Untersuchung für Sauerland-Tourismus e. V. beleuchtet Branche als Wirtschaftsfaktor
Sauerland – Das Sauerland ist die Reise- und Ausflugsregion für ganz Nordrhein-Westfalen. Deutschlandweit behauptet es sich als zweitstärkstes Mittelgebirge nach dem Schwarzwald. Und der Tourismus in der grünen Freizeitregion ist auch wirtschaftlich eine bedeutende Größe. Das belegt die neueste Untersuchung der dwif Consulting GmbH aus München, die im Auftrag des Sauerland-Tourismus e. V. erstellt wurde.
Nicht ohne Grund hat der Tourismusverband eine solche Analyse bei dem renommierten Beratungsinstitut bestellt. „Das Sauerland ist das zweitstärkste deutsche Mittelgebirge nach dem Schwarzwald. Aber das ist nicht jedem bewusst“, weiß Thomas Weber, Geschäftsführer des Sauerland-Tourismus e. V. „Wir mussten einmal erheben und darstellen, was der Tourismus für die Region wirklich bringt, denn die vielen Effekte, die von verschiedenen Faktoren bestimmt werden, verlaufen sich optisch in einer rund 5.000 Quadratkilometer großen Region.“
Die dwif-Untersuchung führt die relevanten Faktoren und Effekte nun zusammen. Weber: „Unsere Branche ist kleinteilig und setzt sich aus Tausenden von Gastgebern zusammen. Dank dieser Studie zeigt sie aktuell, was sie gebündelt volkswirtschaftlich bringt.“ Das Zusammenrechnen dieser Zahlen sei wichtig, denn dadurch leiste das Sauerland seinen Beitrag dazu, das Augenmerk auf den Erfolg und die Leistungskraft der Region zu lenken – und zwar drinnen wie draußen.
Und die Zahlen – sie basieren auf gesammelten Daten aus dem Jahr 2013 – lesen sich wie folgt: Mehr als 9 Millionen Übernachtungen erfasst die Untersuchung der dwif sauerlandweit für das Jahr 2013. Darauf entfallen rund 7,4 Millionen auf die Gastgeber mit mehr 10 Betten, die in den offiziellen Beherbergungsstatistiken der Landesämter erfasst sind. Hinzu kommen die Übernachtungen bei Privatvermietern und im Sektor Dauercamping aus eigenen Erhebungen und Berechnungen der Münchner Tourismus-Berater. „In diesen beeindruckenden Zahlen ist der sogenannte ‚Sofa-Tourismus‘, das heißt die Übernachtungen von Bekannten und Verwandten in den Wohnungen der Sauerländer, noch gar nicht enthalten“, kommentieren die dwif-Experten diese Ergebnisse. „Würde man diese noch hinzuzählen, so wäre die 10-Millionen-Marke sicherlich geknackt.“
Schnell mal raus ins Grüne – bringt handfesten Ertrag
Als Freizeitregion mit vielen abwechslungsreichen Ausflugszielen punktet das Sauerland durch seine Nähe zu den Ballungsgebieten an Rhein und Ruhr. Schnell mal raus aus der Stadt und ab ins Grüne – das ist nicht nur Wunsch der potenziellen Gäste in diesem Markt, sondern wird jedes Jahr millionenfach in die Tat umgesetzt. 36,3 Millionen Tagesbesucher berechnet die dwif in der Untersuchung. Es sind Menschen, die eine Radtour an Flüssen oder durch Wälder unternehmen, zu einer Tageswanderung auf den Wanderrouten anreisen, Freunde oder Verwandte besuchen oder einen Geschäftstermin im Sauerland wahrnehmen. So vielfältig der Anlass für einen Besuch in der Region ist, so handfest der Profit daraus: „Jeder Tagesgast spült im Durchschnitt rund 23,50 Euro in die Kassen der Sauerländer Wirtschaft“, halten die Verfasser der Untersuchung fest. Übernachtungsgäste geben im Durchschnitt gar ca. 105 Euro pro Kopf und Tag aus. Die dwif rechnet vor: In der Summe erreichen die Umsätze aus diesen Gästeausgaben fast 1,7 Milliarden Euro.
Thomas Weber begründet, warum diese Zahlen so wichtig für die heimische Tourismusbranche sind: „Gerade die Bedeutung der Tagesausflüge und ihr bisher kaum erhobener Ertrag werden oft unterschätzt. Das macht diese Untersuchung für uns so spannend. Was hier festgehalten ist, spricht für die ungebrochene Reise- und Entdeckerlust im Nahbereich.“ Was im Sauerland offenbar gut laufe, sei auch der Heimattourismus. Mitbürger sind zugleich als Touristen im eigenen Land unterwegs und lassen die Kassen zusätzlich klingeln.
Direkte und „heimliche“ Profiteure
Zahlreiche Branchen profitieren von den Touristen im Sauerland. Zu 48 Prozent – verständlicher Weise – das Gastgewerbe am stärksten. Die dwif-Untersuchung belegt aber auch die Vorteile für weitere relevante Sektoren in Zahlen und Verhältnissen. So wurden 2013 ansehnliche 32,3 Prozent der Umsätze im Einzelhandel erzielt. Gemäß den Erhebungen des Münchner Instituts gibt jeder Tagesgast 11 Euro in den Geschäften aus, jeder Übernachtungsgast etwa 15 Euro. Dabei entfalle nur der kleinste Teil auf Lebensmittel, vielmehr würden Kaufhäuser, Fachgeschäfte und Anbieter regionaler Spezialitäten hier zum Zuge kommen. 334,2 Millionen Euro – das sind 19,7 Prozent der Umsätze – flossen 2013 ins Dienstleistungsgewerbe, denn die Gäste besuchen Ausflugsziele, erleben Kultur- und Sportangebote, nehmen an Stadtführungen teil. Darüber hinaus beschäftigt sich die Untersuchung auch mit den „heimlichen Profiteuren“ des Tourismus, also jenen Branchen, die in einer zweiten Stufe von den Ausgaben und Investitionen, die für und rund um die Gästebetreuung getätigt werden. Von den Betrieben in der Region, die in direktem Kontakt mit den Touristen ihre Geschäfte machen, würden Aufträge von insgesamt mehr als 1 Milliarde Euro an so genannte indirekte Profiteure vergeben, so die dwif. Das seien beispielsweise Bäcker, Metzger und Brauereien, die die Betriebe mit Nahrungsmitteln und Getränken versorgen, aber auch Handwerker, Bauunternehmer, Energieversorger oder gar Werbeagenturen, Steuerberater, Banken und Versicherungen.
Doch wie weit reicht dieser positive Effekt, den die Tourismusbranche für die Region hat? Die dwif-Experten beschäftigen sich in ihrer Untersuchung auch mit der Wertschöpfung für das Sauerland. Und diese ist mehr als ansehnlich: Pro Jahr erwirtschaftet der Tourismus rund 807 Millionen Euro Primäreinkommen im Sauerland – und schafft damit eine erhebliche Zahl an Arbeitsplätzen. Rein rechnerisch reicht diese Summe dazu, dass rund 30.850 Personen ein durchschnittliches Gehalt aus dieser Branche beziehen. Doch auch die öffentliche Hand kann in Sachen Tourismus aus dem Vollen schöpfen: 2013 beliefen sich ihre Einnahmen aus Umsatz- und Einkommenssteuer auf mehr als 162 Millionen Euro. Für Weber ist das eine wesentliche Erkenntnis, schließlich hat die Region in den vergangenen Jahren stark davon profitiert, dass vielerorts auch mit öffentlichen Förderungen Lebens- und Freizeiträume neu- und umgestaltet wurden. „Tourismus wie wir ihn heute verstehen, ist genau das, was gleichzeitig die Lebensqualität für die Mitbürger erheblich stärkt. Die Untersuchung beweist, dass die öffentlich investierten Mittel gut angelegt sind!“, fasst er zusammen.