Hagen – Der erste Elektrotriebzug für die Linien im neuen Niederrhein-Netz wurde heute auf dem Abellio-Betriebsgelände in Hagen gemeinsam mit dem Hersteller Stadler und dem künftigen Eigentümer Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) der Öffentlichkeit vorgestellt. 21 dieser fabrikneuen Fahrzeuge des Typs FLIRT³ werden ab Sonntag, den 11. Dezember 2016, auf den Strecken der Linien RE 19 und RB 35 zwischen Emmerich und Düsseldorf bzw. Mönchengladbach unterwegs sein. Die geplante Verlängerung der Linie RE 19 von Emmerich über Zevenaar nach Arnhem wird nach Erhalt der erforderlichen Zulassung der Fahrzeuge für den niederländischen Bahnverkehr spätestens bis Sommer 2017 in Betrieb genommen. Zusätzlich wird die Linie RB 32 von Wesel nach Bocholt in das Netz aufgenommen, die ab Dezember 2016 dann ebenfalls von Abellio mit Fahrzeugen vom Typ Alstom Coradia LINT gefahren wird. Der künftige Betreiber, Abellio Rail NRW, hatte rund 100 Gäste in die Werkstatthalle zum sogenannten „Roll-in“ an der Eckeseyer Straße eingeladen.
Ronald R. F. Lünser, Vorsitzender der Geschäftsführung Abellio Rail NRW: „Die neuen, hochmodernen FLIRT-Fahrzeuge sind bald einsatzbereit und werden unseren Fahrgästen entlang des Niederrheins mehr Komfort und hochmoderne Technik bieten. Die heutige Präsentation und Übergabe des Fahrzeugs an unseren Aufgabenträger ist ein wichtiger Meilenstein für uns auf dem Weg zu einer erfolgreichen Betriebsaufnahme. Die gute Zusammenarbeit in den letzten Monaten mit dem Hersteller Stadler und dem späteren Eigentümer VRR hat gezeigt, dass wir uns von einem Kunden-Lieferantenverhältnis hin zu einer lösungsorientierten Partnerschaft entwickelt haben. Bei der Komplexität der heutigen Fahrzeuge ist dies eine unverzichtbare Basis für ein erfolgreiches Projekt. Als nächster und wichtiger Schritt steht dann die Zulassung der Fahrzeuge für den deutschen und auch den niederländischen Betrieb für uns auf dem Projektplan.“
Martin Husmann, Vorstandssprecher VRR AöR: „Wenn Abellio im Dezember den Betrieb der Linien des Niederrhein-Netzes übernimmt und die modernen Fahrzeuge des Typs FLIRT³ auf den Linien RE 19 und RB 35 einsetzt, bedeutet dies für alle Fahrgäste eine nachhaltige Komfortsteigerung. Denn die Fahrzeuge sind klimatisiert und verfügen über stufenlose Einstiegsbereiche – sieben Türen je Seite und eine Spaltüberbrückung ermöglichen den schnellen Ein- und Ausstieg der Fahrgäste. Darüber hinaus hat das zukünftige Streckennetz zusätzlich noch eine wichtige Zubringerfunktion für die Linien des Rhein-Ruhr-Express. So gelangen alle Fahrgäste aus Deutschland und den Niederlanden auf schnellem Weg in die Ballungsgebiete an Rhein und Ruhr.“
„Es ist uns eine große Freude, heute gemeinsam mit Abellio und dem VRR eines der neuen FLIRT-Fahrzeuge präsentieren zu dürfen. 21 Fahrzeuge beinhaltet der Auftrag insgesamt, von denen sieben Fahrzeuge für den grenzüberschreitenden Verkehr in die Niederlande konzipiert wurden“, erläutert Christoph Hässig, Geschäftsführer der Stadler Pankow GmbH. „Jeder Auftrag beinhaltet individuelle Herausforderungen, denen wir uns gern mit großem Engagement stellen. Wir blicken mit Dank auf die erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Projektteam der Abellio und dem VRR – nur gemeinsam ist es möglich, Zeitpläne einzuhalten und eine pünktliche Lieferung zu realisieren.“
Die Abkürzung FLIRT steht für „flinker leichter innovativer Regional-Triebzug“ und das vorgestellte Fahrzeug ist die dritte Generation dieser Ausführung. Der helle, freundliche Fahrgastbereich ist barrierefrei, klimatisiert und mit einer durchgängigen Niederflurigkeit versehen. Die großzügigen Einstiegsbereiche verfügen über Spaltüberbrückungen und Schiebetritte. Die Mehrzweckbereiche an den Einstiegen bieten zudem Raum für den Transport von Fahrrädern sowie sperrigem Gepäck und Kinderwagen. 15 Fahrradstellplätze sind vorgesehen. Jeweils an den Fahrzeugenden befindet sich ein Bereich der 1. Klasse, mit je 24 bei den Mehrsystemfahrzeugen bzw. sogar 32 Sitzplätzen bei den Einsystemfahrzeugen. In der 2. Klasse befinden sich jeweils 227 Sitzplätze. Die Fahrzeuge verfügen darüber hinaus über je 2 WC-Kabinen nach TSI PRM.
Zu dem modernen Design gehört ebenso ein zeitgemäßes Fahrgastinformationssystem. Für den grenzüberschreitenden Verkehr wurde das niederländische Stromsystem ebenso berücksichtigt wie die erforderlichen zusätzlichen Zugsicherungssysteme ETCS Level 2 sowie ATB. Die Fahrzeuge erreichen eine maximale Geschwindigkeit von 160 km/h.
Ronald R.F. Lünser ist sich sicher, dass Abellio für den Betrieb des neuen Netzes bestens gewappnet ist: „Wir freuen uns sehr, dass wir bald erstmals länderübergreifenden Verkehr in die Niederlande anbieten können und damit das Verkehrsangebot für Fahrgäste aus beiden Ländern erheblich verbessern. Auch die damit verbundenen Herausforderungen wie eine zweisprachige Betriebsabwicklung, die verschiedenen Strom- und Zugsicherungssysteme auf der technischen Seite sowie die enge Zusammenarbeit mit zwei Aufsichtsbehörden und Infrastrukturbetreibern, werden uns für künftige Betriebsaufnahmen bestens schulen“, resümiert Ronald R. F. Lünser. „Für die Instandhaltung dieser Züge bauen wir derzeit ein Bahnbetriebswerk in Duisburg – der Abschluss der Bauarbeiten ist für Dezember geplant.“