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Menden: Beschäftigungsinitiative Menden – mehr als nur Stadtbildpflege

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Wie Julian durch einen 1 Euro-Job zurück ins Leben fand

Von Alexia Brinkschulte
Menden. Wenn wir an einen so genannten 1-Euro-Job denken, schießen uns in der Regel Bilder von Männern in gelben Jacken mit Müllzangen in der Hand in den Kopf, die in der Stadt Abfall sammeln. Doch dass hinter diesen „Maßnahmen“-Jobs oft viel mehr steckt, zeigt das Beispiel des jungen Mendeners Julian (21)*, der die Hoffnung, seine Miete einmal aus eigener Tasche zahlen zu können, schon lange aufgegeben hatte.

Konzentriert sucht Julian die geforderten Schrauben aus den langen Lager-Regalen, jede Größe ist ordentlich mit einer Nummer versehen. Er gibt sie an die Holz-Arbeiter aus, erledigt einen Auftrag nach dem nächsten: flink, sorgfältig, ein offenes, zufriedenes Lächeln im Gesicht. Julian hat neue Hoffnung. Das war nicht immer so.

Vor acht Monaten kam der arbeitslose 21-jährige zur Beschäftigungsinitiative Menden im ehemaligen Schmelzwerk (von der Arge Märkischer Kreis finanziert) – ein 1-Euro-Job war Pflicht, sonst würden die Arge-Bezüge gekürzt. Julian: „Mein Leben war völlig aus dem Ruder geraten. Ich nahm Drogen, war bei den Eltern rausgeflogen, hatte meinen Ausbildungsplatz als Lagerist verloren. Ich sah keine Zukunft.“ Bei der Beschäftigungsinitiative entschied er sich, in der Gruppe der Maler mitzuarbeiten. Aufgaben: Bänke streichen, Geräte auf Spielplätzen instand setzen und Graffitis entfernen.

Alternativ hätte er das Holz- oder Metallhandwerk, Garten- und Landschaftsbau oder Stadtbildpflege wählen können. Lust hatte er auf all das nicht. „Ich war faul, schob Krankheiten vor, war unpünktlich und verschlossen“, gesteht Julian. „Ich dachte: Ein 1-Euro-Job soll mir helfen, wieder richtige Arbeit zu finden? Niemals! Ich ging nur hin, um meine Miete weiter zahlen zu können. Ich war völlig am Boden und sicher, dass ich mit 21 Jahren und einem Sonderschulabschluss keinen Ausbildungsplatz mehr finde.“

Doch in Gesprächen mit den Sozialarbeiterinnen der Beschäftigungsinitiative lernt sich der verzweifelte Jugendliche zu öffnen, spricht über seine verkorkste Vergangenheit. Schließlich macht er eine Entgiftungskur. Und er besteht den Aufnahmetest für die Vermittlung in eine Reha-Ausbildung (lernunterstützter Ausbildungsplatz für benachteiligte junge Erwachsene). „Da hat es plötzlich Klick gemacht in meinem Kopf. Ich dachte, vielleicht schaffe ich’s doch noch! Ich muss mich anstrengen, Willen zeigen, dann bekomme ich vielleicht eine zweite Chance“, erzählt der schlaksige Jugendliche von den neu entfachten Hoffnungen.

Jetzt steht er jeden Tag pünktlich zehn vor acht vor der Schmelzwerktür, arbeitet sogar freitags, wenn eigentlich frei ist. „Der geregelte Tagesablauf bringt Struktur in mein Leben. Das macht mich zufrieden und glücklich“, erklärt Julian. Als er dann noch ins hauseigene Lager wechseln und so seinen ehemaligen Ausbildungsberuf ausüben konnte, „ging ich auf wie eine Blume“, erzählt der Mendener.

Sozialarbeiterin der Beschäftigungsinitiative Christina Stecken (23) ist stolz auf ihren Schützling: „Er hat sich toll entwickelt und unsere Hilfe angenommen – grundlegende Voraussetzung für einen Neustart. Wesentlicher Bestandteil unserer Arbeit ist es, den Teilnehmern Hilfestellung zu geben, damit Hemmnisse und Defizite abgebaut werden können und neue Perspektiven entstehen. So soll den Teilnehmern der Weg zurück in die erwerbstätige Arbeit geebnet werden.“ Julian hat das geschafft. Mittwoch fängt er seine zweite Ausbildung als Lagerist bei einem großen Hemeraner Unternehmen an und ist sich sicher: „Diese Chance vergeige ich nicht!“ Er hat sich befreit aus dem Sumpf der Hoffnungslosigkeit – mit Hilfe eines Jobs für einen Euro die Stunde und dem Team der Beschäftigungsinitiative, das dahinter steht!

In der nächsten Folge begleiten wir Julian bei seinem Start in die neue Ausbildung, berichten über seine Ängste, Schwierigkeiten und hoffentlich auch Erfolge.

*Name geändert

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