Zertifikate für Lehrerinnen und Lehrer
Märkischer Kreis (pmk) – Um Schülerinnen und Schülern ausländischer Herkunft mit fehlenden oder geringen Deutschkenntnissen gezielter fördern zu können, haben sich Lehrerinnen und Lehrer im Märkischen Kreis fortgebildet.
Die ersten Zertifikate für das vom Kommunalen Integrationszentrum des Märkischen Kreises und der Schulaufsicht gemeinsam entwickelte Programm überreichte jetzt Landrat Thomas Gemke im Lüdenscheider Kreishaus im Beisein der Schulaufsichtsbeamtinnen Christa Sacher und Sabine Stahl. „Die Schulen werden derzeit von Einwanderungs- und Flüchtlingskindern überrollt. Wir müssen uns dem Thema Zuwanderung und Integration stellen“ machte Gemke deutlich und freute sich über das große Engagement der Lehrerinnen und Lehrer in den Schulen.
Henning Sonntag, abgeordneter Lehrer im Kommunalen Integrationszentrum, moderierte die Veranstaltung und hatte selbst erfolgreich an der Maßnahme teilgenommen. Für ihn ist die Fortbildung ein erster Schritt zu einer kreisweiten Vernetzung von Lehrerinnen und Lehrern. „Es ist geplant, sich auch nach der Fortbildung weiter zu einem regelmäßigen Austausch zu treffen und zu speziellen Problemstellungen Referenten einzuladen“, sagte er. Landrat Thomas Gemke interessierte sich besonders für die Kommunikation in den sehr unterschiedlich aufgestellten Auffangklassen. Die Kinder und Jugendliche kommen aus Herkunftsländern wie Spanien, Griechenland, Italien aber auch Syrien, Irak, Afghanistan, Afrika, Ungarn, Kosovo, Albanien, Mazedonien und vielen mehr.
Nicht selten gibt es eine babylonische Vielzahl von Sprachen; die kulturellen, religiösen und gesellschaftlichen Voraussetzungen könnten unterschiedlicher nicht sein. Im Unterricht gehe es daher nicht nur darum, die deutsche Sprache zu vermitteln. Zur Integration gehöre es auch, so die Lehrerinnen und Lehrer, die hier geltenden Umgangsformen und gesellschaftlichen Werte zu transportieren. In vielen Auffangklassen finden sich Kinder und Jugendliche in verschiedenen Altersgruppen wieder. Die Pädagogen müssen sehr individuell auf das jeweilige Sprachniveau und die jeweilige Vorbildung ihrer Schüler und Schülerinnen eingehen. Bestenfalls treffen sie auf sehr intelligente, gebildete und/oder hoch motivierte Kinder. Aber kein Kind ist freiwillig hier. Immer war es die Entscheidung der Eltern, das Heimatland aus welchen Gründen auch immer zu verlassen. Viele Kinder sind frustriert, nicht zuletzt weil die Sprachbarriere sie in der schulischen Entwicklung zurück wirft. Dabei gibt es auch Kinder, selbst auf weiterführenden Schulen, die noch nie zuvor eine Schule von innen gesehen haben. Auch wer ein ganz anderes Schriftsystem gelernt hat, muss erst an das Alphabet herangeführt werden. „Ich rede mit meinen Kindern mit Händen und Füßen“, meint eine Lehrerin. Visuelle Kommunikation und die Einführung von Ritualen sind den Pädagogen ganz wichtig.
Angelika Linnepe von der Ganztagsschule Stadtpark in Lüdenscheid wünschte sich insgesamt mehr Planungssicherheit für die Lehrer, die viel Zeit und Engagement in die Kinder investieren, und natürlich für die Kinder und Jugendlichen selbst, die hier eine Ausbildung anstreben. Asylsuchende haben in Deutschland durch das zeitaufwändige Verfahren oft sehr lange einen unsicheren Aufenthaltsstatus. Manche Familien tauchen dann mal für einige Zeit ab, wenn sie meinen, die Abschiebung drohe. Ausbildungsbetriebe wollen jedoch sicher gehen, dass ihre Lehrlinge die Ausbildung auch abschließen. Im Rahmen des Netzwerkes soll auf Vorschlag des Landrates ein Workshop mit der Ausländerbehörde des Märkischen Kreises, die Chancen für junge Nicht-EU-Bürger auf Ausbildung ausloten. Im nächsten Jahr, so Henning Sonntag, startet eine weitere Fortbildungsreihe für interessierte Lehrerinnen und Lehrer.