Siegen – Viele neue Betriebsräte engagieren sich seit den jüngsten Betriebsratswahlen in Industrieunternehmen in Siegen-Wittgenstein. Vor allem an sie richtete sich der 13. Betriebsrätetag der IG Metall Siegen gestern in der Siegerlandhalle. Unter den 280 Betriebsräten, Vertrauensleuten, Jugendvertretern und Schwerbehindertenvertretern kamen aber auch viele Erfahrene auf ihre Kosten. Denn der Betriebsrätetag spiegelte das ganze breite Spektrum der Gewerkschaftsarbeit, das von der Weiterbildung bis zur Altersversorgung reicht und von der Nachwuchsarbeit bis zur Integration behinderter Menschen. Um diese Bandbreite zu leisten, hat die IG Metall Siegen ein enges Netz mit Kooperationspartnern geknüpft, von denen einige beim Betriebsrätetag referierten.
„Wir stehen vor schwierigen Zeiten und wichtigen Auseinandersetzungen, und wenn der Wind von vorne weht, ist es besonders wichtig, zusammenzurücken“, stellte Hartwig Durt fest. Der Erste Bevollmächtigte der IG Metall Siegen motivierte die Arbeitnehmervertreter: „Gerade jetzt werden Betriebsräte besonders dringend gebraucht.“ Für ihre Arbeit bekamen sie in acht Foren theoretische Anstöße und praktische Informationen. Auf besonders großes Interesse stieß „Neues aus dem Arbeitsrecht“: Rechtssekretäre der DGB Rechtschutz GmbH stellten aktuelle Entscheidungen des Arbeitsgerichts Siegen vor. Sie referierten beispielsweise, unter welchen Voraussetzungen ein Tarifvertrag auch dann weiterhin Gültigkeit hat, wenn der Arbeitgeber aus dem Verband ausgetreten ist.
Große Themen der IG Metall Siegen sind auch Qualifizierung und Weiterbildung, sowohl für die Betriebsratsarbeit als auch berufsbezogen. Der Beratungsservice Weiterbildung (BsW), mit dem die IG Metall Siegen kooperiert, informierte darüber, wie er die berufliche Entwicklung in ganz verschiedenen Lebenslagen unterstützt. Hans-Jürgen Groß von der IG Metall Siegen und eine Kollegin des IG Metall-Bildungszentrums Sprockhövel stellten das Bildungsprogramm für die Gewerkschafts- und Betriebsratsarbeit vor. Betriebsintern ist gerade jetzt, da viele neue Betriebsräte ihre Arbeit aufgenommen haben, der Wissenstransfer ein heißes Eisen: Der Betriebsrat, der in Rente geht, sollte sein wertvolles Wissen im Betrieb lassen – wie dieser Transfer systematisch ablaufen kann, erklärte Rita Kley vom Personaldienstleister QuatroTransFair GmbH.
Die Erfahrung der Alten hilft den Jungen, die ihre eigenen Gremien haben: „Die Arbeit der Jugend- und Auszubildendenvertretung“ erklärten Jugendsekretärin Jasmin Delfino und die Ehrenamtliche Svenja Thelen. Auch an die direkte Zielgruppe dieses Forums richtete sich „Die Zukunft der betrieblichen Altersvorsorge“, die Andreas Rainer vom Versorgungswerk Metallrente vorstellte.
„Themen, die unter die Haut gehen“, hatte Hartwig Durt für „Raus aus der Schuldenfalle“ angekündigt. Dieter Engelbert von der Wirtschafts- und Insolvenzberatung Comeback informierte über die kostenlose Erstberatung für Betroffene, die er bei der IG Metall Siegen anbietet. Er arbeitet an der Enttabuisierung des Themas Verschuldung, das jeden treffen kann, und wollte Betriebsräte als Ansprechpartner des Vertrauens dafür sensibilisieren. Informieren, sensibilisieren, motivieren – dazu dient der Betriebsrätetag nun schon seit 13 Jahren. Die große Resonanz bestätigt, dass die IG Metall damit auf einem guten Weg ist.