Attendorn – Wer einen lieben Menschen verliert, verliert einen Teil von sich selbst. Vieles scheint sinnlos. Das Leben gerät aus den Fugen. Sogar manche Freunde wenden sich ab. Die Sehnsucht nach dem Verlorenen schmerzt und es scheint, dass niemand es versteht und sich dafür interessiert. Mit diesem Leid muss man aber nicht allein sein, denn vom selben Leid betroffene Menschen verstehen, wovon man redet und hören zu. Der richtige Ort dafür ist das Trauercafe des Caritas-Zentrum Attendorn.
Es ist der zweite Dienstag im Monat. Kurz vor 18 Uhr, draußen wird es langsam dunkel. Aus den Fenstern im Schüldernhof 6 fällt Licht auf die Straße. Das Trauercafe hat geöffnet. Nach und nach treffen die Besucher ein. Sie alle haben einen Menschen, der ihnen nah stand, verloren. Die beiden Trauerbegleiterinnen Dagmar Langenohl und Marion Springob vom Caritas-Zentrum begrüßen jeden einzelnen. Es gibt Tee, aber auch Kaltgetränke. Kleine Käsehäppchen stehen auf dem Tisch. Um 18 Uhr sind alle da. Die Türen werden geschlossen. Nun ist man unter sich. Es wird ein kleiner Text verlesen und dann endlich kann man sich seinen Kummer von der Seele reden. Die 53 Jährige hat durch den plötzlichen Herztod ihren Partner verloren. „Wie soll es weiter gehen? Wir hatten doch noch so viel vor?“ Die 74 Jährige Dame neben ihr hat jahrelang ihren Mann gepflegt. „In guten wie in schlechten Zeiten. Doch jetzt ist er verstorben und was mache ich mit der neuen freien Zeit?“
Es geht um Verlust, neue Aufgaben und die Trauer. „Mal denke ich, jetzt habe ich die Trauer überwunden“, erzählt ein Herr in der Runde. „Doch dann falle ich wieder in ein Loch. Ich mag mit meinen Bekannten schon gar nicht mehr darüber reden. Die wollen das nicht mehr hören.“ Patentrezepte gibt es hier auch nicht. „Jeder trauert anderes. Es gibt auch keine zeitliche Vorgabe, wann Trauer zu Ende ist“, beruhigt Dagmar Langenohl. Zustimmung in der Runde. Jeder kennt das Gefühl. Manche haben es geschafft, dieses Tal der Tränen zu verlassen. Manche stecken aber auch fest. Hier ist auch eine Einzeltrauerbegleitung möglich. „Nicht jeder kann sich vor anderen öffnen“, sagt Marion Springob, „Dann hilft es auch schon mal, seinen Kummer und Schmerz in einem Vier-Augen-Gespräch zu erzählen.“ Eine Frau berichtet, dass sie jetzt zu den grünen Damen ins Krankenhaus geht. „Das ist eine Aufgabe, die mich erfüllt und ich komme wieder unter Leute.“
Doch das kann nicht jeder. Es gibt keine Norm, doch es hilft, neue Rituale zu schaffen. „Lassen sie zu Hause ein Licht an. Dann ist es nicht so dunkel, wenn sie nach Hause kommen.“ Die beiden Fachkräfte der Caritas können auch manchmal mit ganz praktischen Tipps helfen. „Weihnachten müssen sie nicht alleine sein. Im Konvikt wird Heiligabend ein gemeinsames Essen angeboten. Da sind sie herzlich willkommen.“ Für viele Trauernde ist das Trauercafe ein wichtiger Termin und sie sind an jedem zweiten Dienstag im Monat vor Ort. Es hilft ihnen, aber auch den anderen. „Hier ist jeder herzlich willkommen“, macht Dagmar Langenohl nochmals deutlich. Aber auch ehrenamtliche Helfer, die die Trauernden begleiten wollen, werden gesucht. Weitere Informationen geben Marion Springob (0151/27002805) und Dagmar Langenohl (02722/9541-30). „Trauen sie sich bei uns zu trauern.“
Das nächste Trauercafe findet am 10.März von 18-20 Uhr im Schüldernhof statt.
Weitere Informationen unter www.caritas-zentrum-attendorn.de.