Kreis Soest – Das sollte jeder wissen: mit der Notrufnummer 112 können im Notfall Feuerwehr, Rettungsdienst und Notarzt alarmiert werden. Leider ist aber kaum bekannt, dass dieser „Lebensretter“ auch außerhalb Deutschlands gültig ist. „In dieser Hinsicht kann die 112 ein 25-jähriges Jubiläum feiern“, erinnert Sebastian Narten, Chef der Leitstelle des Kreises Soest. „Denn am 29. Juli 1991 haben die damals zwölf EU-Staaten entschieden, sie als gemeinsame europäische Notrufnummer einzuführen.“
Gerade angesichts der derzeitigen Urlaubszeit hält es Sebastian Narten für wichtig, die europaweite Gültigkeit des Notrufs 112 bekannter zu machen. Nach einer Studie der EU wisse nur jeder Fünfte in Deutschland, dass die 112 auch im Ausland funktioniert. „Man sollte sich vor einem Reiseantritt immer informieren“, empfiehlt Narten vor diesem Hintergrund. „Denn der europaweite Notruf gilt in allen EU-Staaten, der Schweiz, Island und Norwegen, aber auch in EU-Nachbarstaaten wie Bosnien-Herzegowina, Kosovo, Mazedonien, Montenegro, der Republik Moldau, Russland, Serbien, Türkei und der Ukraine.“
Der europaweite Notruf 112 ist für Narten ein bürgernahes und lebensrettendes EU-Produkt mit einem echten europäischen Mehrwert. Wenn es den Euronotruf nicht gäbe, so Sebastian Narten, müssten die Bürgerinnen und Bürger bei einer Reise durch alle EU-Staaten über 40 Notrufnummern kennen. Sein Geburtstagsgeschenk habe der Euronotruf schon im Jahr 2009 erhalten, einen eigenen Aktionstag im Kalender. Der „Tag des europaweiten Notrufs 112“ werde jährlich am 11. Februar begangen, also am 11. 2., denn da stecke die 112 schon im Datum.
Der Notruf 112 kann vorwahlfrei gewählt werden und ist in allen Staaten der EU kostenlos. Er verbindet Hilfesuchende automatisch mit der örtlichen 112-Notrufzentrale, über die sie die Feuerwehr oder medizinische oder polizeiliche Hilfe erhalten. Wer die 112-Notrufzentralen betreut, ist in den Ländern unterschiedlich geregelt. Dies können die Rettungsdienste, Feuerwehren oder auch die Polizei sein.
Im Soester Kreisgebiet läuft die Notrufnummer zentral in der seit 2011 im Rettungszentrum am Soester Boleweg untergebrachten einheitlichen Kreisleitstelle für die Feuerwehr und den Rettungsdienst auf. „Täglich erreichen die dort rund um die Uhr arbeitenden Mitarbeiter etwa 250 Notrufe“, berichtet Leiter Narten. Die Notrufe würden nach einem strukturierten Frageschema bearbeitet und auf dieser Grundlage die nach Einschätzung des Disponenten erforderlichen Hilfskräfte alarmiert. Während die Einsatzkräfte anfahren, gebe der Mitarbeiter bei Bedarf Erste-Hilfe-Hinweise an den Anrufer. „Eine aktive Mithilfe von Angehörigen oder Dritten bei den lebenserhaltenden Maßnahmen vergrößert die Chance betroffener Patienten erheblich, einen Notfall ohne Folgeschäden zu überstehen“, betont der Leitstellenchef.
Deutschland wurde 1991 bei der Einführung des europaweiten Notrufs durch Außenminister Genscher vertreten. Die Auswahl der 112 als Notrufnummer geht zurück auf eine Empfehlung der Europäischen Konferenz der Verwaltungen für Post- und Fernmeldewesen (CEPT) von 1976. In Deutschland wurde die 112 bereits 1954 in den ersten Großstädten als Feuerwehrnotruf eingeführt.