Westfälische Kulturkonferenz diskutiert über Inklusion von Menschen mit Behinderung
Bad Sassendorf (lwl) – Über 300 Teilnehmer diskutierten am Freitag (24.4.) auf der Westfälischen Kulturkonferenz in Bad Sassendorf (Kreis Soest) über die Inklusion von Menschen mit Behinderung in der Kultur. „Alle Menschen müssen die Möglichkeit haben in Deutschland kreativ zu sein. Kunst spricht eine Sprache, die jeder Mensch mit und ohne Behinderung beherrscht“, sagte Verena Bentele, die Beauftragte der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen, in ihrem Impulsvortrag. Die Konferenz wurde gemeinsam veranstaltet vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) und dem Projekt „Kultur in Westfalen“.
„Auf das Motto ‚Kultur für alle‘ folgt jetzt das neue Leitmotiv ‚Inklusion für alle‘“, sagte LWL-Direktor Matthias Löb. „Denn in den Kulturangeboten sieht man deutlich, wie Maßnahmen der Inklusion nicht nur Menschen mit Behinderungen nützen: Der Vater mit Kinderwagen freut sich genauso über den barrierefreien Zugang in ein Museum wie ich über ein großes Schriftbild in Kunstbüchern oder verständliche Texte an Exponaten. Inklusion nützt allen.“
„Für mich als Beauftragte ist es eines meiner Ziele, dass Künstlerinnen und Künstler mit Behinderung in ihrer Einzigartigkeit und mit ihrer Schaffenskraft wahrgenommen werden, so die Behinderten-Beauftragte Verena Bentele. Die zwölffache Paralympics-Siegerin im Biathlon war Ehrengast der Konferenz und machte mit ihrem Impulsvortrag den Konferenzteilnehmern Mut für den langen, aber lohnenswerten Weg der Inklusion.
Diesem Credo folgten die anschließenden „Visionen“. Wie wünsche ich mir das Kulturland Westfalen-Lippe im Jahr 2050? Sieben Menschen aus verschiedenen Bereichen stellten ihre persönliche Wunschvorstellung vor. Doris Langenkamp, Vorsitzende der Lebenshilfe Münster, und Michael Angly, Sprecher von „Wir Menschen mit Lernschwierigkeiten in Münster“ (WiM), Klaus-Peter Kirchner von der Aktion-Kunst-Stiftung in Soest und Inhaber der ersten Galerie von Künstlern mit Behinderung in Düsseldorf, Matthias Gräßlin, Leiter der Theaterwerkstatt Bethel in Bielefeld gehörten ebenso dazu wie Brigitte Blömeke von der Kulturloge Ruhr in Gelsenkirchen, Annette Schlatholt, Geschäftsführerin der Landesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe und Dr. Regine Prunzel, Referatsleiterin der LWL-Kulturabteilung in Münster. Sie alle wünschten sich aus ihrer jeweiligen Perspektive, dass in 35 Jahren Behinderung keine Rolle mehr spielt. „Die Besonderheit jedes Einzelnen bereichert unser Zusammmenleben“, wurde es auf den Punkt gebracht.
So gerüstet diskutierten die Teilnehmer in sechs Arbeitsgruppen über nächste Schritte der Inklusion im Kulturbereich. Es ging zum Beispiel um inklusive Kulturarbeit im Spannungsfeld zwischen Therapie und Selbstverwirklichung oder darum, wie im Museum die praktischen Forderungen von Menschen mit Beeinträchtigungen beim Sehen und Hören mit ästhetischen Ansprüchen verbunden werden können.
Das LWL-Industriemuseum Zeche Zollern in Dortmund, das Schrägstrichtheater in Münster und die Bands aus dem „Dortmunder Modell: Musik“ der Technischen Universität Dortmund und andere Projekte und Initiativen in Westfalen-Lippe stellten sich den Teilnehmern vor. Und sie brachten ihre eigenen Erfahrungen und Projekte in die Diskussionen mit ein. Einig waren sich die Teilnehmenden, dass die Inklusion ein langer, aber lohnenswerter Weg sei. Und gerade Kunst und Kultur hier für die ganze Gesellschaft Westfalen-Lippe vielfältige Chancen eröffne.
Der künstlerische Höhepunkt war der TraumCircus aus Marsberg (Hochsauerlandkreis). Mit 40 Akteuren nahm die Artistengruppe des LWL-Wohnverbundes die Zuschauer mit auf ihre „Traumreise“.