Lüdenscheid – An einem Markttag in Lüdenscheid kommen im Schnitt 1,2 Tonnen Müll zusammen, das sind rund 11 Tonnen im Monat und über 130 Tonnen im Jahr. Dieser Müll muss am Nachmittag zügig beseitigt werden. Jeden Mittwoch und Samstag kümmert sich deshalb ein Team des Stadtreinigungs-, Transport- und Baubetriebs Lüdenscheid (STL) darum, dass der Rathausplatz schnell wieder sauber und ordentlich aussieht.
Die Händler packen mit geübten Handgriffen ihre übrig gebliebenen Waren zusammen – Gemüse, Kleidung, Blumen – und machen sich allmählich bereit zur Abfahrt. Hinter ihnen stapelt sich der Müll. Kisten und Kartons türmen sich auch an diesem frühen Mittwochnachmittag teilweise bis über Kopfhöhe auf. Es sind wacklige, unförmige Konstruktionen, die von den Bäumen auf dem Rathausplatz gestützt werden. Viele Händler sind noch da, als gegen 14 Uhr das Team vom STL eintrifft, um den Rathausplatz nach dem Wochenmarkt wieder in seinen Normalzustand zu versetzen.
Ganz hinten, vom Rathaus aus betrachtet auf der gegenüberliegenden Seite des Platzes, reihen sich die Kraftfahrzeuge der Marktreiniger wie grüne Raupen aneinander, die auf Futter warten. Der große Müllwagen hält sich vor der Post für seinen Einsatz bereit. Die Kehrmaschine samt Fahrer fehlt noch, aber just in dem Moment, in dem Olaf Mathis, Vorarbeiter der Handreinigung, das Handy in die Hand nimmt, um nachzuhorchen, trifft auch der Kollege ein. Loslegen kann der allerdings noch nicht, dafür ist es noch zu voll. Bei frühlingshaften 15 Grad und Sonnenschein leert sich der Platz nur langsam. Über 30 Stände stehen an Markttagen auf dem Rathausplatz.
An Markttagen ist Teamarbeit gefragt
Bei den Reinigungsarbeiten sind in der Regel fünf Marktreiniger, ein bis zwei Müllwagenfahrer und ein Kehrmaschinenfahrer im Einsatz. Dabei hat jeder seinen eigenen Aufgabenbereich. Trotzdem müssen die Mitarbeiter im Team funktionieren und ihre Arbeitsabläufe aufeinander abstimmen, damit alles flüssig und effizient über die Bühne geht.
Die fünf Handreiniger können als erste mit ihrer Arbeit beginnen. Mit Greifzangen und Müllkörben ausgestattet, verteilen sie sich über den Platz, um den liegengebliebenen Müll einzusammeln. In ihren Körben, die sie zwischendurch auf der Ladefläche ihrer Fahrzeuge entleeren, landet ein buntes Allerlei aus Verpackungsmaterial und jeder Menge Zigarettenkippen. Besonders in den Baumringen um die Platanen herum sammeln sich die kleinen Stummel. „Ich hole mal den Rechen“, sagt Mathis zu seinem Kollegen. Statt die Zigarettenstummel einzeln aufzupicken, recht Mathis sie rasch zusammen und schiebt den kleinen Haufen dann auf die Schaufel, die sein Kollege bereithält. Gemeinsam arbeiten sich die beiden von Baum zu Baum vor.
Mathis und seine Kollegen sorgen im gesamten Stadtgebiet für Sauberkeit
Mathis ärgert sich nicht über den zurückgelassenen Müll. „Das ist ja schließlich mein Job, und ich habe gerne eine saubere Stadt“, sagt er. Es sei immer ein kleines Erfolgserlebnis, am Ende den sauberen Platz zu sehen. Eines sei ihm aber ein Dorn im Auge: wilde Müllkippen. „Dass manche Leute einfach alles im Wald abladen, Bauschutt und was sie noch loswerden wollen, das kann ich nicht nachvollziehen.“
Seit drei Jahren arbeitet Olaf Mathis als Handreiniger beim STL und befreit nicht nur den Rathausplatz an Markttagen, sondern auch andere Bezirke in Lüdenscheid von Müll. Dabei ist er im gesamten Stadtgebiet im Einsatz. „Wir sind der Trupp, der ein bisschen flexibler ist“, sagt er über sein festes Team und lacht. Dann haben die Handreiniger kurz Pause. Rund um die Platanen lagern noch große Müllberge, die die Händler hinter ihren Ständen aufgestapelt haben. Die müssen erst in den Müllwagen, bevor die Handreiniger sich um die kleineren Hinterlassenschaften in diesem Bereich kümmern können. Die Wartezeit vertreiben sie sich mit einem Plausch unter Kollegen oder einer Zigarette – die, wenn sie aufgeraucht ist, direkt im Müll landet. Ordnung muss sein – vor allem bei denjenigen, die für Ordnung sorgen.
Stapel für Stapel verschwindet im Müllwagen
Währenddessen wartet der große Müllwagen noch immer auf seinen Einsatz. Ein weiterer Händler hat zusammengepackt und fährt mit seinem großen Anhänger vom Hof. Darauf haben die beiden Kollegen im Fahrerhaus gewartet. Sascha Gawehns steigt aus und weist seinen Kollegen am Steuer ein. Der fährt rückwärts über den Platz und an die Müllberge heran. Auf diese Weise können Gawehns und die Marktreiniger beherzt in den Stapel greifen und auf direktem Weg alles hinten in den Müllwagen befördern. Darunter befinden sich zahlreiche Paletten aus Pappe, aber auch Styropor und Kunststoffverpackungen. Ist ein Stapel im Müllwagen verschwunden, wird umgeparkt und es geht mit dem nächsten weiter.
An Samstagen fällt tendenziell mehr Müll an als am Mittwoch, bei schönem Wetter mehr als bei schlechtem. Die Mengen halten sich seit Jahren auf einem konstanten Niveau. Für die Abfuhr des Mülls zahlen die Markthändler regelmäßig eine Gebühr.
Biotonnen für die Markthändler
Nun können auch die Handreiniger weitermachen und die kleineren Müllschnipsel beseitigen, die unter den Kisten und Verpackungen zum Vorschein gekommen sind. Der Ablauf funktioniert ganz automatisch, die einzelnen Aufgabenbereiche greifen ineinander. Die Männer sind ein eingespieltes Team.
Ein weiterer Mitarbeiter lädt die letzten Biotonnen auf seine Ladefläche. Schon am Morgen gegen 7 Uhr hat der STL die Tonnen angeliefert und an die Markthändler verteilt, sodass diese den anfallenden Gemüseabfall, Schalen und Ähnliches direkt entsorgen können. Insgesamt 20 Biotonnen liefert der STL an Markttagen aus und nimmt sie am Nachmittag wieder mit. Nach dem Abtransport wird der Biomüll einer Biogasanlage in Witten zugeführt.
Die Kehrmaschine zieht ihre Bahnen über den Platz
Parallel dazu hat auch Viktor Beck an der Kehrmaschine seine Arbeit aufgenommen. Überall da, wo schon genug Platz ist, zieht er seine Bahnen. Die drei runden Besenköpfe, die vorne am Fahrzeug angebracht sind, nehmen beim Rotieren herumliegende Müllreste auf und befördern sie in die Mitte der Besen. Dort befindet sich eine Öffnung, durch die Schmutz und Müll eingesogen werden. Damit der Müll beim Kehren nicht aufgewirbelt wird und es nicht zu sehr staubt, befinden sich ganz vorne am Fahrzeug kleine Düsen, die Wasser auf die zu reinigenden Flächen sprühen. Der Behälter hinter dem Fahrerhaus sei nach einem Markttag ungefähr zu einem Viertel gefüllt, schätzt Beck. Die Maschine wird, vor allem im Herbst, auch für Laubarbeiten eingesetzt. Da käme deutlich mehr Masse zusammen, weiß der STL-Mitarbeiter.
Um kurz nach 15 Uhr sind bis auf drei Händler, deren Anhänger noch auf dem Platz stehen, alle verschwunden. Die Arbeiten nehmen noch einmal Fahrt auf – das Team vom STL hat jetzt fast freie Bahn. Die Kehrmaschine fährt stetig auf und ab, die letzten Müllstapel verschwinden. Die Marktreiniger übernehmen die Detailarbeit.
Zum Schluss lässt Olaf Mathis seinen Blick noch einmal über den Rathausplatz schweifen. Er ist zufrieden. Den prüfenden Blick habe er sich inzwischen auch in seiner Freizeit angewöhnt. Selbst, wenn er außerhalb von Lüdenscheid unterwegs sei, habe er häufig den Drang, nach links und rechts zu gucken, ob irgendwo etwas herumliegt, was da nicht hingehört, erzählt er lachend.
Er und sein Team fahren ab. Auch der Müllwagen ist schon weg. Beck zieht noch ein paar Bahnen mit der Kehrmaschine, dann hat auch er es geschafft. Innerhalb von rund zwei Stunden ist der Normalzustand wiederhergestellt. Nichts lässt mehr erahnen, dass sich gerade noch Stand an Stand gereiht hat und zahlreiche Markbesucher über den Platz geschlendert sind, um ihren Einkauf zu erledigen. So bleibt es nun – bis der nächste Markttag beginnt.
Quelle: Stadt Lüdenscheid