Hermann Strutz übergibt Dokumentation an Stadtarchiv
Lippstadt – Ein Projekt, das seinesgleichen sucht – so beschrieb Hermann Strutz das Austauschprojekt zwischen der russischen Stadt Krasnojarsk und dem Stift Cappel Berufskolleg sowie dem Lippe-Berufskolleg anlässlich der Übergabe der vollständigen Dokumentation des Projekts an das Stadtarchiv Lippstadt. Zu der Übergabe hatten sich neben den zahlreichen Beteiligten des Projekts auch der ehemalige Bürgermeister Franz Klocke und der aktuelle Bürgermeister Christof Sommer eingefunden. Sommer würdigte das Projekt in seinem Grußwort als „Teil der Zeitgeschichte“ und hob hervor, wie ungewöhnlich der Startzeitpunkt des deutsch-russischen Partnerschaftsprojekts war – kurz nach dem Mauerfall.
Hermann Strutz gab anlässlich der Übergabe einen kurzen Einblick in die Anfänge des Projekts. Er selbst initiierte bereits 1990 die deutsch-russische Partnerschaft in seiner Funktion als Schulleiter des Stift Cappel Berufskollegs. Impulsgeber war für ihn ein russischer Journalist, der im Westdeutschen Rundfunk die Frage stellte, warum es keine deutsch-sowjetischen Schulen geben würde, wie es auch nach dem Zweiten Weltkrieg deutsch-französische Gymnasien gegeben hätte. Diese Frage veranlasste Strutz die Partnerschaft mit Krasnojarsk ins Leben zu rufen.
„Am Anfang mussten dafür harte Auseinandersetzungen geführt werden, bis es grünes Licht gab“, berichtete er bei seinem Vortrag. Schließlich startete das Projekt kurz nach dem Fall des Eisernen Vorhangs, zu einer Zeit als die jungen Menschen in Deutschland sich „gut in London und Paris auskannten, aber nicht weiter östlich“, wie Bürgermeister Christof Sommer aus eigener Erfahrung weiß. „Der Feind steht östlich“, diese Vorstellung in den Köpfen wollte das Projekt ändern und setzte dazu bei der Jugend an. „Wir wollten die Jugendlichen konfrontieren“, so drückt Strutz es aus. Zu diesem Zweck wurden im Rahmen des Projektes junge Russen in Lippstadt im Bereich Sozial- und Diakoniearbeit zu Multiplikatoren ausgebildet.
Dr. Claudia Becker bedankte sich bei Hermann Strutz für die Übergabe der Unterlagen des Projekts und erläuterte, wie die Dokumente im Archiv bearbeitet werden, um sie für die Nachwelt aufbewahren zu können. „Archivare „betten“ Texte um, um sie haltbarer zu machen“, erklärte sie. Dazu werden die Dokumente von metallenen Elementen, wie Büro- und Heftklammern befreit, da diese rosten und damit das Papier zerstören können. Aber auch Klarsichtfolien und bunte Trennblätter werden entfernt. „Wenn die Texte hier im Stadtarchiv entsprechend bearbeitet worden sind, steht einer Aufbewahrung für die Ewigkeit nichts mehr im Wege“, versicherte Becker lächelnd.