Iserlohn – Niemand möchte sich vorstellen, ab morgen auf einen Rollstuhl angewiesen zu sein. Doch der demografische Wandel wird die Gesellschaft verändern. Schon heute gehören Rollatoren und Rollstühle durch eine immer älter werdende Bevölkerung zunehmend zum städtischen Gesamtbild.
Dies brachte Petra Langhals, Leiterin des Bereichs Beschäftigungsförderung, und Diplom-Sozialarbeiter Gerd Greczka, unter anderem zuständig für die pädagogische Begleitung von Bundesfreiwilligen bei der Stadt Iserlohn, auf die Idee, einen demografischen Selbstversuch mit rund zwanzig Bundesfreiwilligen zu starten:
„Während ihrer Tätigkeit sollen Bundesfreiwillige auch qualifiziert werden. Dies muss ja nicht nur mit Berichten und Vorträgen erfolgen, sondern darf auch ganz praktisch stattfinden“, meint Petra Langhals. „Der demografische Wandel und die intensiv geführte Debatte über Inklusion, die Teilhabe aller Generationen am gesellschaftlichen Leben, erfordert ein längerfristiges Denken in die Zukunft. Wir haben damit in einem kleinen Bereich einen Beitrag dazu leisten wollen“, erläutert Petra Langhals die Motive der Aktion.
Jeder Teilnehmer der Aktion machte einen Tag lang im Rollstuhl sitzend seine ganz persönlichen Erfahrungen. „Plötzlich tauchen Barrieren auf, von denen du nicht geglaubt hättest, dass sie überhaupt da sind“, stellte ein Teilnehmer fest, nachdem er sich vom Poth kommend auf der Rampe hoch zum Alten Rathausplatz zum Schluss hat schieben lassen müssen, weil seine Kraft für den Aufstieg nicht ausreichte. Und: „Menschen nehmen dich entweder gar nicht wahr oder schauen dich plötzlich mitleidig an, wenn du als junge Frau im Rollstuhl sitzt“, wusste eine Teilnehmerin zu berichten.
Die Bundesfreiwilligen in ihren vom städtischen Seniorenzentrum geliehenen Rollstühlen, sind für das Thema Inklusion sensibler geworden und haben erfahren, wie wichtig Barrierefreiheit ist, denn schon eine Stufe im Eingangsbereich eines Gebäudes kann ohne fremde Hilfe eine unüberwindbare Hürde sein.