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Heimischer Einzelhandel setzt auf Nähe zum Kunden. Absage an neue Vorhaben auf der „Grünen Wiese“

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Siegen, 3. Mai 2012 – Einzelhändler, die ihre Angebote konsequent kundennah gestalten, brauchen neue Vertriebsformen nicht zu fürchten. Anlässlich der Frühjahrssitzung des Einzelhandelsausschusses der Industrie- und Handelskammer Siegen (IHK) zeigten sich die heimischen Kaufleute selbstbewusst. Es gibt noch „richtig guten Einzelhandel“, so Michael Schreiber, Vorsitzender des Ausschusses. Im Vordergrund der Aussprache über aktuelle Handelsentwicklungen standen die Auswirkungen des Internethandels. Mit ihm ist in einigen Sortimenten, insbesondere bei Büchern und Elektronikartikeln, ein ernst zu nehmender Wettbewerb entstanden.

Deshalb sei es wichtig, so die Ausschussmitglieder, ein „klares eigenes Profil“ zu zeigen und den Kunden konsequent in den Mittelpunkt zu stellen. Thomas Weissner, Leder Jaeger, Siegen, zeigte sich von den Vorteilen der Kundennähe des Facheinzelhandels überzeugt. „Man muss sie aber nutzen“, so Weissner, „mehr als in der Vergangenheit muss sich der Facheinzelhandel auf neue Herausforderungen einstellen und darauf Antworten finden“. Das Unternehmen, das auch außerhalb des Siegerlandes einige Filialen unterhält, verfügt mittlerweile über eine eigene Design-Abteilung und eigene Produkte. „Weil wir als Einzelhändler die Wünsche unserer Kunden sehr gut kennen, liegen wir mit unseren Sortimenten genau richtig“. Nach Einschätzung von Uwe Kraatz, Modehaus Schulze, Siegen, zählen „Individualität und Emotionalität und Service“ mehr als jemals zuvor. Zudem, so Kraatz, „ist das Geschäft brutal kapitalintensiv geworden“. „Ohne erhebliche Investitionen geht heute nichts mehr“. Wer sich dieser Herausforderung stelle, könne aber auch im klassischen Einzelhandel noch gut dastehen. Sein Unternehmen betreibt zahlreiche S-Oliver-Stores im ganzen Bundesgebiet sowie zwei Bekleidungshäuser.

Der in Werl und in Remscheid geplanten Ansiedlung von Fabrikverkaufszentren (Factory-Outlet-Center, FOC, oder Design-Outlet-Center, DOC), steht der Einzelhandelsausschuss kritisch gegenüber. Er drängt darauf, die landesweiten Bemühungen um eine Stärkung innerstädtischer Zentren durch solche Vorhaben nicht zu unterlaufen. Das Remscheider DOC soll mit einer Verkaufsfläche von circa 20.000 Quadratmeter außerhalb des allgemeinen Siedlungsbereichs unmittelbar an der Autobahn gebaut werden. Die geplanten Einkaufszentren würden auch aus den Kreisen Olpe und Siegen-Wittgenstein Kaufkraft abziehen, obwohl der IHK-Bezirk nicht im engeren Einzugsbereich liegt. Darüber informierte Klaus Willmers, Geschäftsführer des Einzelhandelsverbandes Südwestfalen. Noch ist sehr unsicher, ob die geplanten Investitionen in Outlet-Center auch umgesetzt werden. Derzeit liegen weder in Werl noch in Remscheid die planungsrechtlichen Voraussetzungen vor. Auch spricht die erst vor wenigen Tagen verabschiedete Kabinettsvorlage zur Steuerung des großflächigen Einzelhandels in NRW gegen die Genehmigungsfähigkeit. Willmers hält es aber für möglich, dass Investoren versuchen könnten, auf dem Rechtswege die Genehmigungen zu erzwingen. Die Einzelhändler sprachen sich dafür aus, dass sich die IHK Siegen als Träger öffentlicher Belange in ihrer Stellungnahme zu dem geplanten Zentrum in Remscheid nicht grundsätzlich gegen ein FOC oder DOC aussprechen sollte, wohl aber gegen jede Ansiedlung außerhalb der Innenstadtbereiche. Derartige Einkaufsmagneten auf der grünen Wiese würden die Entwicklung der Innenstädte großen Schaden zufügen. Die Vollversammlung der IHK Siegen wird in ihrer Sommersitzung ihr Votum zu dem Projekt in Remscheid festlegen.

Mit Blick auf die Grenzlage zu Hessen und Rheinland-Pfalz verfolgt der Einzelhandelsausschuss der IHK Siegen aufmerksam die derzeitige Diskussion um Änderung des Ladenöffnungsgesetzes in Nordrhein-Westfalen. Unterschiedliche Regelungen in den drei angrenzenden Ländern könnten zu Wettbewerbsverzerrungen im Dreiländereck führen. Für den heimischen Handel kommt es daher vor allen Dingen darauf an, dass auch in Hessen und Rheinland-Pfalz gleiche Bedingungen wie in NRW gelten. „Es darf nicht so sein, dass bei uns die Kunden vor verschlossenen Türen stehen, während ein paar Kilometer weiter die Konkurrenz Geschäfte macht. Dann fahren unsere Kunden eben über die Landesgrenzen“, so die Auffassung der Ausschussmitglieder.

Dem Einzelhandelsausschuss der IHK Siegen gehören Einzelhändler aus den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe an. Die Mitglieder werden jeweils für zwei Jahre vom Präsidium der IHK berufen. Der Ausschuss hat beratende Funktion für die IHK.

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