Soest – „Prüfen, rufen, drücken!“ Diese Kurzformel kann lebensrettend sein – das lernten Schüler des Conrad-von-Soest-Gymnasiums kurz vor Ferienbeginn in einem kompakten Reanimationskurs. Weil es eigentlich „kinderleicht“ ist, das Richtige bei einem plötzlichen Herzstillstand zu tun, richten sich spezielle Schulungsprogramme bereits an die Jüngsten.
„Die Fünftklässler waren mit Feuereifer dabei“, freut sich Ansgar Rocholl, Intensiv-Pfleger vom Marienkrankenhaus Soest. Gemeinsam mit seiner Kollegin Lisa Pilsl und Chefarzt Dr. Peter Lierz besuchte er die 5. Klassen des Convos, um sie zu so genannten „Laienhelfern“ in der Reanimationskette auszubilden. Nach bereits zwei Schulstunden hatten die Kinder die wichtigsten drei Maßnahmen verinnerlicht: Prüfen, rufen, drücken – das bedeutet, Reaktion und Atmung checken, Notruf 112 wählen und die Herzdruckmassage sofort beginnen. Mit diesem Vorgehen lässt sich die Überlebenschance bei einem plötzlichen Herzstillstand verdoppeln bis verdreifachen. Dennoch fühlen sich viele Menschen in einem Notfall mit der Ersten Hilfe überfordert.
Wie war das mit der stabilen Seitenlage? Wie funktionierte das noch einmal mit der Mund-zu-Mund-Beatmung? Die Unsicherheit ist häufig groß. Dabei ist bei einem Herzstillstand eigentlich nur eines zu tun: „Eine Herzdruckmassage reicht bei einem Herzstillstand zunächst aus, um die Zeit bis zum Eintreffen des Rettungswagens zu überbrücken. Aber das wissen viele nicht“, sagt Ansgar Rocholl, Intensiv-Pfleger vom Marienkrankenhaus Soest. Gemeinsam mit seiner Kollegin Lisa Pilsl und Chefarzt Dr. Dr. Peter Lierz ging er in die 5. Klassen des Convos. Die 9. Klassen schulte zuvor Andreas Selbstaedt, der als Notfalltrainer im Katholischen Hospitalverbund Hellweg arbeitet, zu dem das Marienkrankenhaus gehört. Der Chefarzt der Abteilung für Anästhesiologie im Marienkrankenhaus, Dr. Dr. Peter Lierz, engagiert sich bereits im vierten Jahr aus voller Überzeugung für das Reanimationstraining mit den Schülern. „Es ist wichtig, das Bewusstsein für Erste Hilfe möglichst früh zu wecken und zum Handeln im Notfall zu motivieren.“ Ein weiterer Aspekt ist, dass die Schüler mit ihrer Motivation Erste Hilfe zu leisten, auch andere dazu bewegen können – zum Beispiel in der eigenen Familie.
Die Convos-Schüler wissen jetzt: Im Fall eines Herzstillstandes sollten sie fest und mindestens 100 Mal pro Minute in der Mitte des Brustkorbs drücken und nicht aufhören, bis Hilfe eintrifft. An Reanimationspuppen übten die Schüler die richtigen Handgriffe und freuten sich über den schnellen Lernerfolg. Die Lebensretter-Formel „Prüfen, rufen, drücken“ ist ihnen nun ebenso vertraut wie das kleine Einmaleins.
Hintergrund:
Der plötzliche Herztod ist mit schätzungsweise bis zu 100.000 Fällen pro Jahr eine der häufigsten Todesursachen in Deutschland. Obwohl jeder helfen könnte, tun es die wenigsten. Dabei ist es gerade bei einem Herzstillstand unerlässlich, schnell zu handeln: Bereits drei Minuten nach einem Herzstillstand wird das Gehirn nicht mehr genügend mit Sauerstoff versorgt – es treten unwiderrufliche Schäden auf. Mit einer einfachen Herzdruckmassage kann der Restsauerstoff im Blut zirkulieren und so bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes die Überlebenswahrscheinlichkeit entscheidend erhöhen.
Textautor: Marienkrankenhaus Soest