Teilnehmerinnen des Lernprojektes mit Sebastian Schütte.
Iserlohn. Mittlerweile werden die männlichen Kommilitonen schon neidisch. Was vor einigen Jahren als Pilotprojekt begonnen hat, hat sich im Fachbereich Maschinenbau der Fachhochschule Südwestfalen in Iserlohn zu einer festen Einrichtung entwickelt: Projektorientierte Lerngruppen nur für Studentinnen.
In diesem Jahr haben sich die Studentinnen der Studiengänge Automotive und Maschinenbau intensiv mit dem Fräsen beschäftigt. Unter Leitung von Sebastian Schütte, Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Fachbereich, haben sie eine Obstschale aus Holz erstellt und dabei die komplette Prozesskette des Fräsens abgebildet. „Wir haben zunächst die Obstschale am PC mit einem CAD-Programm modelliert. Anschließend beschäftigten wir uns mit den theoretischen Grundlagen des Fräsens bevor wir an der CNC-Maschine die Obstschalen gefertigt haben“, berichtet Sebastian Schütte. Maike Kroll, die im vierten Semester Fertigungstechnik studiert, ist begeistert: „Das was wir in den Vorlesungen theoretisch gelernt haben, konnten wir hier in Kleingruppen praktisch umsetzen. Jede noch so detaillierte Frage wurde beantwortet“.
Studentische Bewertungen von Lehrveranstaltungen zeigen immer wieder, dass ein und dieselbe Lehrveranstaltung von Männern und Frauen sehr unterschiedlich beurteilt wird. Frauen haben vielfach andere Anforderungen an die Wissensvermittlung als Männer: Sie lernen stärker visuell und es ist ihnen wichtig, praktische Anwendungen zu erlernen. Auch die persönliche Kommunikation und Anleitungen zur konkreten Problemlösung haben für Frauen einen höheren Stellenwert. Und: „Frauen sind interessierter bei der Sache, lassen sich nicht so schnell ablenken“, hat Sebastian Schütte beobachtet.
Der Fachbereich Maschinenbau beschreitet daher mit Unterstützung der Gleichstellungsbeauftragten Dagmar Driesen mit den Frauen-Lernprojekten in der Ausbildung der Studentinnen neue Wege. Die Lernprojekte finden zusätzlich zu den normalen Lehrveranstaltungen statt. „Mit diesen Projekt möchten wir dem Lernverhalten und -bedürfnis unserer Studentinnen stärker entgegenkommen“, erläutert Prof. Dr. Wilhelm Hannibal, der das Projekt initiiert hat, „die in der Vorlesung vermittelten Inhalte werden hier an praktischen Beispielen veranschaulicht“.
Noch einen weiteren Vorteil dieser Lerngruppen hat Alwina Stadel, Studentin des Studiengang Automotive ausgemacht: „Bislang kannten wir uns nur vom Sehen. Die Projektarbeit hat uns viel stärker vernetzt“.