Hemer – Die Stadt Hemer sitzt gerne im Cockpit – vor allem, wenn es um Bildung geht. Hemer hat dieses Mal den Steuerknüppel für ein neues Sprachstandsfeststellungsverfahren in vier Kindertageseinrichtungen fest im Griff: Der so genannte Cito-Sprachtest ist ein digitales, zweisprachiges Instrument zur Sprachstandsmessung bei Kindern im Alter von vier bis sieben Jahren. Das Pilotprojekt wird gemeinsam mit dem Bildungsbüro des Märkischen Kreises in den aktuell vier städtischen Kindertageseinrichtungen erprobt. Und Clown „Primo“ ist auch an Bord…
Ohne den Spaßmacher würde es auch schwierig werden, die Kinder für den Test am Computer zu begeistern. Die clownähnliche Figur spricht nämlich dabei mit den Kindern, die noch nicht lesen können. Dabei werden Illustrationen, Bildkartendarstellungen und eine direkte sprachliche Kommunikation verwendet. „Primo“ erklärt den Kindern das Vorgehen, lässt sie die Verwendung der Maus üben und führt sie durch den Test. Der ist dafür konzipiert, den sprachlichen und kognitiven Entwicklungsstand insbesondere von Kindern mit Migrationshintergrund zu ermitteln, ist aber ebenfalls gut geeignet, die Sprachkenntnis von Kindern mit deutscher Muttersprache zu testen.
Die Kosten für das Projekt, das Ende vergangenen Jahres installiert wurde, werden vom Bildungsbüro getragen. Aber Heike Amrhein, im Jugendamt zuständig für die Kindertagesbetreuung, verleiht ihrer Freude über die enge Zusammenarbeit mit dem Märkischen Kreis doppelt Ausdruck: „Der Test hilft den Sprachförderkräften dabei, zu einem möglichst objektiven Ergebnis bei der Sprachstandserhebung zu gelangen. Die Kinder können nämlich in deutscher und türkischer Sprache am Computer getestet werden.“ Es sei hierdurch auch für nicht türkisch sprechende Pädagoginnen und Pädagogen möglich, bei Kindern den Sprachstand in der Muttersprache festzustellen. Die Testergebnisse können in beiden Sprachen direkt miteinander verglichen werden. „Das unterstützt natürlich die Entscheidungsfindung in Bezug auf die gegebenenfalls notwendige Förderung. Und natürlich werden auch Kinder mit anderem Migrationshintergrund gefördert“, so Amrhein.
Uwe Benninghaus vom Bildungsbüro geht ins Detail: Ziel des Testes sei es zu entscheiden, welche Kinder einen besonderen Sprachförderbedarf haben. „Die Testergebnisse bilden den aktuellen Stand der sprachlichen Kompetenzen der Kinder ab. Die sprachliche Entwicklung befindet sich in einer so frühen Phase, dass festgestellte sprachliche Defizite mit einer geeigneten Förderung noch sehr gut aufgeholt werden können.“ Der Test sei bei der Feststellung, inwieweit Kinder dem zukünftigen Unterricht in der Schule folgen können, äußerst hilfreich.
In der Folge könnte der Sprachtest auch an den Hemeraner Grundschulen und den nicht- städtischen Kindertageseinrichtungen Anwendung finden. Heike Amrhein blickt voraus: „Wir möchten das System bis zum Ende des Kindergartenjahres auf ‚Herz und Nieren‘ testen, damit wir unsere Erfahrungen bei der nächsten Bildungskonferenz im Juni präsentieren können.“