72 Infizierte mittlerweile verstorben – Welt-Aids-Tag am 1. Dezember – Info-Stand
Kreis Soest – Im Kreisgebiet Soest sind in diesem Jahr bisher neun neue HIV-Fälle diagnostiziert worden. „Die Zahlen belegen, dass Prävention und Forschung unverändert wichtig sind. Einen Grund zur Entwarnung gibt es nicht“, betonen Karola Born, Aids-Koordinatorin im Gesundheitsamt, und Hildegard Wahle, Sozialarbeiterin der Aids-Hilfe im Kreis Soest, im Vorfeld des Welt-Aids-Tages, der am 1. Dezember begangen wird.
Alles in allem weist ihre Statistik insgesamt 313 anonyme HIV-Infizierte für den Kreis Soest aus, die bisher bekannt geworden sind. 72 von diesen Menschen sind mittlerweile an Aids gestorben. Neun Personen nahmen in diesem Jahr erstmals Kontakt zu den beiden Beratungsstellen im Kreisgebiet auf. Bundesweit haben sich 2013 nach Erkenntnissen des Robert Koch-Instituts (RKI) wahrscheinlich etwa 3.200 Menschen in Deutschland neu mit dem Virus infiziert. In Deutschland leben danach rund 80.000 Menschen mit HIV oder Aids. Etwa 150 Betroffene sind im Jahr 2013 gestorben. In Nordrhein-Westfalen leben etwa 18.000 Menschen mit HIV. Schätzungen zufolge sind etwa zwei Drittel von ihnen erwerbstätig.
Der Kreis Soest weist anlässlich des Welt-Aids-Tages darauf hin, dass über ein Drittel der in Nordrhein-Westfalen 2013 HIV-positiv getesteten Menschen bereits einen fortgeschrittenen Immundefekt aufweist. Die Wahrscheinlichkeit einer späten Diagnose nimmt mit steigendem Alter und kleiner werdendem Wohnort zu. Warum eine rechtzeitige Diagnose so wichtig ist, erklärt Hildegard Wahle von der Aids-Hilfe im Kreis Soest e.V.: „Eine späte HIV-Diagnose erhöht leider die Gefahr dauerhafter Schäden am Immunsystem. Wer dagegen rechtzeitig behandelt werden kann, hat eine fast normale Lebenserwartung.“
Die Beratung im Gesundheitsamt ist anonym, vertraulich und kostenlos. Sie richtet sich an alle, die nach einer Risikosituation unsicher sind, ob sie sich mit HIV oder Syphilis, Chlamydien oder Gonnorrhöe infiziert haben. Die Anzahl der Syphilis-Meldungen aus NRW ist laut dem RKI unverändert hoch. Im persönlichen Gespräch wird geklärt, ob tatsächlich ein Infektionsrisiko angenommen werden kann und ein Test zum jetzigen Zeitpunkt sinnvoll ist. „Das persönliche Gespräch ist sehr wichtig“, erläutert Karola Born, Aids-Koordinatorin im Kreis Soest. „Die Ratsuchenden müssen zum Beispiel verstehen, dass eine HIV-Infektion nur dann ausgeschlossen werden kann, wenn zwischen dem Risikokontakt und dem Test drei Monate Zeit vergangen sind und dazwischen auch kein erneutes Risiko lag.“
Die Beratung zum Schutz vor HIV und anderen sexuell übertragbaren Infektionen ist ebenfalls Teil des Angebots. „Manche denken nach einem negativen Testergebnis, sie seien gegen HIV immun“, sagt die langjährige Mitarbeiterin im Gesundheitsamt. „In der Beratung können solche Missverständnisse aufgelöst und geeignete Schutzstrategien besprochen werden“, ergänzt die Sozialarbeiterin Hildegard Wahle. Sinnvoll könne der HIV-Test aber auch zur Abklärung von Krankheitszeichen, beim Wunsch nach ungeschütztem Sex in der Partnerschaft und bei Kinderwunsch sein.
HIV kann nur übertragen werden, wenn es in ausreichender Menge in den Körper oder auf Schleimhaut gelangt. Eine Ansteckung ist möglich über Blut (auch Menstruationsblut), Sperma, Scheidenflüssigkeit und Muttermilch, die das Virus in hoher Konzentration enthalten können, sowie über den intensiven Kontakt zwischen den Schleimhäuten von Penis und Enddarm beziehungsweise zwischen Penis und Scheide.
„Nach wie vor kann nur durch anhaltend intensive Präventionsbemühungen bei allen Gesellschaftsgruppen vermieden werden, dass die Zahl der Neuinfektionen wieder steigt“, ist Karola Born sicher. Es sei wichtig, nach erlebten Risikosituationen sich nach drei Monaten auf sexuell übertragbare Infektionen untersuchen zu lassen, um im Falle einer Infektion frühzeitig mit der Behandlung beginnen zu können“, betont die Expertin des Gesundheitsamtes.
Aids-Hilfe und Aids-Beratung des Kreises sind am Sonntag, 30. November, und am Montag, 1. Dezember 2014, mit einem Info-Stand im Aktionshaus auf dem Soester Weihnachtsmarkt jeweils von 11 bis 20 Uhr präsent. Die Einrichtungen sammeln Spenden für die vielfältigen Aufgaben der Aids-Hilfe. Unterstützt durch bekannte Soester Bürger aus Kirche und Politik werden an beiden Tagen auch wieder Spenden für die vielfältigen Aufgaben der Aids-Hilfe gesammelt.
Betroffene und Interessierte können sich im Kreis Soest an das Gesundheitsamt und an die Aids-Hilfe und damit an zwei Stellen wenden.
Im Gesundheitsamt des Kreises Soest besteht die Möglichkeit, sich auf HIV und Syphilis anonym und kostenlos testen zu lassen. Die Untersuchungen auf Chlamydien, Gonorrhoe (Tripper) und Hepatitis sind ebenfalls möglich, ein Test kostet in diesen Fällen je 10 Euro. Die Beratungsstelle „Aids und sexuell übertragbare Infektionen“ beim Gesundheitsamt des Kreises bietet dienstags von 10 bis 12.30 Uhr und donnerstags von 14 bis 16.30 Uhr Beratung und anonyme Testungen an. Telefonisch ist die Aids-Koordinatorin Karola Born unter der Telefonnummer 02921/302152 erreichbar (E-Mail karola.born@kreis-soest.de). Auch im Gesundheitsamt in Lippstadt, Lipperoder Straße 8a, besteht dieses Angebot dienstags und mittwochs von 8.30 bis 12 Uhr und jeden ersten Donnerstag im Monat von 14 bis 17 Uhr jeweils nach telefonischer Vereinbarung unter 02921/303562. Weitere Informationen sind auf den Internetseiten des Kreises Soest zu finden.
Die AIDS-Hilfe im Kreis Soest e.V. berät zu Fragen rund um Sex, Gesundheit, AIDS, Hepatitis oder zum Leben mit HIV. Sie bietet telefonische und persönliche Beratung, Information und Betreuung in Soest montags 16 bis 18 Uhr, dienstags und mittwochs jeweils von 9 bis 12 Uhr in der Walburgerstraße 38-40, und in Lippstadt donnerstags von 14 bis 16 Uhr nach Vereinbarung im Haus des DPWVs, Bökenförderstr. 39, Telefon 02921/2888, E-Mail info@aids-hilfe-soest.de, www.aids-hilfe-soest.de.