Soest – „Schmerzen sind ein Warnsignal des Körpers. Man sollte sie immer ernst nehmen“, sagt Dr. Dr. Peter Lierz. Der Chefarzt des Marienkrankenhauses informiert beim „Geunden LeDoMo“, am 24. November, umfassend über das Thema Schmerz und die Behandlungsmöglichkeiten. Die Talk-Runde beginnt um 19 Uhr. Der Eintritt ist frei. Vorab hat sich der Chefarzt schon einmal einigen Fragen zu Thema gestellt.
Ist Schmerz gleich Schmerz?
Nein, es gibt zahlreiche und sehr unterschiedliche Arten von Schmerzen. Je nach Schmerzart- oder Charakter sind auch unterschiedliche Behandlungen erforderlich. Man kann nicht einfach zwischen schwachen und starken Schmerzen unterscheiden, sondern muss die Ursache berücksichtigen. So ist ein Schmerz, der durch einen Nervenschaden entsteht, vollkommen anders zu behandeln als ein Schmerz, der durch eine Verletzung wie einem Knochenbruch verursacht wird.
Was ist das „Gefährliche“ am Schmerz?
Schmerz ist normalerweise ein Warnsignal. Der chronische Schmerz weist aber nicht auf eine Gefahr oder Erkrankung hin, sondern wird zur Erkrankung selbst. Man spricht von einer Schmerzkrankheit. Die Gefahr ist, dass der Schmerz in ein so genanntes Schmerzgedächtnis übernommen werden kann und dann immer wieder empfunden wird, auch wenn die Grunderkrankung längst verheilt ist. Somit werden die Schmerzen chronisch und schränken den Patienten vielseitig körperlich, sozial und beruflich ein. Dies treibt den Patienten in einen für ihn ausweglos erscheinenden Kreislauf von ständigem Schmerz, Inaktivität, Isolation und Depression, aus dem er alleine kaum herausfinden kann.
Kann dann die Multimodale Schmerztherapie empfehlenswert sein?
Ja, die Multimodale Schmerztherapie kann besonders bei chronischen Schmerzen helfen. Häufig handelt es sich um Patienten, die schon einen längeren Leidensweg und viele verschiedene Arztbesuche durchlaufen haben. Letztlich ist die Art des Schmerzes unerheblich, wenn man an einer Multimodalen Schmerztherapie teilnimmt, da sie teilweise aus Gruppentherapien aber auch aus Einzeltherapie besteht.
Was ist das Besondere an diesem Behandlungskonzept?
Einerseits lernt der Patient wieder, seinem Körper zu vertrauen und damit neue Aktivitäten aufzunehmen, andererseits erfährt er im Rahmen der Gruppentherapie auch, dass er mit seinem Leiden nicht alleine steht. Ein Teil der Multimodalen Schmerztherapie ist die Verbesserung der körperlichen Aktivität, ein weiterer Teil aber auch eine psychologische Begleitung. Ziel ist es, dass der Patient für sich persönlich Techniken erlernt und mitnimmt, die er zu Hause auch weiter anwenden kann. Dies reicht von Entspannungstechniken bis zum Motivationstraining. Ebenso wird natürlich von den Ärzten der verschiedenen Fachrichtungen nach Schmerzursachen gesucht und eine Schmerztherapie individuell eingestellt.
Was passiert, wenn die Multimodale Schmerztherapie nicht erfolgreich ist?
Dann hat man nichts „verloren“. Denn die Multimodale Schmerztherapie ist ein Verfahren, bei dem nichts mit dem Patienten geschieht, was langfristige negative Folgen hat. Zudem wird der Patient im Rahmen der Multimodalen Schmerztherapie informiert und zum Thema Schmerz geschult, so dass er viel besser versteht, was für eine Erkrankung er eigentlich hat. Dazu gehört auch eine Übersicht über die so genannten invasiven Verfahren wie Operationen oder Implantationen. Sollten diese sinnvoll sein, so weiß der Patient, dass er vorher alle andern Maßnahmen ausgeschöpft hat und nicht leichtfertig operiert wird.
Text: Marienkrankenhaus Soest