Praxis-Workshop fand auf Campus und Hof statt. | Hände und Stiefel verbreiten Keime.
Soest. Zum Dauerthema Hygiene veranstalteten der Soester Fachbereich Agrarwirtschaft, der Westfälisch-Lippische-Landwirtschaftsverband und der Erzeugerring Westfalen unter der Leitung von Prof. Dr. Marc Boelhauve einen zweiteiligen Workshop für Praktiker.
Die Experten zeigten anschaulich, wie Landwirte durch gezielte Maßnahmen im Alltag den Keimdruck deutlich senken können. Mit den Stiefeln verschleppt der Landwirt selbst Keime durch alle Abteile. Ein mechanischer Stiefelreiniger sorgt nur für eine gleichmäßige Keimdurchmischung: „In den Bürsten sammeln sich Kotreste, die bei jeder Stiefelreinigung auf alle Stiefel übertragen werden“ erläutert Boelhauve seine kritische Haltung. Henrike Freitag vom Erzeugerring Westfalen ergänzt: „Besser eignet sich eine Euterbrause zum Abspritzen der Stiefel und Profile“.
Für die Arbeitskleidung gab die Beraterin die Faustregel aus: „Je jünger die Tiere, desto sauberer der Overall.“ Optimal sei es, vor jedem Stall die Stiefel und Kleidung zu wechseln. „Kennzeichnen Sie Ihre Stiefel, Overalls und Gerätschaften mit Farbe“, riet die Expertin. Das erleichtere den alltäglichen Einsatz.
„Keime kommen nicht nur durch betriebsfremde Personen oder Ungeziefer in den Stall“, betonte Tiermediziner Boelhauve im Theorieteil auf dem Campus Soest der Fachhochschule Südwestfalen. Ebenfalls als Keimüberträger unterschätzt werden die Hände. Sogar viele Tierärzte und Berater übersehen diesen Infektionsweg. „Gründliches Händewaschen lohnt sich immer wieder“, rät Boelhauve. Denn gerade die Hände fassen jede Tür an, jede Klinke, jeden Besen, und eben oft auch Tiere.
Dem Seminar schloss sich ein Praxisteil in einem präparierten Stall an. Die Präparation des Betriebes und die Ergebnisse der Keimzahluntersuchungen wurden zuvor von den beiden Masterstudierenden Christina Schmitte und Elisabeth Heimann anschaulich vorgestellt. Ihre Untersuchungen zeigten, dass „mit der richtigen Technik und der richtigen Umsetzung sehr gute Keimreduzierungen möglich sind“.
Der praktische Teil für die Workshop-Teilnehmer beinhaltete den Auftrag, die zuvor präparierten hygienisch bedenklichen Stellen im Stall zu finden. Nachfolgend wurde dieser praktische Teil durch Demonstrationen der Firmen Menno Chemie Vertrieb GmbH und der Genossenschaft zur Förderung der Schweinehaltung eG (GFS) unterstützt, die auf die technischen Möglichkeiten der Stallreinigung und -desinfektion und den Anwenderschutz eingingen.
Den Beteiligten wurde vermittelt, dass eine gründliche Reinigung und Desinfektion der Ställe einen guten Beitrag zur Stallhygiene leistet und zudem im Alltag praktikabel ist.
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