Soest – In 7700 Kilometer Entfernung ist vieles anders – auch die medizinische Versorgung. Das stellt die chinesische Ärztin Dr. Xueyun Zhang jeden Tag aufs Neue während ihrer Hospitation im Marienkrankenhaus Soest fest.
In Deutschland bietet ein Krankenhaus seinen Patienten ganz selbstverständlich eine „all-inclusive Versorgung“. Dr. Xueyun Zhang kann darüber nur staunen. In ihrer Heimat müssen sich die Patienten während ihres Krankenhausaufenthaltes selbst verpflegen. Verwandte oder Freunde bringen daher täglich Essen vorbei. „Das ganze Gesundheitssystem ist in China völlig anders“, berichtet die sympathische Ärztin. Der wohl gravierendste Unterschied: Einen Teil der Behandlungskosten müssen die Patienten selber tragen. „Deshalb sprechen wir in China mit den Patienten nicht nur über die medizinische Seite, sondern auch über die finanziellen Möglichkeiten jedes einzelnen.“ Zudem gibt es im chinesischen Gesundheitssystem keine niedergelassenen Ärzte. Wer krank ist, kommt direkt ins Krankenhaus.
Dr. Xueyun Zhang arbeitet in Shenyang, das rund 600 Kilometer von Peking entfernt ist, als Ärztin der Lungenheilkunde.
Weil sie sich in diesem Fachgebiet weiterbilden möchte, ist Dr. Matthias Elbers, der Chefarzt der Abteilung für Pneumologie, im Marienkrankenhaus Soest ihr Ansprechpartner. Er lädt seit sieben Jahren über die Deutsch-Chinesische technische Austauschgesellschaft regelmäßig Kollegen aus China zur Hospitation ein. „Die Ärzte aus China kommen gern zu uns ins Marienkrankenhaus, weil deutschlandweit nicht so viele Kliniken auf Lungenheilkunde spezialisiert sind“, sagt Dr. Matthias Elbers. Zudem arbeitet das Team um den Soester Chefarzt sehr fortschrittlich. „Die Kollegen aus Fernost haben in ihrer Heimat wenige Möglichkeiten, sich auf einem so hohen Niveau wie hier fachlich auszutauschen“, so Dr. Elbers.
Damit Dr. Zhang sich ein möglichst umfassendes Bild machen kann, nimmt der Chefarzt sie mit zur Visite seiner Patienten und lässt sie Behandlungen beobachten. Beeindruckt ist sie, wie gut die Soester Ärzte in der Lage sind, bereits im Vorfeld Schädigungen der Lunge zu erkennen. „Ich lerne hier eine ganz andere Art des diagnostischen Denkens kennen“, freut sich Dr. Zhang über die Erweiterung ihrer medizinischen Fähigkeiten. Im Krankenhaus hat sie nach zwei Monaten bereits viel Neues gesehen, von der Umgebung allerdings weniger. Das will sie in den letzten Wochen ihres Aufenthalts noch nachholen. Ein Kollege aus der Verwaltung des Marienkrankenhauses hat sich jetzt ganz spontan als „Fremdenführer“ angeboten und ihr die Möhnesee-Staumauer und die Drüggelter Kapelle gezeigt – ein weiterer Ausflug soll folgen.
Textautor: Marienkrankenhaus Soest