„Entscheidend ist, dass die jungen Menschen interessiert sind“
Siegen – Die große Begeisterung kann Harald Görnig eigentlich nicht verstehen. „Wir haben immer für uns ausgebildet, nicht damit wir irgendein Zertifikat bekommen“, sagt der gelernte Metallbauermeister der gleichnamigen Schlosserei Harald Görnig. Anzumerken ist ihm aber seine Freude über das Ausbildungszertifikat der Agentur für Arbeit Siegen, das ihm die Leiterin Dr. Bettina Wolf verlieh, schon.
„Sie sind ein vorbildlicher Handwerksbetrieb, der weit in die Zukunft denkt“, lobt dann auch die Leiterin der Arbeitsagentur bei der Übergabe des Zertifikates, mit dem die Arbeitsagentur Betriebe mit besonderem Engagement in Sachen Ausbildung auszeichnet. Insgesamt drei Zertifikate verleiht die Siegener Agentur in dieser Woche, in der bundesweit die Aktionswoche „Woche der Ausbildung“ bei der Bundesagentur für Arbeit stattfindet. In diesem Jahr will die Siegener Arbeitsverwaltung gerade die Betriebe auszeichnen, die auch älteren Auszubildenden eine Chance geben. „Sie bilden seit Jahren überdurchschnittlich aus und haben jetzt sogar einem 28-Jährigen eine Lehrstelle angeboten, der sein Studium an der Uni Siegen abbrechen musste“, fasst Dr. Bettina Wolf zusammen. „Das hat uns sehr beeindruckt, und zeigt auch, dass ein Studienabbruch durchaus auch die Chance auf einen neuen Weg sein kann.“
„Für mich ist entscheidend, dass die jungen Menschen, die sich bei mir bewerben, an unserer Arbeit interessiert sind“, erzählt Harald Görnig. „Ich gucke da gar nicht so sehr auf die Noten.“ Dass sich die Ausbildung bei Harald Görnig lohnt, zeigt die Erfahrung: „Keiner meiner ehemaligen Auszubildenden ist heute arbeitslos“, weiß er zu berichten. Und das aus gutem Grund. Metallbauer sind sehr gefragt, der Schuh drückt gerade im Handwerk, wenn die Handwerksmeister an das Thema Nachwuchs denken. „Wir haben ausgerechnet, dass in den nächsten fünf Jahren bis zu 10 Prozent der heutigen Fachkräfte in Rente gehen“, berichtet Dr. Bettina Wolf. Deshalb werbe die Arbeitsagentur in dieser Woche unter dem Motto „Auf den 2. Blick die erste Wahl“ bei Betrieben dafür, Bewerbungsunterlagen von potenziellen Auszubildenden bei einem kleinen Makel nicht gleich wegzulegen. „Wir brauchen jeden einzelnen jungen Menschen, wenn wir unser heutiges Niveau halten wollen“, motiviert Dr. Bettina Wolf.
Harald Görnig geht für Dr. Bettina Wolf mit gutem Beispiel voran. Denn er kümmert sich nicht nur um die Jüngeren auf dem Arbeitsmarkt. „Wenn sich ein über 50-Jähriger bei mir bewirbt, dann ist die Versuchung schon sehr groß ihn einzustellen“, sagt er ganz selbstverständlich – und fragt sich erneut, warum wieder alle am Tisch beim Pressegespräch ganz begeistert lächeln.