Lüdenscheid (pmk) – Über hundert Kulturinteressierte, Künstler, Delegationen aus den Partnerkreisen des Märkischen Kreises sowie Vertreter aus Politik und Verwaltung gaben sich bei der Eröffnung der Kunstausstellung „Landna(h)me“ in der Städtischen Galerie in Lüdenscheid ein Stelldichein.
Für Landrat Thomas Gemke ist die Ausstellung, die nach zwei Jahren Wanderschaft nun auch im Märkischen Kreis zu sehen ist, ein Zeichen gelebter Partnerschaft. Sie resultiert aus einem Partnerschaftsprojekt anlässlich der Ersten Brandenburgischen Landesausstellung, die sich mit der oft schwierigen preußisch-sächsischen Nachbarschaft beschäftigte. 18 Künstlerinnen und Künstler aus dem brandenburgischen Elbe-Elster-Kreis, den polnischen Kreisen Ratibor und Nakielski (Partnerkreis des Elbe-Elster-Kreises), des walisischen Wrexham County Borough und des Märkischen Kreises folgten vor zwei Jahren dem Aufruf und setzten sich ganz individuell mit dem mehrdeutigen Thema „Landna(h)me“ auseinander.
Herausgekommen sind dabei Kunstwerke aus unterschiedlichen Kunstrichtungen, Materialien und Techniken die eine große Bandbreite von Interpretationen liefern und miteinander im Dialog stehen. Nach zwei Jahren Wanderschaft ist die Sammlung jetzt im Märkischen Kreis angekommen.
Eine aktuelle Dimension erhalte die Ausstellung angesichts des Konflikts zwischen Russland und der Ukraine, sagte Gemke und strich die Bedeutung der Partnerschaften innerhalb eines geeinten Europas heraus. Christian Heinrich-Jaschinski, Landrat des Partnerkreises Elbe-Elster, hob insbesondere den lebhaften kulturellen Austausch innerhalb der Partnerkreise hervor. Für ihn steht die langjährige Partnerschaft mit dem Märkischen Kreis auf einem soliden Fundament. Marek Kurpis, stellvertretender Landrat des Kreises Ratibor sieht in Sport, Weiterbildung und Kultur die Säulen der Zusammenarbeit. Tanja Tschöke, stellvertretende Bürgermeisterin der Stadt Lüdenscheid, betonte ebenfalls den Europagedanken. Für musikalische Glanzlichter sorgten die Eheleute Renate Bruyers und Thomas Grote, Leiter des Märkischen Jugendsinfonieorchesters als „Duo Harmonie“.
Die Anwesenheit einiger beteiligter Künstler machte die Eröffnungsfeier besonders interessant und ermöglichte viele angeregte Gespräche. So hatte der Elbe-Elster-Kreis Iris Stöber und Paul Böckelmann mitgebracht. Der polnische Partnerkreis wurde durch Michal Guz und Kazimierz Fraczek repräsentiert. Aus dem Märkischen Kreis waren Kurt Kornmann und Thomas Volkmann beide aus Werdohl dabei. Kurt Kornmann ist schon lange im kulturellen Austauschprogramm aktiv und pflegt insbesondere mit Künstlern im Elbe-Elster-Kreis lebhaften Kontakt. Dem Thema „Landna(h)me“ hat er sich kunsthistorisch genähert und sich an der Pop Art orientiert. Ihn interessiert, welchen Einfluss der Mensch auf die Umwelt nimmt und wie er sich das „Agrar-Land“ zu Eigen macht. Eckhard Bethke aus dem Elbe-Elster-Kreis hat sich dagegen mit dem Braunkohletagebau befasst.
Im krassen Unterschied zu den Werken Kornmanns stehen die martialischen Aquarelle von Thomas Volkmann. Die „kriegerische“ Auseinandersetzung hat bei ihm schon beim Akt des Malens angefangen. „Eigentlich verbindet man ja mit Aquarellen eher etwas Liebliches. Dem wollte ich etwas Aggressives entgegensetzen und hätte mit den harten Borstenpinseln schon fast das Papier zerfetzt“, sagt Volkmann. Ohne zeitlichen Bezug stellen seine Soldaten die feindliche „Landnahme“ an sich dar. „Es impliziert auch das Eindringen auf digitaler Ebene“, wirft Volkmann weitergehende Interpretationsmöglichkeiten auf. Nahe am Thema des preußisch-sächsischen Bruderkriegs bleibt Paul Böckelmann mit seinen Toten in Soldatenröcken. Diese Beispiele aus der verdeutlichen bereits die große Bandbreite der Ausstellung.
Dank einer gezielten Werkauswahl und einer durchdachten Präsentation, ist es Museumsleiterin Dr. Susanne Conzen gelungen, den einzelnen Künstlern viel Raum zur Entfaltung zu geben und damit die Wirkung einzelner Kunstwerke zu erhöhen. Da das Werk einer Künstlerin in der Wanderausstellung zu sehr in Mitleidenschaft gezogen wurde, musste sie sich allerdings mit 17 Positionen begnügen.
Die Ausstellung ist bis zum 24. Mai in der Städtischen Galerie Lüdenscheid, Sauerfelder Straße 14, 58511 Lüdenscheid zu sehen. Geöffnet ist die Galerie jeweils mittwochs bis sonntags von 11.00 bis 18.00 Uhr. Zudem sollen sonntags Führungen durch die Ausstellung im zweiwöchentlichen Rhythmus angeboten werden. Geplant ist auch ein Osterferienprogramm für Schüler/innen.