Märkischer Kreis. (pmk). „Egal ob Halay oder Hacke-Spitze-Polka – gemeinsam tanzen wir alles!“ Dieses knappe Statement der beiden Tänzer Zerrin Cinar und Hakan Koca von Dance of Harmony drückt aus, wie unkompliziert Integration laufen kann, wenn man offen aufeinander zugeht.
Drei Tage probten die alevitischen Tänzer/innen gemeinsam mit dem Märkischen Jugendsinfonieorchester in der Jugendherberge in Lindlar für die Veranstaltungsreihe „Orientexpress“ im Januar. Dabei stand nicht allein der künstlerische Mehrwert durch den kulturellen Grenzgang im Fokus der Koordinierungsstelle Integration des Märkischen Kreises, der dieses Projekt maßgeblich unterstützt hat.
Vielmehr ging es auch um die persönliche Begegnung von Menschen mit unterschiedlichem kulturellen Hintergrund. Um die persönlichen Begegnungen zu fördern und Hemmschwellen abzubauen, gab es in der gemeinsamen Zeit in der Jugendherberge zwei Integrationsworkshops unter der Leitung von Integrationscoach Meinolf Remmert. „Unter allen Jugendlichen gibt es Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Die Unterschiedlichkeit soll nicht verringert werden, sondern die Hintergründe beleuchtet werden, um gegenseitige Akzeptanz zu schaffen“, erklärt er.
Dass die Workshops ihre Wirkung auch erzielt haben, zeigen die gemeinsamen abendlichen Aktivitäten in der Jugendherbergsdisco: zum Rhythmus der türkischen Trommel tanzten die Jugendlichen Halay und zu den Klängen einer Klarinette Polka. „Bei der Polka wechselt man häufig den Tanzpartner. Ich bin ausschließlich auf aufgeschlossene Gesichter getroffen“, erzählt Deniz Cetin von Dance of Harmony. Sophie Wupper vom MJO ergänzt: „Wir haben zwar wenig geredet, aber viel gemeinsam getanzt.
Durch unsere Körpersprache haben wir gezeigt, dass wir offen miteinander umgehen.“ Auch die beiden Leiter der Gruppen waren sich einig, dass Kulturarbeit schon immer gute Integrationsarbeit geleistet hat: Thomas Grote, Dirigent, des MJO: „In den vergangenen 20 Jahren waren in unserem Orchester viele Nationalitäten vertreten: Deutsche, Italiener, Türken, Briten, Serben und viele mehr.“ Ibrahim Nergiz, Tanzleiter DOH: „Bei uns darf jeder mittanzen, egal welche Religion, egal welche Nationalität. Mensch ist Mensch.“
Begleitet wurde die gemeinsame Probephase durch einen Fotoworkshop mit jungen Migranten im Rahmen des EU-Projektes „BUNT IST KULTur“. Die Jugendlichen haben in drei Tagen Grundwissen über die Fotografie kennengelernt und auch direkt anwenden können. Sie haben den gesamten Werdegang der Begegnungen in Bildern dokumentiert, eine Auswahl davon wird nach der Konzerteinführung bei den Konzerten in einer Präsentation gezeigt.
Wie passen alevitischer Tanz und sinfonische Musik künstlerisch zusammen? Auch manche der Musiker und Tänzer waren im Vorfeld ein wenig unsicher, ob das aktuelle Programm „Orientexpress“, in dem orientalisch angehauchte Klassikstücke von Mozart und Strauss und eigene Arrangements von anatolischen Volksweisen einen kulturellen Grenzgang für die Musiker und Tänzer bedeuten, auch wirklich Anklang beim Publikum finden.
Zeynep Ceylan von der Gruppe Dance of Harmony fand es erst sehr schwierig, die Tanzschritte in der Live ge-spielten Musik einzusetzen. „Sonst tanzen wir immer zu Musik vom Band. In die Live gespielte Musik mussten wir uns erst hineinversetzen, die Choreografie anpassen.“ Stephan Rempe, Mitglied des MJO, berichtete ebenfalls davon, dass viele der Musiker nicht wussten, wohin sie dieses kulturelle Abenteuer führen würde. „Manche von uns waren erst skeptisch ‚Orientexpress‘ ist eine gute Idee, aber auch eine gewagte Kombination, die aber in einem tollen Endergebnis aufgegangen ist“.
In Lindlar wurde am 04.01.2013 der „Orientexpress“ im Kulturzentrum als Premiere gezeigt, sozusagen als Abschluss der gemeinsamen Probephase. Die Darbietung exotischer Tänze in bezaubernden Kostümen durch die Tanzgruppe Dance of Harmony stellte sich als ideale Ergänzung zu den ausgewählten klassischen, orientalisch gefärbten Musikstücken heraus. Das Lindlarer Publikum bedankte sich bei den Musikern und Tänzern mit viel Applaus.
Es gibt noch drei weitere Chancen, diese außergewöhnliche Kombination zu sehen: am Sonntag, 13. Januar 2013, 11:00 Uhr in der alten Rohrmeisterei in Schwerte, Samstag, 19. Januar 2013, 17:00 Uhr in der Schützenhalle Lüdenscheid und am Sonntag, 20. Januar 2013, 11:00 Uhr im Grohe Forum in Hemer. Bei allen drei Terminen sind die Konzertbesucher herzlich eingeladen, sich eine Stunde vor Konzertbeginn schon durch eine Konzerteinführung „in Stimmung bringen zu lassen“. Nach dieser Einführung werden im Rahmen einer kurzen Leinwandpräsentation Impressionen aus Lindlar gezeigt.
Eintrittskarten zu allen Konzerten gibt es auch noch an den jeweiligen Kassen vor Konzertbeginn. Infos unter www.maerkischer-kreis.de.