Iserlohn – Verzweifelt beklagt der junge Held in türkischer Sprache sein Schicksal: Trotz seiner Großzügigkeit haben ihm Neider sein „Tischlein deck dich“ gestohlen. Hoch konzentriert proben Schülerinnen und Schüler des türkischen Herkunftsunterrichts an der Adolf Kolping Grundschule Lüdenscheid für das Internationale Märchenfest am 16. März ab 15 Uhr im Forum des Berufskollegs des Märkischen Kreises in Iserlohn. Dort werden Schulkinder aus dem ganzen Kreisgebiet verschiedene Märchen in arabischer, griechischer, polnischer, russischer, spanischer und türkischer Sprache präsentieren. Einige als Theaterstück mit oder ohne Musik oder als Lesevortrag mit Bildern. Dabei wird auf Märchen und Erzählungen aus der jeweiligen Heimat zurückgegriffen, da sie häufig Wissen und Kultur in kindgerechter Sprache vermitteln. Werte wie Gerechtigkeit, Zielstrebigkeit und Ehrlichkeit gelten international. Über das Zuhören entwickeln sich Fantasie und Sprachempfinden. Schulaufsichtsbeamte Christa Sacher freut sich schon auf ein buntes Bühnenprogramm mit Tanz und Musik sowie eine große Sprachvielfalt. Gespannt ist sie aber auch auf die vielen kleinen und großen Kunstwerke zu Märchenmotiven, die die Schülerinnen und Schüler vorbereitet haben, die am 16. März nicht auf der Bühne stehen. Eingeladen sind alle Kinder im herkunftssprachlichem Unterricht mit ihren Eltern, Geschwistern und Lehrern. In dieser Größenordnung sucht das Internationale Märchenfest der Schulen in Nordrhein-Westfalen und darüber hinaus ihresgleichen..
Auch in Lüdenscheid steigt die Nervosität stetig. Die Kulissen für das szenische Spiel mit Musik sind natürlich selbst gebastelt. Der Text kommt schon sehr flüssig rüber. Aber Orhan Imreh animiert die Kinder bei den Proben noch mehr Ausdruck und Pathos zu zeigen. Das Stück soll auch am 23. April beim Kinderfest in Lüdenscheid gespielt werden. Der Lehrer Güner Cebir hat das Märchen mit den Akteuren einstudiert. Er gibt auch am Bergstadt Gymnasium, an der Hauptschule Stadtpark und an der Hauptschule Zeppelin herkunftssprachlichen Unterricht.
Insgesamt bieten 26 Lehrkräfte an 52 Schulen im Märkischen Kreis herkunftssprachlichen Unterricht in acht verschiedenen Sprachen an. Organisiert wird der herkunftssprachliche Unterricht vom Schulamt für den Märkischen Kreis. Er findet in Ergänzung zum regulären Unterricht statt und richtet sich an Schülerinnen und Schüler, die zweisprachig aufwachsen. „Für Kinder und Jugendliche mit Zuwanderungsgeschichte sind die mitgebrachten Herkunftssprachen und die Kultur der Herkunftsländer Teil ihrer Identität; sie sind für ihre Persönlichkeitsentwicklung von besonderer Bedeutung“, erklärt Bernd Grunwald, Leiter des Kommunalen Integrationszentrums Märkischer Kreis und gemeinsam mit dem Schulamt für den Märkischen Kreis Veranstalter des Internationalen Märchenfestes. Schulaufsichtsbeamte Christa Sacher kann das im Schulalltag nur bestätigen. Natürlich steht hier Deutsch an erster Stelle, aber es zeigt sich immer mehr, dass die Pflege der Herkunftssprache beim Erwerb der deutschen Sprache hilfreich ist. „Man muss erst mit einer Sprache vertraut sein, um eine andere zu lernen“, ist sich Christa Sacher sicher. Schülerinnen und Schüler, die regelmäßig am herkunftssprachlichem Unterricht teilgenommen haben, legen am Ende ihres Bildungsgangs in der Sekundarstufe I eine Sprachprüfung ab. Bei guten Leistungen können sogar Defizite in einer Fremdsprache ausgeglichen werden. Bei Quereinsteigern kann an Schulen der Sekundarstufe I in einigen Fällen die Herkunftssprache anstelle einer zweiten oder dritten Fremdsprache angeboten werden.