Meinerzhagen. Die „Nacht der langen Tische“ wurde zur Nacht der nassen Tische. Anfangs jedenfalls. Trotz des schlechten Wetters: die Laune ließen sich die, die mit Bierzeltgarnitur und Picknick-Korb angerückt waren, am Freitagabend in der Meinerzhagener Innenstadt nicht verderben.
17 Uhr: Gähnende Leere in der Fußgängerzone. Am Bierwagen ist die einzige Beschäftigung der Besatzung nach Kundschaft oder eine Wolkenlücke Ausschau zu halten. Auf dem Parkplatz am Kapellenweg warten auch die Mitarbeiter des Stadtmarketing auf Kundschaft, auf solche, die die georderten Tische und Bänke abholt. „40 Tische waren vorbestellt“, sagt Bernd-Martin Leonidas, Geschäftsführer des Stadtmarketing-Vereins. Zum 3. Mal hatte der Verein die Aktion gestartet. Die Premiere 2010 war ein Volltreffer. Im vorigen Jahr war die Veranstaltung kurzfristig abgesagt worden. Grund: das miese Wetter. Bedenken auch diesmal – wegen des Wetters.
Feten-Inseln unter Vordächern
18 Uhr: Die dunklen Wolken sind weg. Der Nieselregen hat aufgehört. Die ersten Pavillons stehen. Auf einem Rollwagen werden ein paar Tische und Bänke angekarrt. Die ersten packen Weinflaschen, Weißbrot und Käse aus. Eine halbe Stunde zuvor hatte eine Passantin noch mit Bernd-Martin Leonidas mitgelitten: „Wenn die sich hier was vornehmen, ist nur schlechtes Wetter.“
19 Uhr: Unterm Vordach bei der AOK machen junge Leute Musik. In der Derschlager Straße bereitet sich ein Feuerschlucker auf seine Auftritte vor. Die Tische sind gedeckt. Der Regen hat sich verzogen. Vor zwei Läden kokeln Grills. In einem Pavillon werden Cocktails gemixt. Leben in der Fußgängerzone. Geschäftseingänge und Vordächer werden zu Feten-Inseln.
„Wir Sauerländer können alles außer Wetter“
20 Uhr: „Kalt ist es ja nicht“, sieht ein Gast das Positive. Menschen, die sich nicht oder kaum kennen, rücken unter den Zelt- und Vordächern zusammen. – Es könnte ja wieder einen Schauer gaben. „Was kann ich den beisteuern?“, fragt ein Geschäftsinhaber. „Ich hab ja noch eine Flasche Sekt da stehen“. Er stellt den Sekt mit auf den Tisch und bedient sich am überbackenen Baguette.
Da ist das schöne bei der „Nacht der langen Tische“. Man kommt ins Gespräch. Was auf den Tischen steht, ist für alle da, gleich, wer es mitgebracht hat. Es wird ausgetauscht, ausgeholfen, improvisiert. Fetzige Musik und der Feuerschlucker setzen Akzente. Alles gut – und die Hoffnung auf eine Neuauflage in 2014. Wie sagte einer: „Wir Sauerländer können alles, außer Wetter.“