Kierspe – Nordrhein-Westfalen ist ein „Wolfserwartungsland“. Nach Expertenmeinung (u.a. NaBu) wird sich der Wolf ca. 180 Jahre nach seiner Ausrottung wieder hier ansiedeln. Wie die Meinerzhagener Zeitung Anfang Februar 2016 berichtete, könnte in Rönsahl bereits ein erster Wolf auf Kiersper Gebiet gesichtet worden sein. Der Naturschutzbund (NaBu) ist davon überzeugt, daß sich bis 2018 die ersten Wolfsrudel im Land ansiedeln – auch im Umfeld der Großstädte. Mindestens zehn Rudel hält der NaBu in NRW für dauerhaft lebensfähig.
Die Mär vom „bösen Wolf“
Die Meinungen über die Rückkehrer gehen in der Bevölkerung auseinander. Fakt ist jedoch: Angst haben muß keiner vor dem Wolf, denn das Adjektiv „Böse“ trägt er völlig zu unrecht. Er wurde verteufelt und gejagt, weil er im mittelalterlichen Europa vor allem als Konkurrent für das Wild gesehen wurde, welches dem König oder Landesherrn zustand. Ab dem 15. Jahrhundert kippte das Image des Wolfes dann endgültig: Religionskriege wüteten, die Lebensbedingungen der Menschen verschlechterten sich, Verwüstungen und Plünderungen durch Soldaten ließen die Unsicherheit der Menschen wachsen und schürten Ängste. Hungersnöte und Seuchen, verendetes und verwildertes Vieh und nicht oder nur schlecht begrabene Leichen boten den Wölfen einen reich gedeckten Tisch. Tatsächlich stieg die Wolfspopulation in Mitteleuropa im Laufe des 17. Jahrhunderts an. Damit blühte aber auch der Teufels- und Hexenglauben auf und in seinem Kielwasser der Mythos von den Werwölfen. So wurden in Frankreich im 15. und 16. Jahrhundert mehr als 30 000 Menschen als Werwölfe verdächtigt. Unsere Volkssagen und Märchen, die meist in diese Zeiten zurückreichen, schrieben dann dieses Bild vom „bösen“ Wolf fest und trugen es durch die Jahrhunderte – bis heute!
Vorsicht aber keine Angst vor dem Wolf
Nach Erkenntnissen der Wolfsforschung sind Wölfe in freier Wildbahn dem Menschen nicht gefährlich. In der EU leben ca. 18 000 Wölfe. Von 1950 bis 2000 wurden in Europa 59 Zwischenfälle bestätigt (NINA Institut 2001). Davon waren in 38 Fällen die Wölfe an Tollwut erkrankt. Fünf dieser Angriffe endeten tödlich. Von den restlichen 21 Fällen endeten vier Angriffe tödlich, alle davon in Spanien. Fälle, bei denen nicht Tollwut ursächlich ist, gehen fast ausnahmslos auf angefütterte, provozierte oder auf – wie in Lettland und Litauen – entlaufene und halbzahme Wölfe oder Wolfshybriden zurück. Im Vergleich dazu sterben jedes Jahr etwa 20 Menschen in Deutschland durch Insektenstiche. Kein Grund also für Panik!
Informationsveranstaltung am 29.04.2016
Als wir im Gespräch über die erste „Wolfssichtung“ in Kierspe feststellten, daß wohl doch ein gehöriges Maß an Interesse an und Unwissenheit über Wölfe besteht, haben wir beschlossen, eine Informationsveranstaltung zu planen. Einig waren wir uns darin, daß ein Rückkehr der Wölfe grundsätzlich positiv zu bewerten ist, auch wenn es sicherlich viele Herausforderungen zu bewältigen gibt. Wir haben Herrn Thomas Pusch vom NaBu-Landesfachausschuß Wolf in NRW eingeladen, der über die Rückkehr der Wölfe referieren wird. Im Anschluß daran kann und soll rege diskutiert werden.
Alle Bürger, besonders auch die Jägerschaft und Hundebesitzer, sind herzlich eingeladen, uns am 29.04.2016, 18.30 Uhr im Ratssaal des Kiersper Rathauses zu besuchen!