Lüdenscheid – Damit Abgeordnete aus dem Bundestag und dem Europäischen Parlament Dienstleistungsunternehmen aus ihrer Region besser kennenlernen, vermittelt der Bundesverband der Dienstleistungswirtschaft (BDWi) unter dem Motto „Praxis für Politik“ Kurzpraktika für Politiker. Am Donnerstag absolvierte der heimische Bundestagsabgeordnete Johannes Vogel (FDP) im Rahmen dieses Projekts nun ein Tagespraktikum in der bft-Tankstelle Kirfel in Lüdenscheid. Es war bereits sein viertes Tagespraktikum im Rahmen des Projekts.
„Gerade in meiner Funktion als arbeitsmarktpolitischer Sprecher finde ich es besonders wichtig, nah am Puls der Arbeitswelt in ganz verschiedenen kleinen und mittelständischen Unternehmen zu sein“, erklärt Vogel. „Deshalb besuche ich häufig Betriebe in ganz NRW und absolviere regelmäßig auch Praxistage, um einen möglichst konkreten Eindruck aus unterschiedlichen Branchen gewinnen zu können. Das jährliche Angebot des BDWi ist hier ein toller Bestandteil.“
In Tankstellen seien neben Festangestellten oft auch viele Minijobber beschäftigt. „Auch dieses Praktikum hat mir wieder gezeigt: Die Forderung der Grünen, die Minijobs quasi abzuschaffen, ist absurd. Sie geben Menschen in ganz unterschiedlichen Lebenssituationen die Möglichkeit, sich unkompliziert etwas dazuzuverdienen. Exakt das, was sich beispielsweise die Kollegin, deren Schicht in der Tankstelle ich miterleben dürfte, wünscht“, so der Arbeitsmarktpolitiker. Die Mehrheit der Minijobber sei ausweislich jeder Umfrage mit ihrer Lage zufrieden. Wie die Arbeitsmarktzahlen verdeutlichten, finde entgegen den Behauptungen der rot-grünen Opposition ebenfalls keine Ersetzung sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung durch Minijobs statt. „Statt die Minijobs verbieten zu wollen, setzt sich die FDP für ihren Erhalt ein und hat die Verdienstgrenze auf 450 Euro angehoben – der erste Inflationsausgleich seit einer gefühlten Ewigkeit. Das war nur fair gegenüber Arbeitgebern wie Arbeitnehmern“, findet Vogel. Um das Bewusstsein für die Altersvorsorge zu stärken, habe man dabei zugleich dafür gesorgt, dass für Minijobber die Rentenversicherungspflicht gelte, es sei denn, man verzichtet ausdrücklich. „Das ist pragmatische Arbeitsmarktpolitik im Interesse der Menschen, alles andere ist grüne Regulierungsfantasie“, sagt der FDP-Politiker.
Das Tankstellenpraktikum ist Vogels mittlerweile vierter Praxistag im Rahmen des BDWi-Programms. Zuvor hatte er in diesem Rahmen bereits praktische Erfahrungen im Garten- und Landschaftsbau, im Zeitarbeitsunternehmen START und im Herscheider Seniorenzentrum sammeln können. Laut Aussage des Bundesverbands der Dienstleistungswirtschaft (BDWi) nehmen in diesem Jahr 110 Abgeordnete an der Aktion teil und absolvieren kurze Unternehmenspraktika. „Mittelständler und Politiker haben eine Gemeinsamkeit, sie sind lokal – im Wahlkreis – verwurzelt. Hier setzt ,Praxis für Politik‘ an. Wir bringen Unternehmen und Politiker zusammen. Davon profitieren beide Seiten. Die Politiker lernen einen neuen Betrieb und vielleicht sogar eine neue Branche, mit all ihren praktischen Details kennen. Die Unternehmer und ihre Mitarbeiter lernen im Gegenzug nicht nur ihren Wahlkreisabgeordneten kennen. Sie erfahren aus erster Hand, wie Politik gemacht wird“, erklärt BDWi-Präsident Michael H. Heinz. Folgende Branchen sind an der Aktion beteiligt: Altenpflege, Automatenspiel (Spielhallen und Automatenaufsteller), Baumschulen, Freiberufler aus dem Bausektor (Architekten, Bauingenieure, Sachverständige), Garten- und Landschaftsbau, Geld- und Werttransporte, Kinder- und Jugendhilfe/Behindertenbetreuung, Sicherheitsdienstleistungen, Tankstellen, Vermittlung von Finanzdienstleistungen, Vermittlung von Versicherungen, Videotheken, Zeitarbeit, Lotto- und Toto-Annahmestellen (nur in Bayern), Zahntechnik (nur in Hessen).