Iserlohn – Nach Herzenslust im Dreck wühlen durften im städtischen Familienzentrum „Die Kleinen vom Erbenberg“ Kinder mit ihren Vätern am letzten Wochenende. Gemeinsam mit Diplom-Biologe Tim Graumann lüfteten sie dabei die Geheimnisse eines Laubhaufens, in dem so manche tierische Entdeckung zu machen war.
Eigentlich war eine Spurensuche im Wald geplant, doch die starken Windböen hatten diesem Vorhaben einen Riegel vorgeschoben. Tim Graumann hatte aber ein spannendes Alternativprogramm parat und brachte den Wald kurzerhand in das Familienzentrum: Zwei große Tüten, voll gefüllt mit frischem Laubboden. „Darin könnt ihr jetzt so richtig herumwühlen“, lautete die einfache Aufgabe, die bei den kleinen und großen Teilnehmern für Begeisterung sorgte. Doch bevor das Laub auf einer großen Plane ausgebreitet wurde, erhielten die Freizeitforscher vom Experten noch eine fachgerechte Ausrüstung in Form von Pinzette und Becherlupe: „Damit wir die Funde auch genau anschauen können.“ Nun noch die Ärmel hoch gekrempelt – und los ging es.
Während sich die Väter mit ihren Kindern erst einmal ein wenig „einschauen“ mussten („Das sieht ja alles gleich aus…“), stellte Tim Graumann auf einem Tisch mehrere Mikroskope auf, um die zu erwartenden kleinen Krabbler aus der Nähe betrachten zu können. Derweil wurden im Laub erste Funde gesichtet, die sich dem Zugriff aber durch schnelles Weghuschen – noch – entzogen. Als Erstes ging schließlich eine etwas behäbigere Kellerassel in eine der Becherlupen, es folgten eine kleine Nacktschnecke und ein überrumpelter Tausendfüßler. Mit zunehmender Übung kamen auch die flinkeren Tierchen wie Wanzen, Hundertfüßer, Ohrenkneifer oder Spinnen hinzu.
Nach einer guten Stunde hatten sich schon zahlreiche Fänge angesammelt, die von den Kindern und ihren Vätern mit Hilfe von mehreren Schaubildern, die der Biologe mitgebracht hatte, identifiziert werden konnten. Und auch die Mikroskope kamen nun mehr und mehr zum Einsatz, was gerade den Kindern großen Spaß machte. „So groß habe ich eine Spinne noch nie gesehen.“ Und auch so manche Entdeckung musste korrigiert werden. Die einzelne Ameise etwa entpuppte sich bei genauerer Ansicht des Fachmannes als kleine, flügellose Wespe. „Man erkennt das zum einen an den längeren Antennen, unter dem Mikroskop ist am Hinterleib aber auch gut ein langer Stachel zu erkennen“, so Tim Graumann: „Aber keine Angst, der ist nicht zum stechen da, sondern zum Eierlegen. Diese kleine Wespe sucht Raupen und Maden im Laub als Futter für ihren Nachwuchs.“
Große Augen machten die Teilnehmer dann, als ein „Minikrebs“ gefunden wurde. Obwohl nur wenige Millimeter klein, waren klar und deutlich große Scheren zu erkennen. Und auch rückwärts konnte das Tierchen gehen. „Das ist aber kein Krebs“, musste der Biologe hier berichtigen, „sondern ein kleiner Skorpion. Genauer: ein Pseudoskorpion, denn er hat ja keinen Giftstachel. Für uns ist der absolut ungefährlich, der mag nur Milben und andere Winzlinge.“ Und der Fachmann hatte noch eine Absonderlichkeit parat, denn anders als bei echten Krebsen sind die Scheren keine spezialisierten Beine, sondern Teile des Mundes.
Apropos Krebse… „Wenn ihr in eure Becherlupen schaut, da sind tatsächlich auch echte Krebse drin“, verblüffte Tim Graumann mit der nächsten Information. Mit Hilfe der Texte auf den Schaubildern war dieses Rätsel jedoch schnell gelöst: die Kellerasseln. Es wurde in den drei Stunden noch so manches weitere Laubhaufen-Geheimnis enthüllt, so dass die Zeit wie im Flug verstrich und die Kinder und Väter künftig mit ganz anderen Augen auf den Waldboden schauen werden.
Das städtische Familienzentrum setzt die Reihe der „Natur-Workshops“ für Väter und Kinder fort. Der nächste Termin ist am Samstag, 5. April. Von 9 bis 13 Uhr geht es dann um das Thema „Am Bach“. Der Workshop beginnt wie immer mit einem gemeinsamen Frühstück (Unkostenbeitrag drei Euro). Interessierte können sich im Familienzentrum, Am Erbenberg 83, Telefon 02371/32194, bis zum 2. April anmelden.