Lippstadt – Der Bundesgleichstellungsbericht wird erneut im Gleichstellungsbeirat thematisiert. Bereits im Jahr 2012 befasste sich der Beirat mit dem Bundesgleichstellungsbericht, damals mit dem Schwerpunkt Frauen und Männer im Erwerb. In der nächsten Sitzung des Beirates für die Gleichstellung von Frau und Mann am Dienstag, 18. Februar, um 18 Uhr im Stadthaus, wird Prof. Dr. Uta Meier-Gräwe den Fokus auf die „Vereinbarkeit von Beruf und Familie“ legen. Der Vortrag zeichnet wesentliche Entwicklungslinien der heutigen Familie zwischen klassischer Kernfamilie, Patchwork- und Ein-Elternteil-Strukturen nach.
Junge Frauen und Männer geraten immer häufiger in das biographische Dilemma, ihre Bildungs- und Qualifikationsabschlüsse am Arbeitsmarkt verwerten zu wollen, aber nur unzureichende gesellschaftliche Unterstützungsbedingungen bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie vorzufinden, so dass sie ihre Kinderwünsche verschieben oder ganz aufgeben müssen. Einen deutlich anderen Zuschnitt haben die Bedarfe von Eltern und Kindern aus benachteiligten Herkunftsmilieus und wieder anders sind die konkreten Bedarfslagen von sehr gut ausgebildeten Müttern und Vätern, die sich – trotz aller infrastrukturellen Mängel – für Kinder entschieden haben.
Nach dieser Bestandsaufnahme werden Wege aus diesem Dilemma skizziert: Es wird ein neues geschlechtergerechtes Leitbild vorgestellt, das Frauen und Männer gleichermaßen als Erwerbstätige mit Fürsorgeaufgaben für Kinder und hilfe- bzw. pflegebedürftige Angehörige in bestimmten Lebensphasen ansieht. Außerdem plädiert die Referentin für die Schaffung einer qualitativ hochwertigen familienunterstützenden Infrastruktur sowie für eine Zeitpolitik, die es beiden Geschlechtern ermöglicht, nicht nur Erwerbsarbeit, sondern auch genügend Zeit für Kinder, Partnerschaft und die Pflege sozialer Netzwerke in ihren Lebenslauf zu integrieren.
Interessierte Bürger können an der Sitzung des Gleichstellungsbeirats teilnehmen.
Zur Person: Prof. Dr. Uta Meier-Gräwe ist an der Justus-Liebig-Universität in Gießen tätig. Gemeinsam mit anderen Sachverständigen erarbeitete sie den ersten Bundesgleichstellungsbericht. Auch bei der Erstellung des 7. Familienberichts der Bundesregierung wirkte sie mit.