Helen Chait wandelt auf den Spuren ihrer Vorfahren
Attendorn – Zum ersten Mal war Helen Chait vor einigen Wochen zu Gast in Attendorn, der Heimatstadt ihrer Großmutter, die als Jüdin in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt und umgebracht wurde. Empfangen wurde sie dabei von Attendorns Bürgermeister Christian Pospischil, der ihr bei einer persönlichen Stadtführung die Heimat ihrer Vorfahren zeigte.
Die Großmutter von Helen Chait, Helene Teitel geb. Guthmann, verbrachte ihre Kindheit und Jugend gemeinsam mit ihren Eltern und drei Geschwistern in Attendorn. Die Familie Guthmann betrieb bis zum Ende der 1930er Jahre eine Metzgerei in der Bleichergasse. Zur Zeit des Nationalsozialismus wurde die jüdische Familie verfolgt und aus Attendorn vertrieben. So musste Albert Guthmann seine Metzgerei aufgeben und die Familie wurde aufgrund der Judenverfolgung auseinandergerissen.
Helene Teitel lebte mit ihrem Mann und drei Kindern zunächst in Herne, bevor auch ihre kleine Familie auseinandergerissen wurde. Sie, ihr Mann Abraham und auch zwei der drei Kinder fanden vermutlich den Tod in einem KZ.
Der älteste Sohn der Familie, Wolf-Werner Teitel, war 1938 im Alter von vierzehn Jahren mit einem Kindertransport nach Australien gebracht worden und konnte so dem Tod entkommen. Als einzig Überlebender seiner Familie musste er sich von nun an alleine in einem fremden Land zurechtfinden. Er heiratete schließlich und wurde Vater von drei Kindern. Eines dieser Kinder ist Helen Chait geb. Teitel, die sich nun trotz des traurigen Schicksals der Familie ihres Vaters auf die Spuren ihrer Vorfahren in Deutschland begeben hat. Bei ihrer Reise durch verschiedene deutsche Städte kam sie auch nach Attendorn, um hier das Elternhaus ihrer Großmutter zu sehen und die Heimat der Familie kennenzulernen.
Christian Pospischil ließ es sich als Bürgermeister der Hansestadt Attendorn nicht nehmen, Helen Chait im Rathaus zu empfangen und ihr bei einem Stadtrundgang persönlich die Heimatstadt ihrer Großmutter zu zeigen. Begleitet wurde Helen Chait dabei unter anderem von Brigitte Puth aus Attendorn, die auch den Kontakt zum Bürgermeister hergestellt hat.
Die Attendornerin Brigitte Puth konnte sich durch Erzählungen ihres Vaters noch an die Familie Guthmann erinnern. Als dann vor einigen Jahren in der Bleichergasse „Stolpersteine“ zur Erinnerung an die jüdische Familie verlegt wurden, ließ ihr die Frage nach dem Schicksal und dem Verbleib der damals aus Attendorn vertriebenen Guthmanns keine Ruhe. Sie rekonstruierte das Leben und Leiden der Familie und lernte so Helen Chait aus Australien kennen.
„Ich freue mich, zeigen zu können, dass unser Land nun ein anderes geworden ist, aber dass wir uns der Verantwortung aus unserer Vergangenheit heraus stellen“, so Bürgermeister Christian Pospischil, der Helen Chait als Erinnerung an die Heimatstadt ihrer Vorfahren und an ihren Besuch im Sauerland eine Luftaufnahme von Attendorn überreichte.