Märkischer Kreis (pmk) – „Unser Ziel ist es, die Lebenssituation von Menschen mit seelischen Erkrankungen und deren Angehörigen zu verbessern“, bringt Thomas Herde seinen Aufgabenbereich im Sozialpsychiatrischen Dienst auf den Punkt.
Gemeinsam mit seinen Kolleginnen Petra Platt und Elisabeth Krome gehört er zu einem Team von insgesamt 17 Sozialarbeitern/innen und Sozialpädagogen/innen, die sich kreisweit um die Planung und Vermittlung konkreter Hilfen für psychisch Kranke kümmern. Dienststellen gibt es in Lüdenscheid, Iserlohn, Hemer und Menden. Geleitet wird der Sozialpsychiatrische Dienst von dem Arzt für Psychiatrie und Psychotherapie Lothar Buddinger.
„Seit mehr als 20 Jahren ist der Sozialpsychiatrische Dienst eine gesetzliche Pflichtaufgabe, ohne dass es anfangs eine verbindliche Aufgabenbeschreibung gab“, macht Buddinger deutlich. In den 90-er Jahren galt es Pionierarbeit zu leisten, Ängste und Vorurteile gegen über psychisch Kranken abzubauen und Betreuungsangebote zu schaffen. „Damals haben wir noch eigene Betreuungsgruppen geleitet und die Betroffenen über Jahre begleitet“, blickt Herde zurück. Zur Hauptzielgruppe gehörten zunächst vor allem Menschen mit Wahnstörungen, Angst- und Zwangsstörungen, Neurosen, Anpassungsstörungen sowie Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen. Deren Zahl ist über die Jahre weitgehend konstant geblieben. Zugenommen haben seit 2000 vor allem depressive Erkrankungen wie Burn-out, Abhängigkeitserkrankungen sowie gerontopsychiatrische Erkrankungsbilder wie Alzheimer und andere dementiellen Erkrankungen.
„Heute sind seelische Krankheiten zumindest teilweise gesellschaftlich akzeptiert. Die Betroffenen trauen sich eher über ihre Probleme zu reden“, weiß Petra Platt. Nicht zuletzt auch wegen der kontinuierlichen Netzwerkarbeit des Sozialpsychiatrischen Dienstes gibt es mittlerweile eine Vielzahl von Beratungs- und Betreuungsangeboten von Kliniken und caritativen Trägern, die auch nachgefragt werden – allerdings oft mit langen Wartelisten.
Beim Sozialpsychiatrischen Dienst gibt es keine Wartezeiten. Hier hat jeder Hilfesuchende Anspruch auf kostenlose Beratung. Die Sozialarbeiter und Sozialpädagogen bieten auch Hausbesuche an. Dabei können sie sich auch gleich ein Bild von der Situation vor Ort machen und diese Eindrücke in die individuelle Hilfeplanung einfließen lassen. Ein Vorteil ist auch die fachliche Begleitung durch einen Psychiater. „Oft werden wir auch von Angehörigen, Nachbarn oder Ärzten um Unterstützung gebeten“, erklärt Buddinger. In nicht wenigen Fällen stehen die Betroffenen selber den Hilfsangeboten eher ablehnend gegenüber. Wenn das Eis gebrochen ist, wird gemeinsam mit den Betroffenen erarbeitet, welche Probleme angegangen werden sollen und welche Schritte dazu erforderlich sind. Meistens gelingt es, in bis zu 10 Kontakten die Probleme zu beschreiben und die erforderlichen Hilfen zielgerichtet zu vermitteln. „Wichtig ist dabei ein respektvoller Umgang“, weiß Herde. Allerdings muss auch bei den Betroffenen ein gewisser Leidensdruck oder Veränderungswille da sein, sonst laufen die Gespräche mit den Mitarbeitern des Sozialpsychiatrischen Dienstes ins Leere. Mehr in den Focus rückt die Beratung und Unterstützung der Angehörigen, die häufig im Umgang mit den Kranken überfordert sind und selber wenig Handlungsoptionen für sich sehen.
Gemeinsam mit den Klienten wird ein Hilfeplan entwickelt. Die notwendigen Hilfen werden vom Sozialpsychiatrischen Dienst vermittelt. Eine langfristige Betreuung durch den Sozialpsychiatrischen Dienst findet nur noch in Einzelfällen statt. Diese Aufgabe wird z. B. durch das ambulante Betreute Wohnen, die Tagesstätten und die Werkstätten für Behinderte übernommen.
Der Hilfebedarf der Klienten zeigt sich in verschiedensten Bereichen. Elisabeth Krome, weiß aus langjähriger Erfahrung mit der Hilfeplanung, dass die Probleme am häufigsten in den Bereichen Gesundheit und Umgang mit Suchtmitteln, Sicherung des Lebensunterhaltes, Wohnen, Arbeit, sowie soziale Beziehungen zu finden sind.
Wichtig ist es, dass nach einer gewissen Zeit überprüft wird, wie sich der Fall entwickelt hat, welche Hilfen ggfls. noch erforderlich sind und welche Ziele schon erreicht wurden. Dies geschieht durch die Erbringer der Leistungen oder auch durch den Sozialpsychiatrischen Dienst.
Lothar Buddinger sieht eine „Rundum-Sorglos-Betreuung“, z. B. in betreuten Wohngruppen, nicht unkritisch. „Es fördert nicht unbedingt die Eigeninitiative und die Selbstständigkeit, wenn einem von den Betreuern im täglichen Leben zu viel Verantwortung abgenommen wird. Es ist ein Balanceakt“, erklärt er.
Weitere Informationen zu Ansprechpartnern und zur Arbeit des Sozialpsychiatrischen Dienst sind unter www.maerkischer-kreis.de zu finden. Für das Jahr 2014 wurde ein Jahresbericht veröffentlicht.