Siegen/Olpe – Die Industrie- und Handelskammer (IHK) hat jetzt für die 18 Städte und Gemeinden ihres Bezirks die Kaufkraft- und Umsatzprognosen für den heimischen Einzelhandel für 2014 veröffentlicht. Danach können die Bürger in den Kreisen Olpe und Siegen-Wittgenstein in diesem Jahr insgesamt 2,3 Milliarden Euro im Einzelhandel ausgeben (Einzelhandelskaufkraft). Der stationäre Einzelhandel wird demgegenüber einen Umsatz erzielen, der um 244 Millionen oder knapp 11 Prozent unter der Einzelhandelskaufkraft liegt. „Die Kaufkraftbindung unseres Einzelhandels entspricht dem Bundesdurchschnitt, liegt aber unter dem Durchschnitt des Landes, wo das Verhältnis von Einzelhandelskaufkraft und Einzelhandelsumsatz etwa 94 Prozent beträgt“, erläutert Rudolf König gen. Kersting, zuständiger Geschäftsführer der IHK.
Deutliche Unterschiede gibt es auch in der Region selbst: Dabei zeigt sich der Kreis Siegen-Wittgenstein mit einer Kaufkraftbindung von 97 Prozent deutlich stärker als der Kreis Olpe mit 74 Prozent. „Hier macht sich nicht nur die Anziehungskraft des Oberzentrums Siegen bemerkbar. In die Berechnung fließen unter anderem auch die Umsätze der weit über den Kreis ausstrahlenden großen Möbelhäuser ein“, so der IHK-Vertreter. Solche Sonderfaktoren seien auch bei der Bewertung der vergleichsweise guten Zahlen für die Stadt Siegen und für Freudenberg zu berücksichtigen. Dem Siegener Einzelhandel fließen in diesem Jahr rechnerisch insgesamt 225 Millionen Euro mehr zu, als die Bürger Einkaufskraft haben. Das entspricht einer Einzelhandelszentralität (Umsatz/Kaufkraft-Relation, absolut) von 142. Freudenberg folgt mit einem Wert von 125. „Im Kreis Olpe gibt es keine vergleichbaren Sonderfaktoren. Trotzdem gelingt es der Stadt Olpe mit einer Einzelhandelszentralität (absolut) von 108 ebenfalls, mehr Kaufkraft im stationären Einzelhandel zu binden, als alle anderen Kommunen des Kreises Olpe.“ Dem Olper Einzelhandel fließen nach Feststellung der IHK so per Saldo von außen 11,7 Millionen Euro zu.
Bei der Kaufkraftbindung spielen die Güter für den täglichen Bedarf eine wichtige Rolle. Sie machen immerhin rund 47 Prozent aller Einzelhandelsumsätze (einschließlich Drogeriewaren) aus. Diese Umsätze sind aus den innerstädtischen Lagen zunehmend verschwunden: „Wer seinen täglichen Bedarf an Lebensmitteln decken möchte, fährt heute zum nächst gelegenen Supermarkt oder Discounter. Den Weg in die City kann er sich oft ersparen“, so König. „Heute entscheidet sich die Handelszentralität eines Ortes stärker als in der Vergangenheit danach, inwieweit der tägliche Bedarf im eigenen Ort gedeckt wird. Kirchhundem und Hilchenbach gelingt dies offenkundig nur zum Teil. Sie haben mit einer Handelszentralität von 33 beziehungsweise 42 die geringste Kaufkraftbindung im Bezirk der IHK.“
Ein bedeutender Anteil am Kaufkraftabfluss ist heute Internetumsätzen und dem sonstigen Versandhandel zuzurechnen. „Internetumsätze machen heute etwa 10 Prozent des Gesamtumsatzes im Einzelhandel aus“, so König. Wenig betroffen ist nach Feststellung der IHK bisher der tägliche Bedarf, stärker der Buchhandel, der Bereich der Unterhaltungselektronik sowie der Handel mit Bekleidung und Schuhen. „Dies wird den Trend verstärken, dass sich der Einzelhandel künftig zunehmend auf immer weniger, dafür aber umso attraktivere Standorte konzentrieren wird“, so König.
