Warstein – Gemeinsam mit Bürgermeister Manfred Gödde, Brauereigeschäftsführerin Catherina Cramer und weiteren zahlreichen Ehrengästen hat Landrätin Eva Irrgang am Mittwoch, 24. September 2014, die zwei neuen Hochwasserrückhaltebecken Brauereizufahrt und Widey im Warsteiner Wideytal in einer kleinen Feierstunde ihrer Bestimmung übergeben. Gleichzeitig kam es zu einer Umbenennung: Das Hochwasserrückhaltebecken Brauereizufahrt heißt ab sofort „Herrlichkeit“.
Der verstorbene Brauereichef Albert Cramer hatte diesen Namen vorgeschlagen, als er mit Vertretern des Sachgebiets Wasserwirtschaft beim Kreis über die Grundstücksnutzung zum Bau der zwei Hochwasserrückhaltebecken verhandelte. Schon am Anfang regte Albert Cramer an, das obere Becken nach der Örtlichkeit zu benennen. Das Tal ist in allen Karten mit „Herrlichkeit“ bezeichnet. Da aber die offiziellen Unterlagen alle schon mit „Brauereizufahrt“ betitelt waren, wurde verabredet, das Becken nach Fertigstellung neu zu benennen.
Insgesamt hat das Sachgebiet Wasserwirtschaft des Kreises 7,2 Mio. Euro in die neuen Bauwerke investiert. Rechnet man die Planungskosten hinzu, handelt es sich sogar um 8,2 Mio. Euro. Es floss ein 80-prozentiger Landeszuschuss. „Immerhin 1,64 Mio. Euro musste aber der Kreis Soest beisteuern“, stellte Landrätin Eva Irrgang heraus.
Das Hochwasserrückhaltebecken Brauereizufahrt bzw. Herrlichkeit kann hinter seinem 130 Meter langen und 9,40 Meter hohen Damm 150.000 Kubikmeter oder 770.000 Badewannen Wasser aus einem Einzugsgebiet von 6,5 Quadratkilometern aufnehmen. Sogar 185.000 Kubikmeter oder 1,2 Mio. Badewannen sind es beim Rückhaltebecken Widey (Einzugsgebiet 7,2 Quadratkilometer). Dort beträgt die Dammhöhe 13,8 Meter und die Dammlänge 175 Meter. Sobald der Zulauf größer als der Ablauf ist, kann der Stauwärter künftig von einem kleinen Betriebsgebäude aus die Fluten einstauen.
Zuletzt hatte die Hochwasserkatastrophe am 9. August 2007, als eine Flut in der Warsteiner Ortslage Millionenschäden verursachte, den Ruf nach besseren Abwehrmaßnahmen wieder laut werden lassen. Die Vorgeschichte ist aber viel länger. Der Kreistag beschloss in den 1980er Jahren den Bau von Hochwasserrückhaltebecken an 22 Standorten im Kreisgebiet. Die so genannte Brauwassertalsperre mit Hochwasserschutzraum für Warstein scheiterte 1981 im Genehmigungsverfahren. 1990 kam es zu einer Wiederaufnahme der Planungen mit computergestützter Berechnung der Wassermengen. Eine Kosten-Nutzen-Analyse fiel positiv aus. Der Kreistag fasste dann am 25. Oktober 2001 den Beschluss zum Bau der Hochwasserrückhaltebecken Brauereizufahrt und Widey. Zehn weitere lange Jahre gingen ins Land für die europaweite Ausschreibung und Vergabe der Genehmigungsplanung, die Einbeziehung von Behörden, Interessenverbänden, Politik und Bürgern sowie für die Grundstücksverhandlungen. Erst die Nutzungsvereinbarung mit der Warsteiner Brauerei brachte schließlich den Durchbruch und am 3. Mai 2012 konnte der erste Spatenstich erfolgen.