso gilt es, sich einen genauen Überblick über die Zu- und Absagen der potentiellen Gäste zu verschaffen. Zwecks optimaler Planung ist es für das Restaurant oder auch Catering-Unternehmen absolut wünschenswert, die genaue Gästezahl zu erfahren. Soll es eine Tischordnung geben, so muss überlegt werden, wie diese auszusehen hat.
Vor dem Packen der Koffer für Hochzeit und eventuell auch die Hochzeitsreise will man sich unter Umständen noch ein wenig Entspannungszeit zu zweit gönnen, bevor es dann schon bald einem neuen und aufregenden Lebensabschnitt entgegen geht. Mit der Sicherheit im Rücken, alles Wichtige erledigt zu haben, lässt sich dann bestimmt auch die nötige Inspiration finden, um gemeinsam eine Brautrede zu formulieren, die im Gedächtnis der Gäste einen bleibenden Eindruck hinterlässt.
Abschließend bleibt festzuhalten, dass diejenigen, die den Bund fürs Leben eingehen möchten und sich dabei an den vorangegangenen Zeilen orientieren, bestimmt nicht nur ein wunderschönes Hochzeitsfest erleben werden, sondern auch eine stressfreie Vorbereitungsphase.
Weitere wertvolle Tipps finden Sie in dem SüWeNa Themen-Special „Heiraten in Südwestfalen„.
Auch ich stehe demnächst vor dem Altar.
Danke für die zahlreichen Informationen, welche ich mit großer Sicherheit umsetzen werde.
LG Chantal
top text macht voll lust auf hochzeit. jetzt fehlt nur noch die anleitung wie ich meinen schatz überzeuge :) das wär doch mal eine idee.
Das ist ja eine schöne Idee mit dem Hochzeits-Special! Der Text weist gleich mal auf was Wichtigste hin: Nur mit der richtigen Planung wird die Vorbereitung nicht zu stressig und der „schönste Tag im Leben“ ein voller Erfolg! Klasse geschrieben!
Muss man denn heutzutage noch heiraten? Ich weis es nicht. Aber wenn doch hilft dieser Text zumindest bei der Planung. Also den Frauen. Wir Männer haben da ja sowieso nicht so viel Mitspracherecht :-).